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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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bohren. Hintergrund war der Umweltschutz und der Schutz von Naturreservaten. Es wird vermutet, dass unter diesen Küstengebieten zirka 14 bis 16 Milliarden Barrel Rohöl lagern. Bei geschätzten Förderkosten von 40 US-Dollar und einem angenommenen Verkaufspreis von 100 US-Dollar wäre das ein Gewinn von etwa 1 Billion US-Dollar (1 000 000 000 000 US-Dollar). Was für ein Reibach für die US-Ölindustrie! Wenn man nur an dieses Öl rankäme! Der republikanische Präsident George W. Bush war schon seit Jahren bemüht, dieses Verbot zugunsten der Ölindustrie aufzuheben. Aber da war dieser kleine, aufsässige, demokratisch dominierte Kongress, der dem Präsidenten Jahr für Jahr Widerstand leistete und den Umweltschutz vor die Interessen der Ölindustrie stellte.
    Nun ging das Jahr 2008 ziemlich schnell dem Ende entgegen und mit ihm die Amtszeit des Präsidenten Bush. Sein Nachfolger, der Demokrat Barack Obama, hatte sich zu diesem Zeitpunkt darauf festgelegt, die Bohrrechte nicht freizugeben. Also blieben der Öllobby nur wenige Monate Zeit, den Kongress zum Einlenken zu zwingen.
    Der einzige Weg – außer Waffengewalt und hundertfacher Bestechung – war, den Ölpreis über die Futuremärkte so in die Höhe zu treiben, dass die Bevölkerung an der Zapfsäule rebellierte und in einem »Volksaufschrei« den Kongress dazu zwingen würde, das Bohrverbot aufzuheben. Denn schließlich standen bald Kongresswahlen an. Parallel zu den hohen Ölpreisen hetzte Bush die Bevölkerung auf: »Der Kongress nimmt die Bürger als Geiseln des Umweltschutzes!« – »Wenn wir an unsere eigenen Ölvorkommen herankämen, würden die Benzinpreise umgehend sinken.« Das war natürlich absoluter Hafenkäse, weil es Jahre dauern würde, die Felder zu erschließen. Und: Die Vorkommen wären zwar profitabel, würden den Ölverbrauch der USA jedoch nur für wenige Jahre decken.
    Aber die Taktik zeigte Erfolg. Die Stimmung in der Bevölkerung schlug um. Schnell war eine Mehrheit für ein Abschaffen des Bohrverbots: »Sch… auf den Umweltschutz! Wir wollen billigen Sprit!« Der Erste, der einknickte, war der Demokrat Barack Obama, der plötzlich um seine Wahl fürchtete und ganz schnell verlautbaren ließ, dass er unter Umständen, und wenn es denn sein müsste, und man könnte ja darüber nachdenken, dann vielleicht doch … die Ölfelder freigeben. Wow! Und justament in diesem Moment brach der Ölpreis wieder auf 110 US-Dollar ein.
    Am 28. September 2008 konnte man es schwarz auf weißlesen: In einer Nebenmeldung zum US-Rettungspaket wurde bekannt, dass der US-Kongress das Bohrverbot an den Küsten aufgehoben hat. In den folgenden Stunden brach der Ölpreis um 10 Prozent ein, um sich in den folgenden Wochen bis auf 70 US-Dollar zu halbieren. In den deutschen Zeitungen lesen Sie von diesen Hintergründen freilich nichts. Im Gegenteil. Hier heißt es: »Das Platzen des 700-Milliarden-Dollar-Rettungspakets führt zum Einbruch beim Ölpreis.«
    Der Ölpreis war jedoch längst um diese 10 Prozent gefallen, als das Abgeordnetenhaus das Rettungspaket ablehnte.
    Ein weiteres wichtiges Mitglied der US-Regierung ist zweifelsohne der Finanzminister. Der hieß unter George W. Bush Henry »Hank« Paulson, und wie wir bereits wissen, hatte Hank, bevor er sein Amt antrat, nicht etwa eine politische Laufbahn hinter sich, sondern war Vorstand einer der größten und einflussreichsten Wallstreet-Banken: Goldman Sachs. Wenn man sich näher mit dieser Bank befasst, stößt man auf interessante Details. So scheint es eine liebgewonnene Gewohnheit geworden zu sein, dass Goldman Sachs regelmäßig den Finanzminister der USA stellt. Und es ist bestimmt nur ein Zufall, dass ausgerechnet Goldman Sachs deutlich besser durch die aktuelle Finanzkrise gerutscht ist als seine Konkurrenten und schon ganz zu Beginn auf einen Zusammenbruch des Kreditmarkts gewettet hatte, als alle anderen noch auf Wolke 7 schwebten und kräftig weiter die Blase aufpusteten. Nicht ohne Grund wurde Goldman Sachs, bis zu ihrer Umwandlung zur Geschäftsbank im September 2008, eine der größten Investmentbanken, in Finanzkreisen auch als die »Investmentbank der Regierung« bezeichnet.
    Was glauben Sie übrigens, wer die Verteilung des 700-Milliarden-Rettungspakets der USA koordiniert? Ein fünfunddreißiger Manager namens Neel Kashkari. Und wo arbeitete Neel zuvor? Richtig! Bei Goldman Sachs.
    Eine interessante Zufälligkeit am Rande: Das deutsche 500-Milliarden-Rettungspaket soll der

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