Crashkurs
Flughäfen. Wie viele Jahre wurde in Deutschland wegen der Verlängerung der Startbahn West in Frankfurt gestritten? Elf Jahre!
Mit 1,3 Milliarden Menschen hat China eine viermal so große Bevölkerung wie die USA. China und Indien gemeinsam stellen etwa ein Drittel der Weltbevölkerung.
Der Aufstieg Asiens bedeutet für den Westen die größte Herausforderung seit dem Kalten Krieg. Doch diesmal geht es nicht um militärische Überlegenheit und Abschreckung, diesmal geht es um nichts Geringeres als die Verteilung der weltweiten Ressourcen und des Wohlstands.
Asien war einst eine ferne Welt, mit der man nicht so richtig was anfangen konnte. Was uns besonders aufmerksam machen sollte, ist die unglaubliche Dynamik, mit der dieser Aufstieg vonstatten geht. So sind beispielsweise die Devisenreserven Chinas von 2004 bis 2008 von 400 Milliarden US-Dollar auf 1,5 Billionen US-Dollar explodiert. China ist heute der größte Produzent von Silizium, Aluminium, Schuhen, Klimaanlagen, Edelstahl, Weizen, Reis, Gemüse, Fernsehgeräten, Handys, Computerspielen und so weiter und so weiter.
Es ist auch längst nicht mehr nur Billigspielzeug, das China in Richtung Westen verlässt. Im Jahr 2009 rollt der erste Airbus aus einem chinesischen Produktionshangar. Deutschland, einst das Kernland der Solarenergieforschung, wird aus China mit Solarzellen überschwemmt. Sieben der zehn größten Hersteller von Solarzellen sitzen inzwischen in Asien.
Das Tollste daran: Es gibt im Moment kaum einen asiatischen Markt für Solaranlagen. Diese werden fast ausschließlich für Europa produziert. Warum? Weil es nur hier Fördergelder gibt. Fördergelder, die dafür gedacht waren, deutsche oder europäische Solarforschung und -produktion zu fördern.
Dort drüben erhebt sich eine Region, die vollkommen unterschätzt wird. Die meisten Menschen verbinden mit China noch immer romantische Bilder von Reisbauern auf ihren Feldern oder fahrradfahrenden Handwerkern mit einer uralten Nähmaschine auf dem Gepäckträger. Kaum jemand begreift, dass sich dieses Bild in den letzten Jahren dramatisch verändert hat.
Dieses Foto stammt nicht aus den USA, sondern zeigt die chinesische Stadt Guangzhou. Sie kennen Guangzhou nicht? Aber Cincinnati sagt Ihnen was!? Genauso geht es den meisten Menschen in Europa. Wir kennen zwar jede 300 000-Einwohner-Stadt in den USA, aber von einer zehnmal so großen Metropole in China haben die meisten noch nicht einmal den Namen gehört. Genau diese Selbstverliebtheit lässt uns die aufkommende Macht im Osten dramatisch unterschätzen. Unser Universum scheint sich ausschließlich um uns selbst zu drehen. Wir wollen nicht akzeptieren, dass sich außerhalb unseres Macht- und Wirtschaftsraums plötzlich noch andere mächtige Regionen auftun.
Seit Generationen haben wir keinen ernstzunehmenden wirtschaftlichen Konkurrenten. Europa und später die USA dominieren die Welt seit über 2000 Jahren, jedenfalls die uns damals bekannte Welt des Römischen Reichs. Alles drehte sich zunächst um Europa. Die Welt außerhalb war lediglich Rohstofflieferant, Kolonie oder Quelle für billige Arbeitskräfte, ja sogar Sklaven. Wir haben die Welt da draußen nie ernst genommen. Nach Südamerika segelte man, um sich das Gold zu nehmen, aus Afrika holte man sich Sklaven. Über all diese Zeit war Europa der Nabel unserer Welt. Auch die Gründung der Vereinigten Staaten ging von Europa aus. In Amerika entstand innerhalb kürzester Zeit ein Ableger des alten Europas. Diejenigen, die nach Amerika gingen, waren die verzweifeltsten, aber auch die wagemutigsten Europäer. Sie gingen nach Amerika mit dem unbedingten Willen, sich durch äußerste Leistung eine glückliche Zukunft aufzubauen. Das war eine der wichtigsten Ursachen für den raschen und schnellen Erfolg der USA. Diese Auswanderer waren weit höher motiviert, aus Dreck Gold zu machen und höchste Leistung zu bringen, als diejenigen, die in Europa zurückblieben: Die Resignierten sind in Europa geblieben und haben sich ihrem Elend ergeben. Die meisten Wohlhabenden sind in Europa geblieben, weil es bequemer war, hier den Stand zu halten und gemütlich weiterzuwursteln, als die ganzen Mühen und Strapazen in Amerika auf sich zu nehmen. Warum sich quälen, wenn es nicht sein muss? So hatten also die neuen Amerikaner einen unbezahlbaren Vorteil: Sie waren motivierter. Sie waren zu wesentlich mehr Leistung bereit als die bequem gewordenen »Alteuropäer«.
Die Folge war nicht nur die rasche Gründung
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