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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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Höhen steigt, wird er einfach aus der Inflationsberechnung herausgenommen. Man behauptet: »Das ist nur ein vorübergehendes Phänomen, das berücksichtigen wir gar nicht.« Und wenn der Rindfleischpreis explodiert, wird er einfach durch den Preis für Putenfleisch ersetzt, der gefallen ist – mit der Behauptung: »Die Menschen können ja Putenfleisch kaufen, wenn ihnen Rind zu teuer ist!«
    Trotz all dieser Tricks steigt die Inflation in unschöne Bereiche. Was glauben Sie, wie die echten Zahlen erst aussehen? Wenn Sie es genau wissen wollen, sehen Sie nach unter www.shadowstats.com . Da haben sich einige findige Menschen die Mühe gemacht, die realen Zahlen nach den alten anerkannten Methoden zu berechnen und den offiziellen gegenüberzustellen. Sie werden erstaunt sein. Hier einige Beispiele: Die offizielle Arbeitslosenzahl der USA wird im Juli 2008 mit 5,8 Prozent angegeben. Shadowstats berechnet 14,2 Prozent. Die offizielle Inflationsrate der USA wird im Juli 2008 mit 5,6 Prozent angegeben. Shadowstats berechnet 13,5 Prozent. Das offizielle Wirtschaftswachstum der USA wird im zweiten Quartal 2008 mit 3,3 Prozent angegeben. Shadowstats berechnet einen Rückgang von 2,7 Prozent. Laut den Berechnungen von Shadowstats befinden sich die USA mindestens seit 2005 bereits in einer tiefen Rezession. Das erklärt auch den Zusammenbruch des Immobilienmarkts.
    Für die Finanzmärkte und die dummen Investoren kann man die Zahlen ja schönrechnen, aber der realen Wirtschaft ist es ziemlich egal, welches Etikett an ihrem Hals hängt. Eine rotglühende Herdplatte ist nun mal heiß, auch wenn drei Schilder vor ihr aufgestellt sind, die das Gegenteil behaupten. Wir sehen also, dass die bisher veröffentlichten Zahlen, na, sagen wir mal »optimiert« wurden. Daher können wir davon ausgehen, dass unsere Hydra nicht davor zurückschrecken wird, die Zahlen noch aggressiver zu optimieren, je dramatischer die reale Lage wird.

    Wie der Abwärtstrend umgekehrt wird

    Betrachtet man alles zusammen, liegt folgender Schluss nahe: Wir werden immer weitere Eingriffe in die ehemals freien Märkte sehen. Ich habe in meinen Vorträgen Anfang des Jahres 2008 prognostiziert, dass die US-Regierung in Bälde umfangreiche Garantien für Immobilienkredite abgeben wird. Das Jahr war noch nicht zu Ende, da hatte die Regierung de facto die Immobilienrisiken der größten Kreditfirmen Fannie Mae und Freddie Mac übernommen. Wir haben bereits gesehen, wie das Plunge Protection Team die Aktienmärkte immer wieder an kritischen Marken abfängt. Des Weiteren erwarte ich Verwässerungen in den Bilanzierungsmöglichkeiten der Banken, so dass diese ihre Verluste nicht ausweisen müssen. Die Regierung der USA und vielleicht auch andere werden weitere Konjunkturpakete auflegen und die Bevölkerung unter Anwendung neuer Tricks – ich bin schon gespannt darauf, was sie sich alles einfallen lassen – mit neuem Geld versorgen. Vielleicht sollte man besser sagen: mit neuem Kredit versorgen. Denn was auch immer sie tun werden, es wird nur mit neuen Krediten gehen. Dabei spielt es absolut keine Rolle, ob die Bürger die Kredite direkt aufnehmen (vom Staat) oder ob der Staat die Kredite aufnimmt, um den Bürgern Geld zu schenken. Jedenfalls sollen die Bürger mit diesem Geld dann wieder konsumieren.
    Das ist in etwa so, als wenn Sie in ein Modegeschäft gehen und der Besitzer schenkt Ihnen 500 Euro, damit Sie mal so richtig bei ihm einkaufen. Das bringt ihm zwar nichts, er kann aber sagen: »Seht nur, was ich für tolle Umsätze mache!« Und solange seine Bank nur auf die Umsätze schaut und nicht auf den Gewinn, wird sie ihm bereitwillig weiter Kredite geben.
    Sie glauben, so naiv kann keine Bank sein? Das würde nicht funktionieren? Das funktioniert genau so seit über zwanzig Jahren! Mindestens so lange nämlich schenkt der Modeladen USA seinen Kunden (den Bürgern) schon Geld – mal in Form von Steuerschecks, mal in Form von billigen Krediten, damit die Menschen einkaufen gehen und eine tolle Konjunktur vorgaukeln. Die internationalen Geldgeber sind all diejenigen, die dem Modeladen USA daraufhin immer wieder neue Kredite geben, indem sie ihm seine Staatsanleihen abkaufen. Immer mit dem Argument: »Die haben ja so eine tolle Wirtschaftsleistung!«
    Unser Hoffnungsszenario gründet also kurzum auf der Annahme, dass die USA ihre Geldgeber weiter davon überzeugen können, dass die aktuellen Probleme nur ein kurzfristiger Engpass sind und dass derjenige, der jetzt

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