Crashkurs
sondern nur ein Versprechen beinhalteten, nämlich das, jederzeit von der ausstellenden Bank Silbermünzen in dem angegebenen Umfang zu beziehen, die im Gegenzug zur Ausgabe der Noten bei der Bank hinterlegt waren.
Zumeist war dieser Herausgabeanspruch an Gold- und Silbermünzen oder auch an Gold- und Silberbarren gebunden. Sie kennen sicherlich die deutsche Goldmark des Kaiserreichs oder die heutige englische Währung Pfund Sterling, deren Name sich noch immer auf das »Sterling-Silber« bezieht.
Die Golddeckung der Währungen galt in etwa von 1815 bis 1914 weltweit. Auch davor gab es wie oben beschrieben die Deckung durch Gold und Silber, allerdings kam es in dieser Zeitspanne durch das mächtige England zu einer sehr stabilen und weltweit gültigen Goldwährung. England definierte, dass eine Unze Gold exakt 3 Pfund, 17 Shilling und 9 Pence entsprach. Dieser Wert der Währung blieb über fast hundert Jahre konstant. Alle übrigen Währungen der Welt wurden entsprechend ihrem hinterlegten Goldgewicht umgerechnet. Man hatte also über hundert Jahre ein stabiles Wechselkursverhältnis aller wesentlichen Währungen. Ganz wichtig: Der Wert des Geldes wurde am Gold gemessen – nicht umgekehrt. Das sorgte ein Jahrhundert lang für stabile Verhältnisse, Wohlstand und weitestgehende Vollbeschäftigung.
So weit, so gut. Doch irgendwann wurde bemerkt, dass niemals alle Banknoten gleichzeitig vorgelegt wurden. Was auch passierte, es war völlig unwahrscheinlich, dass zu irgendeinem Zeitpunkt alle Menschen gleichzeitig all ihre Banknoten bei der Bank vorlegen würden. Also konnte man doch einfach ein paar Banknoten mehr in Umlauf geben, als wirklich Gold oder Silber in den Tresoren lag. Der gesunde Menschenverstand begehrt hier auf und sagt: »Moment mal! Das ist doch Betrug!« Ja, das ist es. Aber wenn er von Regierungsseite kommt, nennt man es nicht Betrug, sondern Geldpolitik. So konnte man also mehr Geld schaffen, als eigentlich durch das echte Gold und Silber gedeckt war. Da Regierungen zu allen Zeiten Geld brauchen, ob zum Verschleudern für Prunkbauten oder für die Kriegsführung, war das eine gern genutzte Einnahmequelle.
Und ab 1914 brauchten die Regierungen sehr viel Geld. Sie mussten zwei Weltkriege bezahlen. Sie mussten also schnell viel Geld schaffen. In einem System, das durch Golddeckung garantiert ist, kann man aber nicht mal eben die Druckerpresse anwerfen, denn man müsste im Gegenzug ja auch entsprechende Mengen an Gold einlagern.
Also verwässerte man die Golddeckung, indem man zum Beispiel die Regelung erließ, dass nur noch für 30 Prozent des Geldes Gold hinterlegt zu werden brauchte – oder man schaffte die Golddeckung gleich ganz ab. Nun konnte die Geldmenge beliebig gesteigert werden. Ohne die Abschaffung der Golddeckung hätte der Erste Weltkrieg gar nicht stattfinden können. Den Regierungen wäre ganz schnell das Geld für neue Waffen ausgegangen, und der Krieg wäre zu Ende gewesen. So aber stieg beispielsweise die Geldmenge des Deutschen Reiches von 1914 bis 1918 von 9 Milliarden Reichsmark auf 52 Milliarden Reichsmark. Einfach per Druckerpresse. Die Folgen waren Hyperinflation und wirtschaftliche Zusammenbrüche weltweit. Massenarbeitslosigkeit und Verzweiflung und in der Folge der Zweite Weltkrieg. Niemand konnte das Geld so schnell ausgeben, wie es an Wert verlor. Sie erinnern sich vielleicht an alte Erzählungen, wie die Leute eine Schubkarre voller Geld nicht unbeaufsichtigt haben stehen lassen können. Es hätte sonst jemand das Geld ausgekippt und die Schubkarre geklaut.
In den Folgejahren gab es immer wieder Versuche, den Goldstandard zumindest teilweise wieder einzuführen, aber sie scheiterten jedesmal an den Interessen einzelner einflussreicher Personenkreise.
Den Gipfel erreichten ausgerechnet die USA, als ihr damaliger Präsident Theodore Roosevelt am 5. April 1933 den privaten Goldbesitz verbot und unter Strafe stellte. Jeder Bürger musste seinen Goldschmuck, Münzen, Barren und so weiter bei den staatlichen Stellen abliefern. Private Haushalte und Banktresore wurden durchsucht und alles Gold konfisziert. Dieses Goldverbot blieb fast vierzig Jahre lang gültig und wurde erst 1971 aufgehoben.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde allerdings erneut ein Goldstandard eingeführt. Im sogenannten Bretton-Woods-Abkommen (benannt nach einem Kaff in den USA mit unglaublichen 600 Einwohnern) legten die USA fest, dass eine Unze Gold exakt 35 US-Dollar wären. Alle anderen
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