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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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wollen und nur einen Krügerrand, aber keine Feile in der Tasche haben. Der kenianische Bäcker hat in der Regel keine Wechselnuggets unterm Tresen, aber er wird sich freuen und den Rest der Woche freimachen. Sie hingegen werden auf Ihrer Brotrinde herumkauen und sich ärgern, dass Sie nicht doch auch ein paar kleinere Goldmünzen im Säckel gehabt haben. Barren gingen auch, sind allerdings im Fall der Fälle noch schwieriger zu handhaben als Münzen. Ganz nebenbei sind die Münzen wesentlich attraktiver anzuschauen.
    Im Augenblick scheint es so zu sein, dass die Nachfrage nach physischem Gold weltweit explodiert. Im August 2008 stellte die US-Prägeanstalt die Auslieferung der amerikanischen Ein-Unzen-Goldmünzen ein, da sie keine Ware mehr habe. Aus der ganzen Welt kommen Meldungen über Lieferschwierigkeiten für Gold- und Silbermünzen. Es scheinen doch einige Menschen unsere Sorgen zu teilen.
    Natürlich wäre das alles zu schön, wenn es kein »Ja, aber« gäbe. Auch beim Gold müssen Sie darauf achten, dass Ihnen niemand nach Ihrem Eigentum trachtet. Das klingt zunächst banaler, als es ist. Was glauben Sie, wie die Amerikaner 1933 geguckt haben, als der Staat von heute auf morgen den Privatbesitz von Gold verboten hat und es gegen eine mickrige Entschädigung einzog. Die Banktresore wurden gesperrt und nur nach Durchsuchung durch Beamte freigegeben. Wurde dabei ungemeldetes Gold gefunden, wurde es kurzerhand ohne Entschädigung konfisziert. Das ist natürlich eine extreme Maßnahme. Wer garantiert uns aber, dass das nicht wieder geschehen kann? Also gilt auch hier: Beobachten Sie die Entwicklung in Politik und Wirtschaft unaufgeregt, aber kritisch. Es kann zu Situationen kommen, in denen ein Loch im Wald für Ihr Gold sicherer ist als ein Tresor im Bankkeller. Vielleicht ist auch ein Banktresor im neutralen europäischen Ausland für einen Teil Ihrer goldenen Reserve ein guter Aufenthaltsort. Von einer solchen Entwicklung sind wir im Herbst 2008 natürlich meilenweit entfernt, aber man sollte es erwähnt haben.
    Wenn Ihr Gold in einer solchen Phase irgendwo in einem Sammeldepot für Sie hinterlegt ist, ist es ungleich schwieriger und langwieriger, an die glänzenden Stücke heranzukommen. Gerade für diesen Teil Ihres Vermögens ist eine schnelle Zugriffszeit von elementarer Bedeutung.
    Noch eine Anmerkung zu diesen Sammeldepots. Was sich diesbezüglich in den letzten Jahren in Amerika abgespielt hat, gleicht einer Räuberpistole. Wenn Sie 100 000 Euro in Gold anlegen wollen, haben Sie etwa 6 Kilogramm Gold zu erwerben. Die passen bequem in ein Bankschließfach oder ins Wäscheregal. Bei Silber ist das schon etwas anderes. Für 100 000 Euro erhalten Sie etwa 400 Kilogramm Silber. Die legen die wenigsten ins Wäscheregal. Daher haben die großen amerikanischen Banken seit vielen Jahren einen wunderbaren Service für ihre Kunden ins Leben gerufen: Der Kunde kann seine Silberbarren im Tresorraum der Bank einlagern. Dafür bezahlt er eine Lagergebühr und eine Versicherungsprämie. So weit, so gut. In der Regel lief es so, dass der Kunde seiner Bank sagte: Bitte kaufen Sie mir Silber im Wert von 100 000 Dollar, und legen Sie es in den Tresorraum. Die Banken haben dann das Geld vom Kundenkonto abgebucht und dem Kunden einen Kontoauszug über seinen Silberbestand geschickt. Das war’s.
    Bitte? Sie sagen: »Da fehlt doch noch was?« Richtig. Da fehlt in der Tat noch was, nämlich das Silber. Doch das hat die Bank nie gekauft. Sie hat das Geld des Kunden lieber angelegt und die Zinsen kassiert. Das war ja auch kein Problem. Kaum ein Kunde hat je sein Silber abgeholt. Was sollte er auch mit Hunderten Kilo Silber. Wenn er sein Silber verkaufen wollte, hat man ihm einfach den Betrag wieder auf seinem Konto gutgeschrieben. In den Kellern der Bank war kein Silberglanz, sondern nur gähnende Leere. Die Lagergebühren und Versicherungsprämien hat man dennoch kassiert. Das Ganze flog auf, als der Silberanalyst Theodore Butler auf diese von ihm vermutete Praxis aufmerksam machte. Da zumeist 1000-Unzen-Barren eingelagert werden, die mit einer Seriennummer beprägt sind, wandte sich ein Anleger, aufgeschreckt durch diese Gerüchte, an seine Bank Morgan Stanley und bat um Bekanntgabe der Seriennummern seiner Silberbarren, für die er seit Jahren Lagergebühr zahlte. Doch statt Seriennummern erhielt er nur ausweichende Antworten. Er suchte nach weiteren Betroffenen, und so kam es 2007 zu einer Sammelklage von 22 000

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