Crashkurs
Yanzhou Coal Mining die australische Kohlenmine Southland. Und die chinesische Staatsfirma Sinosteel will die australische Eisenerzfirma Murchison Metals übernehmen. Damit hätte China Zugriff auf das vielversprechendste Eisenerzgebiet der Welt. Gleichzeitig bietet Sinosteel für Midwest, einen anderen australischen Eisenerzproduzenten. Im Februar 2008 kaufte Sinosteel 9 Prozent an dem Rohstoffgiganten Rio Tinto. Bei den sogenannten Seltenen Elementen, einer besonderen Form von Metallen, die eine Schlüsselrolle in der Hightech-Industrie einnehmen, hat China mit 90 Prozent Marktanteil mittlerweile ein Quasimonopol.
Die chinesische Taktik zielt darauf ab, sich die Rohstoffe der Erde so schnell wie möglich zu sichern. Wenn chinesische Unternehmen sich an anderen Firmen beteiligen, dann wann immer möglich mit Beteiligungen über 50 Prozent oder zumindest einer Kontrollmehrheit. Der Westen erkennt zwar die Gefahren, die Abwehrmöglichkeiten sind allerdings äußerst gering. Immer wieder werden Übernahmeversuche amerikanischer oder australischer Rohstofffirmen durch die Chinesen von der jeweiligen Regierung aus strategischen Gründen untersagt. Trotzdem sind die Chinesen diesbezüglich ausgesprochen erfolgreich.
Seitens der chinesischen Regierung wurde die Sicherung von Ressourcen zur »strategischen Schlüsselaufgabe« erklärt. Die Staatskonzerne erhalten besondere Kredite und Zuschüsse aus dem Staatsvermögen, um internationale Rohstoffkonzerne zu übernehmen. Die Hälfte aller Auslandsinvestitionen Chinas geht in den Rohstoffsektor.
Eine Hauptrolle in Chinas Bemühungen, sich den Zugriff auf die weltweiten Rohstoffe zu sichern, spielt Afrika, jener Kontinent vor unserer Haustür, den wir nur als Safari- und Wüstenkontinent kennen. Bei Afrika denkt der Europäer an lustige Menschen, die mit Speeren nach Giraffen werfen. Alternativ sieht er rostige Geländewagen mit aufgeschraubtem Maschinengewehr durch Trümmerdörfer vor Steppenkulisse patrouillieren. Dass das Tauchparadies an der ägyptischen Küste zu Afrika gehören soll, wird eher überrascht zur Kenntnis genommen. Überhaupt ist Afrika doch eher ein Kontinent, in den man ein paar Millionen Euro Entwicklungshilfe schickt und dessen Diplomaten immer in so lustigen Kleidern im Garten des Bundespräsidenten herumstehen.
In der deutschen Politik und Industrie wird Afrika ähnlich belustigt betrachtet. Nein, mit Libyen macht man keine Geschäfte, die haben mal Terroristen unterstützt. Nur gut, dass der Rest der Welt da etwas pragmatischer denkt. »Geschäfte mit Deutschland, nein, die haben mal zwei Weltkriege ausgelöst« – das würde uns ganz schöne Probleme bereiten. »Mit Sudan kann man keine Geschäfte machen. Da sind doch die Politiker korrupt.« Wieso machen wir dann überhaupt noch mit jemandem Geschäfte?
China verzichtet auf solche ethischen Bedenken. Zugegeben, es wäre auch ziemlich erstaunlich, wenn ausgerechnet China in Somalia die Einhaltung der Menschenrechte einfordern würde. Also lassen sie es gleich ganz bleiben und kümmern sich ums Geschäft. In vielen Ländern dieser Erde – und ganz besonders in Afrika – scheint das Vorkommen von Rohstoffen in umgekehrtem Verhältnis zur Lage der Menschenrechte zu stehen. Vielleicht kommt daher der Satz: »Der dümmste Bauer hat die größten Kartoffeln.« China ist da recht pragmatisch und sagt sich: »Soll doch jeder machen, was er will, Hauptsache, ich bekomme mein Erz.« Mit dieser Einstellung ist China in vielen Ländern dieser Erde ein gerngesehener Gast. Da die übrigen Abnehmer wie Amerika und besonders Europa sich moralisch angewidert abwenden, bleibt diesen Ländern auch gar nichts anderes übrig, als mit China einig zu werden.
Um eines klarzustellen: Ich sage nicht, dass wir unser Vorgehen ändern sollen. Ich möchte nicht den moralischen Zeigefinger unserer Wertegesellschaft abknicken. Aber ich möchte deutlich aufzeigen, welche Lage daraus entsteht. Auf die möglichen Alternativen kommen wir noch zu sprechen.
Von den meisten Menschen unbemerkt, gehen also vor unserer Haustür beeindruckende Dinge vor sich. So ist China beispielsweise in nahezu alle Ölprojekte des Sudan involviert. Der Sudan wiederum investiert 80 Prozent seiner Öleinnahmen in die Rüstung. Sämtliche Waffenlieferungen an den Sudan kommen aus China, und so schließt sich für die cleveren Asiaten die Wert- und Rohstoffschöpfungskette auf wundersame Weise.
China begegnet den afrikanischen Ländern nicht mit der
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