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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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solange er einen Nutzen darin sieht. Dieser Nutzen bestand bislang darin, große Teile unserer Vermögen abzusaugen. Dies geschah ganz ähnlich der Methoden, die die Spanier in der Anfangszeit bei den Indios einsetzten: Die Spanier tauschten wertlose Glasperlen gegen Gold. Die Chinesen lieferten ähnlichen Tinnef mit den Bezeichnungen Videorekorder, Handy, MP3-Player und Billigspielzeug gegen Geld. Alles Produkte, die kurze Zeit nach ihrem Erwerb entwertet sind und auf der Müllhalde des Konsums landen. Das Geld aber liegt noch immer auf den Konten Chinas. Als das Geld nicht mehr reichte, haben wir uns verschuldet, die Amerikaner vorneweg. Immer mehr Geld nach China und immer mehr Glasperlen nach Amerika.
    Die Chinesen waren da weit intelligenter. Wenn sie im Gegenzug bei uns Geld ausgegeben haben, dann für Know-how und Hightech. Das Geld wurde zu Hause sinnvoll investiert, vornehmlich in Infrastruktur und Bildung. Was haben wir uns nicht alles eingebildet! Der chinesische Markt als endloser Absatzmarkt unserer Produkte made in Germany. »Made in Germany« ist nur ein weiterer Irrglaube. Ist es wirklich dem deutschen Export zuzuschreiben, wenn ein Produkt in China für den chinesischen Markt von chinesischen Arbeitern hergestellt wird, nur weil die Konzernzentrale in Deutschland sitzt? Daraus entsteht in Deutschland kaum ein Arbeitsplatz zusätzlich, und die Steuerzahlungen werden durch die Investitionen im Ausland heruntergerechnet. Tolle Exporte sind das!
    Sobald der Know-how-Transfer abgeschlossen ist und die chinesischen Wissenschaftler am Westen vorbeigezogen sind, beginnt der für uns gefährlichste Teil. Wofür sollte uns China dann überhaupt noch brauchen? Wir können keine Rohstoffe liefern. Die haben wir nämlich kaum. Hightech entwickeln sie selbst, und im Gegensatz zu uns haben sie kein Interesse daran, ihr Wissen mit uns zu teilen. Schuhe für China können wir ebenfalls nicht konkurrenzfähig liefern, es sei denn, wir schaffen den Umweltschutz ab und führen die Kinderarbeit wieder ein. Die Durchsetzung solcher Pläne halte ich jedoch für ausgesprochen fragwürdig.
    Da wir aber mittlerweile den größten Teil unserer Waren des täglichen Bedarfs aus China importieren, sei die Frage erlaubt: Womit zum Teufel sollen wir das bezahlen? Gut, wir können wie die USA vermehrt auf Kreditwirtschaft umstellen, doch ich glaube, dass wir mit dieser Idee zwanzig Jahre zu spät kommen. Ich bezweifle, dass China weiterhin bereit sein wird, seine Waren gegen nie zurückzahlbare Kredite zu liefern. Wovon wollen wir also die Bevölkerung Europas ernähren? Wir kaufen außerhalb ein, werden aber nichts mehr exportieren. Wie soll das gehen? Europa als Reiseziel für chinesische Touristen wäre vorstellbar. Aber kann das unser Ziel sein? Welcher Mannheimer Reiseleiter kann schon Mandarin?
    Die Zeiten werden sogar noch rauher werden, denn die Chinesen können gar kein Interesse daran haben, den Westen dauerhaft wirtschaftlich profitieren zu lassen. »Angriff aus Fern-Ost. Weltkrieg um Wohlstand« titelte der Spiegel im September 2006. Das trifft den Kern der Sache, auch wenn man es nicht unbedingt militärisch sehen muss. Warum sollte China uns wirtschaftlich am Leben erhalten? In spätestens fünfzehn Jahren brauchen sie uns nicht mehr als Hightech-Lieferanten und auch nicht als Absatzmarkt. Da wir nur mehr mit wertlosen Krediten bezahlen können, ist das uninteressant. Überdies hat China einen 1,3 Milliarden Menschen großen Absatzmarkt, der noch all die wunderbaren Dinge braucht, die bei uns bereits in jedem Haushalt stehen. Und wenn die alle versorgt sind, bleiben noch immer die eine Milliarde Inder und Anrainerstaaten, die als Chinas Nachbarn ebenfalls von der Entwicklung profitieren und immer mehr zu Konsumenten werden. Wozu soll China den Westen also noch benötigen? Für kluge Ratschläge?
    Für gar nichts! Im Gegenteil, der Westen ist ein unnötiger Futterkonkurrent. Die Rohstoffe auf dieser Erde sind in der Tat endlich, wie uns im ersten Halbjahr 2008 ausführlich erklärt wurde. China hat also ein vitales Interesse daran, den Westen als Rohstoffverbraucher möglichst auszuschalten, wenn man die eigene Bevölkerung auf den gleichen Stand bringen will, auf dem der Westen heute steht.
    Wer in der Lage ist, die Zeitungsmeldungen intelligent zu lesen, sieht, in welche Richtung es geht. Schon heute sichert sich China heimlich, still und leise alle Rohstoffvorräte, deren es habhaft werden kann. Beispielsweise kaufte

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