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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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westlichen Arroganz des Besserwissers und Lehrmeisters, sondern auf Augenhöhe. Ob das aus innerer Überzeugung geschieht oder weil es die Lehre der 36 Strategeme so empfiehlt, spielt überhaupt keine Rolle. Die Afrikaner haben schlichtweg genug von europäischen und amerikanischen »Partnern«, die ihnen seit Jahrhunderten übel mitspielen (Sklavenhandel, Kolonialisierung und so weiter) und obendrein noch den moralischen Besserwisser spielen, die dem wilden Buschmann am liebsten mal erklären wollen, wie man politisch korrekt Toilettenpapier benutzt.
    Da kommt ein solcher mächtiger neuer Spieler wie China gerade recht. Mit dem im Rücken kann man den überheblichen Industriestaaten mal ein bisschen in die Suppe spucken und profitiert gleichzeitig von den chinesischen Investitionen. Die sind nämlich ein wesentlicher Bestandteil der Strategie. Wer Rohstoffe abbauen und verschiffen will, muss auch Straßen und Häfen bauen. Das gibt Arbeitsplätze sowohl für die Einheimischen als auch für Abertausende chinesischer Facharbeiter.
    Von den zwanzig am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften liegen sieben in Afrika. Die Inflationsraten sind in vielen afrikanischen Ländern so niedrig wie seit dreißig Jahren nicht – wenn man von Simbabwe mit 11,2 Millionen Prozent Inflation absieht. Auch die Staatsverschuldungen gehen zurück, und viele Länder erleben zum ersten Mal positive Leistungsbilanzen. Das liegt hauptsächlich an den hohen Rohstoffpreisen. Der afrikanische Kontinent ist gesegnet mit zahlreichen Rohstoffvorkommen, und jene Staaten, die nicht alle Einnahmen bei der korrupten Familie des Regierungschefs abladen, erleben einen beeindruckenden Aufstieg auch der Bevölkerung. So verfügt beispielsweise in Botswana mittlerweile jeder zweite Einwohner über ein Handy, und das BIP pro Einwohner liegt über dem von Argentinien oder Russland.
    Mit Angola im Herzen Afrikas hat China langfristige und äußerst preisgünstige Öllieferverträge geschlossen. Mittlerweile ist Angola noch vor Saudi-Arabien der größte Erdöllieferant Chinas. Überall in Angola sind Schilder mit chinesischen Aufschriften zu sehen. Etwa 50 000 Chinesen bauen und arbeiten bereits an Angolas Infrastruktur. Eisenbahn, Straßen, Gebäude, alles wird von chinesischen Firmen gebaut. Und Deutsche? Man muss lange suchen, um welche zu finden. In letzter Zeit ist häufig von einem achtzigjährigen Ingenieur aus Deutschland zu lesen, der mit seinen Leuten die Bauaufsicht für einige chinesische Projekte übernommen hat. Immerhin: Die Bundesregierung hat sich nach dem Besuch von Wirtschaftsminister Michael Glos Ende 2007 für mehr deutsche Investitionen ausgesprochen. Irgendwie erinnert das an das Märchen vom Hasen und dem Igel. Bis wir eine Arbeitsgruppe gründen, die Vor- und Nachteile abwägt, hat der Chinese bereits die Pipeline gebaut.
    Und China nutzt seine neuen Partner auch gleich als neue Absatzmärkte. Mehr als die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung hat keinen Zugang zu moderner Energie. China kümmert sich darum. So wird das Stromnetz in Simbabwe durch chinesische Firmen erneuert. In Namibia entstehen Krankenhäuser, und in Nigeria eine chinesische Autobahn. Alles mit chinesischen Unternehmen entwickelt und gebaut, bezahlt durch afrikanische Rohstoffe. So einfach und effizient kann Wirtschaft funktionieren. Die chinesischen Billigwaren können sich sogar die Afrikaner leisten, Möbel, Elektrogeräte, aber ganz besonders Plastikwaren. So hat der chinesische Einfluss innerhalb kürzester Zeit für Veränderungen im Lebensstil und im Alltag einiger afrikanischer Staaten gesorgt. Als kleines Beispiel seien hier die ramschigen Plastiksandalen erwähnt: Große Teile der afrikanischen Bevölkerung konnten sich bislang nicht einmal die traditionellen heimischen Ledersandalen leisten. Die billigen chinesischen Plastiksandalen aber sind für jeden erschwinglich. Es ist also kein Wunder, dass man mittlerweile in den kleinsten Dörfern Frauen und Kinder mit buntem China-PVC an den Füßen antrifft. Welche Dankbarkeit den Chinesen daraus erwächst, kann jeder nachvollziehen, der um die Mittagszeit einmal dreihundert Meter barfuß über den heißen Sandstrand von Malle gehüpft ist, um ein Eis für den Nachwuchs zu organisieren.
    Diese Form der »Entwicklungshilfe« auf Gegenseitigkeit ist allemal erfolgreicher, als alle zwei Jahre mit viel Tamtam einen Scheck an einen gutgenährten Clanboss zu überreichen und sich dann zu wundern, dass nichts

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