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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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von US-Dollar auf andere Währungen umgestellt. Im Februar 2008 wurde die Ölbörse endlich eröffnet. Allerdings wird Öl dort bislang nicht gegen Euro, sondern gegen die Landeswährung Rial gehandelt. Das Regime von Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad pokert also hoch. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten, aber ich empfehle Ihnen, bei Meldungen zu diesem Thema genau hinzusehen.
    Der Dollar und die seltsame Explosion der Lebensmittelpreise

    Immer mehr Staaten erkennen, dass die Weltherrschaft des Dollars und damit der Vereinigten Staaten dem Ende entgegengeht. Die Chinesen haben aufgrund ihrer Exporte in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren unglaubliche Summen an US-Dollars angehäuft. China ist mittlerweile einer der größten Gläubiger der USA. Fast eine Billion US-Dollar betragen die Schulden der USA in China. Mit jedem Tag, an dem die US-Währung weiter fällt, verliert China Geld. Also versuchen die Asiaten, diese Dollarberge abzubauen. Dazu werden Staatsfonds gegründet, deren Aufgabe es ist, einkaufen zu gehen. Ich nenne das gerne »Extreme-Shopping«. Jede Frau wäre froh, wenn sie mit einem solchen Budget auf Tour gehen dürfte. Der letzte chinesische Staatsfonds wurde mit 200 Milliarden Dollar und dem Auftrag ausgestattet: Kauft was Sinnvolles, Hauptsache, wir werden die Dollars los! Also ziehen die Fondsmanager um die Welt und kaufen ein, was sie kriegen können. Australische Erzminen, afrikanische Gasfelder oder europäische Hightechunternehmen. Diese Bewegung »raus aus dem Dollar« bringt natürlich die amerikanische Währung unter Druck. Jetzt kommen wir zu einem Thema, bei dem viel Spekulation im Spiel ist. Bitte lesen Sie die folgenden Zeilen mit viel Skepsis.
    Die Chinesen haben die Amerikaner faktisch in der Hand. Würde China morgen dem Dollar offiziell abschwören, wäre Amerika binnen weniger Wochen pleite. Gleichzeitig sitzen die Chinesen aber selbst in der Falle, da sie über sehr große Dollarbestände verfügen. An einem Platzen des Dollars können sie nicht interessiert sein, solange sie selbst noch zu sehr von ihm abhängen. Dennoch wollen sie – wie viele andere Staaten zur Zeit – so schnell wie möglich aus ihren Dollarbeständen aussteigen. Je aggressiver sie dabei vorgehen, umso größer wird der Druck auf die amerikanische Währung. Wenn der Dollar massiv und vor allem schnell an Wert verliert, geht ganz schnell die Frage um die Welt: »Holla! Was ist denn mit dem Dollar los? Bricht der komplett weg? Ich glaube, da gehe ich auch mal lieber aus meinen Dollaranlagen raus.« Ein solches Szenario gab es im Frühjahr 2008, als der Greenback wie ein Stein fiel und mühelos über 1,50 US-Dollar pro Euro gesprungen ist. Einige Marktteilnehmer hatten es wohl übertrieben mit dem Abbau ihrer Bestände. In der Tat stellte sich die Welt bereits damals die Frage: Ist das das Ende des Dollars?
    Es war höchste Zeit, dass die USA etwas unternahmen, um die Chinesen dazu zu bewegen, den Druck auf den Dollar abzuschwächen. Aber was? Militärische Maßnahmen oder internationaler Druck sind gegen China mittlerweile kaum noch anwendbar. Doch es gibt einen Punkt, an dem der chinesische Drache verwundbar ist wie einst Achill an seiner berühmten Ferse: China muss eine Milliarde Menschen ernähren. Der Großteil dieser Menschen ist noch immer bettelarm und hat ohnedies Mühe, sich sein täglich Reisschälchen leisten zu können. Was könnte es also für die chinesische Bevölkerung und somit auch für die chinesische Regierung Schlimmeres geben als explodierende Lebensmittelpreise?
    Aber Achtung, das ist noch immer eine Hypothese! Ich trage lediglich einige Mosaiksteinchen zusammen, die ein interessantes Bild ergeben. Es muss nicht das richtige Bild sein. Dafür fehlen die Beweise. Es soll lediglich die Diskussion anregen. Aber einiges spricht für diese These: Wer ist der größte Exporteur von Mais auf der Erde? Die Vereinigten Staaten von Amerika. Und wer ist wohl der größte Weizenexporteur? Die Vereinigten Staaten von Amerika. Und selbst beim Reis ist Amerika die Nummer drei unter den größten Exportländern – nach Thailand und Vietnam.
    Und wo werden die Lebensmittelpreise gemacht? Hauptsächlich an der Chicago Board of Trade, der großen amerikanischen Warenterminbörse. Dort wird durch Terminkontrakte – man könnte auch sagen durch Wetten auf die Zukunft – der Preis für die diversen Getreidearten festgelegt. Wer hat den größten Nutzen eines extrem starken Preisanstiegs?

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