Crashkurs
steuerlichen Aspekte bleiben dabei bewusst unberücksichtigt. Erstens sind diese für jeden Anleger höchst unterschiedlich, zweitens bin ich der Ansicht, dass sich eine Investition immer auch ohne Steueraspekt rentieren sollte. Man weiß ja auch nie, wie sich die steuerlichen Grundlagen in Zukunft ändern. Oft geschieht das dann auch noch rückwirkend. Ohnehin geht es seit Januar 2008 mehr um Kapitalerhalt als um eine möglichst hohe Rendite. Sie können in Ihrer Tageszeitung verfolgen, wie leicht es zur Zeit ist, Gelder zu verbrennen. Selbst die »Experten« von Lehman, Bear Stearns oder UBS können Ihnen ein Lied davon singen.
Aktien und Aktienfonds
Aktien und Aktienfonds gehören in diesen unsicheren Zeiten schlichtweg nicht ins Depot. Und vergessen Sie ganz schnell den Standardspruch Ihres Bankberaters: »Das müssen Sie langfristig sehen!« Meist ergänzt er diesen Satz mit einem verschwörerischen Senken der Stimme und den Worten: »Schon Kostolany hat gesagt: Aktien kaufen, Schlaftablette nehmen, und wenn Sie aufwachen, sind Sie ein reicher Mann.« Ich sage dazu: »Absoluter Blödsinn!« Wer im Jahr 2000 Internetaktien gekauft hat, hat am besten die ganze Packung Schlaftabletten genommen, denn in diesem Leben wird er die Einstandskurse mit Sicherheit nicht mehr sehen. Wer vor zehn Jahren Allianz-Aktien gekauft hat, hat heute nur noch ein Drittel seines damaligen Geldes. Wie langfristig darf’s denn sein? Ich kaufe meine Aktien doch nicht als nette Erinnerung für meine Urenkel. Natürlich müssen Sie sehr wohl darauf achten, wann Sie welche Aktie oder welchen Fonds kaufen und wann Sie wieder verkaufen, und Gewinne mitnehmen oder Verluste begrenzen.
Aktie ist immer auch Risiko. Solange Chance und Risiko in einem vernünftigen Verhältnis stehen, ist die Aktie ein tolles Investment, an dem man per saldo nicht vorbeikommt. Aber alles zu seiner Zeit. Es gibt Zeiten, in denen müssen Sie Aktien haben, und es gibt Zeiten, in denen dürfen Sie keine Aktien haben. In einer Zeit, in der ein großer Teil der Finanzwelt einen Zusammenbruch zumindest für möglich hält, darf ich als konservativer Anleger Aktien einfach nicht haben. Für »harte Hunde«, Daytrader und Profizocker ist das etwas anderes, die können sich auch in solchen Märkten mit schnellem Kauf und Verkauf austoben. Das sind aber Dinge für absolute Profis. Und selbst unter denen kenne ich viele, die mehr als ein Vermögen verloren haben. Wenn Sie das riskieren wollen und können, bitte sehr. Aber das geht auch mit Toto und Lotto oder einem Spielbankbesuch. Der ist unter Umständen auch noch unterhaltsamer. Für den konservativen privaten Anleger heißt es in diesen brandgefährlichen Zeiten ganz klar: Finger weg von Aktien und Aktienfonds. Dazu gehören natürlich auch alle Derivate und sonstige Wetten.
Eine Ausnahme gibt es allerdings. Wenn Sie einen Fondssparvertrag haben, in den Sie monatlich 100 Euro einzahlen, sind Sie fast schon gezwungen, diesen weiterlaufen zu lassen. Denn dieses Ansparmodell ist ja genau dafür ausgelegt. In Zeiten, in denen die Aktien sehr teuer sind, bekommen Sie für Ihre 100 Euro nur wenige Aktien. Bei fallenden Kursen bekommen Sie jeden Monat mehr Aktien für Ihre 100 Euro. So ergibt sich im Schnitt ein günstiger Gesamtkurs für all Ihre Aktien. Wenn Sie also nicht zu 100 Prozent davon überzeugt sind, dass die Welt untergeht, und das bin ich selbst ja auch nicht, dann müssen Sie dieses Fondssparmodell durchziehen.
Viele »Experten« erzählen uns seit Monaten, dass die Aktien im langjährigen Vergleich so unglaublich günstig sind. Meist wird dann noch das sagenhaft niedrige KGV ins Feld geführt. KGV steht dabei nicht für Kölsch-Geld-Verhältnis, was sicherlich manchmal aussagekräftiger wäre, sondern für Kurs-Gewinn-Verhältnis. Errechnet wird der Gewinn eines Unternehmens, danach wird dieser auf die Anzahl der existierenden Aktien aufgeteilt. Anschließend weiß der Anleger: »Aha! Die Pfefferminzia AG hat 5 Euro pro Aktie verdient.« Der Kurs der Pfefferminzia-Aktie steht bei 50 Euro. Kurs dividiert durch Gewinn ergibt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Pfefferminzia AG zehn Jahre lang den gleichen Gewinn erwirtschaften muss, damit der Aktienkurs bezahlt ist.
Jetzt reicht es wieder mit der Mathematik, wechseln wir zurück zur Logik. Dieser Gewinn, mit dem gerechnet wird, ist ja der Gewinn vom letzten Jahr. Wenn also die Konjunktur in den Keller geht und das
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