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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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Länder mussten ihre Währungen entsprechend anpassen. So waren also auch die Währungen der anderen Länder quasi goldgedeckt, da sie in einem festen Wechselkurs in US-Dollar getauscht werden konnten und diese wiederum gegen Gold. Das war für die USA zunächst kein Problem. Sie hatten ja riesige Goldmengen eingezogen und sich während der Weltkriege ihre Waffenlieferungen in Gold bezahlen lassen. Im Lauf der Zeit brauchte die Supermacht durch ihre weltweiten Aktivitäten aber immer mehr und mehr Geld, beispielsweise für den Vietnamkrieg. So reduzierte man nach und nach die Garantie, für 35 US-Dollar jeweils eine Unze Gold zu liefern, und produzierte immer mehr Dollarnoten, ohne weiteres Gold einzulagern. Als dann Frankreich 1969 seine gesamten Dollarnoten in Amerika einreichte und das Gold dafür ausgeliefert haben wollte, konnte Amerika dieses Gold nicht liefern. Die USA waren de facto zahlungsunfähig. Als Folge kündigte Präsident Nixon das Versprechen, Gold für vorgelegte Dollarnoten auszuliefern, einfach auf. Von diesem Tag an konnten die »Banknoten« gegen nichts mehr eingetauscht werden. Aus der Banknote als Versprechen auf die Aushändigung echten Geldes in Gold oder Silber war ein Zettel mit dem Versprechen auf absolut nichts geworden.
    Das lässt sich sehr gut anhand einer US-Dollar-Note und ihrer im Laufe der Jahre wechselnden Aufschrift veranschaulichen: Auf der Banknote von 1928 ist zu lesen: »Silberzertifikat. Dies zertifiziert, dass 1 Silberdollar beim Schatzamt der USA hinterlegt wurde, auszahlbar an den Überbringer dieser Forderung.« Auf der Banknote von 1953 steht: »Die USA zahlen dem Überbringer dieser Forderung 1 Dollar.« Die Hinterlegung für alle Scheine ist schon nicht mehr garantiert. Auf der US-Dollar-Note von heute steht nur noch dieser eine Satz: »In God we trust.«
    Da hat irgendjemand im Finanzministerium wirklich rabenschwarzen Humor bewiesen. Denn in der Tat garantiert diese Dollarnote schlichtweg gar nichts! Sie ist nicht mehr wert als das Papier und die Druckfarbe. Das Einzige, was ihrem Besitzer bleibt, ist in der Tat Gottvertrauen – das Vertrauen darauf, dass irgendein anderer diesen Geldschein von mir gegen eine Dienstleistung oder eine Ware tauscht und annimmt. Dies gilt in der logischen Konsequenz für alle gängigen Papierwährungen der heutigen Zeit. Sie können ihre Funktion nur aufrechterhalten, solange die Masse der Menschen und die Wirtschaft daran glauben, dass ein anderer diese wertlosen Papierfetzen als Zahlungsmittel akzeptiert. Ein unglaubliches Experiment, das man bis vor wenigen Jahrzehnten als absolute Torheit angesehen hätte! Es existiert in dieser Form erst seit den siebziger Jahren. Nicht wenige Kritiker gehen davon aus, dass dieses Experiment in naher Zukunft in einem Desaster enden wird.
    Im Herbst 2008 forderten die europäischen Staatschefs ein »Bretton Woods II«. Den meisten Menschen war zu diesem Zeitpunkt nicht klar, was das bedeutet: nichts anderes als eine Währungsreform. Eine neue Währung mit Edelmetalldeckung.
    Es ist absolut notwendig, dass Sie diesen Zusammenhang verstanden haben:
Das heutige Weltwirtschaftssystem hängt einzig und
allein davon ab, dass die Menschen diesen bunten Papierschnipseln
ohne jegliche Verpflichtung, genannt
»US-Dollarnoten«, vertrauen.
    Und was, wenn morgen ein wichtiger Marktteilnehmer sagt: »Wir akzeptieren keine US-Dollars mehr für unsere Waren«? Dann haben wir ein Problem. Das wäre wie ein großer Dominostein, dessen Fall eine weltweite Kettenreaktion mit anschließender Kernschmelze auslösen würde.
    Daher ist es nur allzu verständlich, dass die USA alles unternehmen würden, um dieses buchstäblich blinde Vertrauen in den US-Dollar aufrechtzuerhalten. Denn was rechtfertigt dieses Vertrauen? Die Gesamtverschuldung (also die Schulden des Staates, der Industrie und der Bürger) der Vereinigten Staaten ist so hoch wie noch nie zuvor in der Geschichte. Alle sind sich einig, dass die USA diese Schulden in Höhe von über 40 Billionen US-Dollar niemals werden zurückzahlen können. Wie lange ist die Welt bereit, einem hoffnungslos überschuldeten Kreditnehmer ständig neue Darlehen einzuräumen – gegen das wertlose Versprechen, es irgendwann zurückzuzahlen? Und da geht es nicht um Peanuts, sondern um Darlehen in der unglaublichen Größenordnung von zur Zeit 2 Milliarden US-Dollar pro Tag!
    Dass dieses Gottvertrauen der Märkte in den US-Dollar überhaupt bis heute Bestand hat, hat seinen

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