Crashkurs
Ursprung in einem genialen Coup. So gibt es mehrere Analysen, die besagen, dass die USA in den Jahren 1972/1973, also nach Aufgabe des Goldstandards und dem Zusammenbruch des Währungsabkommens von Bretton Woods, in geheimen Verhandlungen mit dem saudiarabischen Königshaus folgende Vereinbarung getroffen haben: »Ihr Saudis liefert Öl weltweit nur noch gegen Zahlung von US-Dollars. Dafür garantieren wir, die USA, dem saudischen Königshaus militärischen Schutz gegen eure äußeren Feinde und sichern euren Machtanspruch innerhalb des Landes gegen die aufmüpfige Bevölkerung.« Es gibt für diese These keine offiziellen Bestätigungen, aber viele Hinweise, dass es genau so ablief. Wohlgemerkt: Saudi-Arabien ist der weltweit mit Abstand größte Exporteur von Rohöl.
Quelle: www.silberinfo.de
Es spielt auch keine Rolle, wie es die Amerikaner gemacht haben, auf jeden Fall ist es ihnen gelungen, den durch nichts gedeckten US-Dollar als weltweit anerkannte Verrechnungseinheit durchzusetzen. Mit weitreichenden Folgen: Die meisten Rohstoffe, ob Öl oder Weizen, Gold oder gefrorener Orangensaft, werden im internationalen Handel in US-Dollar abgerechnet. Das klingt zwar nicht übermäßig interessant, ist es aber. Denn die Folgen sind äußerst brisant.
Wer immer auf dem Weltmarkt einen Tanker voll Rohöl kaufen will, braucht dafür eine dicke Brieftasche voller US-Dollars. Also muss er zunächst seine Heimatwährung gegen US-Dollars verkaufen. Diese gibt er dann dem Scheich, der ein paar Fässer voll schmierigen Drecks aus dem Sandboden geholt hat. Und das wiederholt sich bei jedem Tanker Öl, der gekauft wird. Immer braucht der jeweilige Käufer US-Dollars. Damit passiert zweierlei: Der Scheich wird reich, und es gibt eine ständige weltweite Nachfrage nach neuen US-Dollars. Denn der Scheich gibt seine Dollars nicht ganz aus, er leistet sich nur ein paar Prunkvillen, Luxusyachten und Einkaufsreisen nach Paris. Den Großteil seiner Dollargewinne aber legt er an. Und wo? Zumeist in amerikanischen Staatsanleihen. Das heißt: Er leiht der US-Regierung Geld. Die US-Regierung gibt dieses Geld wiederum aus für Konjunkturprogramme, Waffensysteme oder militärische Abenteuer. So können die Amerikaner also ständig neues Geld drucken, weil die Welt durch den wachsenden Welthandel und das immer neue geförderte Öl nach immer neuen Dollars verlangt. Der Scheich leitet das Geld durch, lebt nicht schlecht davon und verleiht den Rest wieder an die USA, in der Hoffnung, immer pünktlich seine Zinsen darauf zu erhalten und jederzeit darauf zurückgreifen zu können, wenn er mal etwas mehr Geld brauchen sollte.
Die Asiaten und speziell die Chinesen sind in den achtziger Jahren freudig in dieses Spiel eingestiegen. Allerdings nicht nur ins Ölgeschäft, sie liefern vielmehr alle möglichen Waren in die USA, vom Spielzeug bis zum Videorekorder. Auch sie erhalten dafür US-Dollars, die sie, wie nicht anders zu erwarten, wiederum in US-Staatsanleihen anlegen. Man kann das ganze Spiel auf einen Nenner bringen. Seit nunmehr etwa dreißig Jahren läuft folgender Deal:
Die ölexportierenden Staaten und Asien liefern Öl und
Waren gegen leere Versprechungen. Dieser Handel
wird einzig von dem Vertrauen getragen, dass der
US-Dollar für alle Zeiten von allen Marktteilnehmern
akzeptiert wird.
Dieser Deal kam in den letzten Jahren wiederholt mächtig ins Wanken. Die Reaktionen der Vereinigten Staaten waren entsprechend. Wann immer jemand am Dollar gezweifelt hat, wurde es heftig.
Bei meinen vielen Gesprächen stelle ich auch immer wieder die Frage: »Was war Ihrer Meinung nach der wahre Grund für den Einmarsch in den Irak?« Man findet heute niemanden mehr, der ernsthaft antwortet: »Die Menschenrechte oder die Massenvernichtungswaffen.« Die allermeisten antworten: »Natürlich das Öl!« Womit sie nicht ganz unrecht haben, denn der Zugriff auf die irakischen Ölvorkommen ist sicherlich mit ein Grund gewesen. Andererseits haben die USA in den Jahrzehnten zuvor in Saddam einen verlässlichen Öllieferanten gehabt. Warum also jetzt ein solches militärisches Großfeuer abbrennen mit all seinen Risiken, um etwas zu erreichen, was man ohnehin bereits hat?
Nur wenige geben auf Anhieb die wirklich richtige Antwort. Dennoch antworten einige, meist Leute mit entsprechender Position und viel Hintergrundwissen, wie aus der Pistole geschossen: »Der Dollar!«
Tatsächlich war Saddam Hussein einer der Ersten, der an diesem Deal rüttelte und
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