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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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billige CD-Kopien. Jährlich verlassen in China eine halbe Million Studenten die Universitäten als ausgebildete Ingenieure und Naturwissenschaftler. In Amerika sind es gerade einmal 70 000. Man kann zu Recht einwerfen, dass der Wissensstand der chinesischen Akademiker nicht mit dem ihrer Kollegen aus Europa und Amerika vergleichbar ist. Aber wie lange noch? Die Wissbegierigkeit der Chinesen scheint keine Grenzen zu kennen. Bei der Intel Fair, einer Art internationalem Jugend-forscht-Wettbewerb im Jahr 2004 haben 65 000 amerikanische Kinder mitgemacht, aber 6 Millionen chinesische Kinder. Auch das ist eine Folge der Ein-Kind-Politik Chinas. Da Eltern nur ein Kind haben dürfen, tun sie alles, damit dieses eine Kind Erfolg hat. Zusammen mit der staatlichen Bildungsinitiative wächst hier eine Generation heran, angesichts deren wir in Zeiten der Pisa-Studie nur mit aufgeklapptem Kiefer neidisch nach Osten schauen können.
    Die chinesischen Jugendlichen gehen mit ganz anderem Ehrgeiz an das Lernen heran als junge Menschen in unserer westlichen Welt. Während wir die Mehrheit unserer Schüler zum Lernen tragen müssen (ich weiß, wovon ich rede, ich war selbst einer), stürzen sich die chinesischen Kinder auf die Bücher. Sie sind dankbar für jede Bildung und jede neue Information. Sie sehen die Chancen, die ihnen damit geboten werden. Unsere Teenager sehen nur die vergeudete Zeit, die sie vom Chillen, Abhängen oder Nintendo-Spielen abhält.
    Natürlich ist das überzeichnet. Natürlich gibt es auch bei uns sehr eifrige junge Menschen, und auch in China gibt es sicherlich jede Menge Zottelbären. Wenn ich mir aber die Antworten in mancher Talkshow ansehe oder die Ergebnisse der Pisa-Studie betrachte, fällt eine differenzierte Betrachtungsweise zunehmend schwerer. Ein Volk, das das Schießpulver, das Papier und die Schubkarre erfunden hat, besinnt sich seiner alten Fähigkeiten und will all das Verpasste in wenigen Jahren aufholen. Es scheint ihm zu gelingen. Immer mehr westliche Firmenvertreter kommen von ihren Verkaufsreisen nach China entsetzt zurück. Nicht, weil das Essen noch gelebt hat, sondern weil die chinesischen Geschäftspartner ihnen Eigenentwicklungen der Hightech-Maschine gezeigt haben, die sie eben noch als das Nonplusultra europäischer Ingenieurskunst anpreisen wollten. Mit dem Unterschied, dass das chinesische Modell noch ein paar Gimmicks mehr hat, dafür aber wesentlich billiger ist.
    Die Zeit der Billigkopie ist zwar nicht vorbei, doch die Chinesen sind längst in der Lage, selbst hochwertige Produkte zu entwerfen und zu bauen. Natürlich gelingt das noch nicht in allen Bereichen, aber wie lange wird es dauern, bis sie uns in den meisten Entwicklungen überholt haben? Erinnern Sie sich, wie wir vor wenigen Jahrzehnten die Japaner belächelt haben? Die Japaner wollen Autos bauen? Haha! Die kopieren doch nur unsere tolle Technik, haha. Die werden nie an unsere Qualität herankommen, haha. Und heute? Toyota ist mittlerweile nach Verkaufszahlen der größte Autoproduzent der Erde. Der japanische Autobauer war 2007 an der Börse mehr wert als Porsche, VW, BMW und Daimler zusammen. Haha!, sagt der Japaner heute.
    Wieso lernen wir nicht aus vergangenen Entwicklungen? Warum heißt es heute schon wieder: »Die Chinesen kopieren doch nur unsere tolle Technik, haha! Die werden nie an unsere Qualität herankommen, haha!«?
    Wir selbst haben fleißig zu dieser Beschleunigung beigetragen. Tausende chinesische Studenten kamen nach Deutschland, um sich an unseren Universitäten ausbilden zu lassen. Sehr nobel. Sehr edel. Diese ehemaligen Studenten lehren jetzt als Professoren an den chinesischen Universitäten und dienen so als Multiplikatoren. Wir haben unsere eigene Konkurrenz ausgebildet. Das soll keine Kritik an den chinesischen Studenten sein. Die haben alles richtig gemacht. Aber wieso tut man so etwas? Können Sie sich vorstellen, dass der HSV seine Jugendspieler zu einjährigen Trainingslagern zum FC Bayern schickt? Und vor allem, dass der FC Bayern diese Jungs ausbildet und nach einem Jahr sagt: »So, jetzt seid ihr richtig fit, jetzt geht nach Hamburg und haut uns beim nächsten Bundesligaspiel mal ordentlich vom Platz!«? Wenn mir das mal jemand plausibel machen könnte, wäre ich dankbar. Vielleicht verstehe ich einfach den tieferen Sinn nicht.
    Auch unsere Industrie hat sich diesbezüglich selbst die Eselsohren aufgesetzt. Über viele Jahre hat man unreflektiert Knowhow nach China exportiert. Wissen

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