Crashkurs
neues Geld investiert, bald unglaublich reich werden wird .
Dazu darf die momentane explosive Lage auf gar keinen Fall viel weiter eskalieren.
Der Einbruch an den Aktienmärkten könnte das Fass zum Überlaufen bringen. Das Plunge Protection Team müsste also die Märkte um jeden Preis vor dem Kollaps bewahren. Immer wieder kleinere Schübe nach unten sind akzeptabel, aber dann muss wieder ein paar Monate Ruhe sein, damit die Investoren nicht zu sehr erschrecken. Man kann das erwartete und heraufbeschworene Verhalten der Investoren etwa so beschreiben: »Huch, das fällt! Oje, das wird doch nicht noch schlimmer!? Ah, es hält! Klasse, es geht ja schon wieder etwas aufwärts! Alles wird gut! Hmm, wieso steigt es nicht weiter? Huch, es fällt …«, und so weiter.
In diesem Rhythmus kann man sich viel problemloser mehrere tausend Punkte nach unten schaukeln, ohne dass die Welt panikartig alles Geld abzieht. Würde das in einem Rutsch passieren, sähe es ganz anders aus.
Als Nächstes muss verhindert werden, dass es zu einem großen Bankenkollaps kommt. Zu diesem Zweck werden die Probleme immer weiter verheimlicht und verschleppt. Wo es gar nicht mehr geht, opfert man eine Bank und behauptet dann: »Das war nur ein Einzelfall! Seht her, wie gut wir den im Griff haben und wie gut wir alles regeln können!« Bis zur nächsten Bank haben sich die Menschen schon daran gewöhnt. Wären die bisherigen Bankenpleiten der letzten zwei Jahre in kürzerem Abstand erfolgt, wären die Anleger in Panik geraten. So hatten sie immer wieder Zeit, sich an die Horrormeldungen zu gewöhnen.
Natürlich müssen auch die Immobilienmärkte stabilisiert werden – eines der größten Probleme. Aktienmärkte können mit relativ wenig Geld über die Terminmärkte manipuliert werden. Bankprobleme können mit Bilanztricks kaschiert werden. Aber für Immobilienpreise gibt es keinen Terminmarkt, wo ich mal eben den Referenzpreis hochziehen kann. Das ist reale Wirtschaft! Da müssen ganz andere Summen in die Hand genommen werden, um hier zu stabilisieren.
Ich bin gespannt, was sich die US-Regierung einfallen lässt. Vielleicht gibt sie Garantien für Hauspreise ab und verspricht jedem Hausbesitzer, das Haus zum Wert von 2008 selbst zu kaufen. Die Begründung wäre einfach: »Unser amerikanischer Grund und Boden ist wertvoll! Es kann nicht sein, dass ›God’s own country‹ verschleudert wird, nur wegen einiger vorübergehender, völlig überzogener Reaktionen einiger Marktteilnehmer. Und seht, die Russen und Chinesen nutzen die Gelegenheit, uns das Land unserer Väter zu Schleuderpreisen abzugaunern. Wenn das so weitergeht, gehört der amerikanische Flächenstaat in wenigen Jahren den Russen und Chinesen. Das muss ein Ende haben. Daher zahlt der Staat einen Mindestpreis für unseren Grund und Boden. Amerika kauft sein Vaterland zurück! Jeder Bürger kann seine Immobilie zum Wert von 2008 an den Staat verkaufen, wenn er keinen Käufer findet, der mehr bezahlt.«
Das ist natürlich ein humoristisch überzeichnetes Phantasieszenario, aber ich bin überzeugt, man wird sich sehr kreative Dinge einfallen lassen, um die Immobilienpreise zu stabilisieren. Also lassen Sie es uns doch exemplarisch weiterspinnen:
Wenn das gelingt, werden die Immobilienkredite plötzlich wieder attraktiv. Die Banken kommen wieder ins Geschäft. Die Abschreibungsorgien enden abrupt. Die eine oder andere Bank wird sogar sagen können: »Hey, wir haben viel zu viel abgeschrieben! Wir können unsere Kreditbestände aufgrund der staatlichen Garantien ja viel höher bewerten! Das führt in diesem Jahr zu außerordentlichen Erträgen in Höhe von xx Milliarden Dollar!«
Stellen Sie sich vor, was ein solcher Dreh für die Aktienmärkte bedeuten würde. Die Krise wäre zu Ende, die Leute würden die Aktienmärkte stürmen wie Attila der Hunnenkönig ein warmes Büfett. Dazu kämen dramatische »Shorteindeckungen«, das heißt, diejenigen Investoren, die in der Hoffnung auf weiter fallende Kurse Aktien »leer« verkauft haben, ohne sie zu besitzen, müssten zwangsweise diese Aktien um jeden Preis zurückkaufen.
Die Aktienmärkte würden explodieren. Die Nachrichtensender würden sich im Verkünden neuer Höchststände überschlagen, und alle würden wieder von der schönen neuen Finanzwelt sprechen. »Diesmal ist alles anders!«
Aufgrund der staatlichen Garantien hat man kein Risiko mehr beim Immobilienkauf. Steigt die Immobilie im Wert, macht man Gewinn, fällt sie, ist
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