CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
Magenverstimmung erzählt. Bloß, drei Tage durchgehend Magenverstimmung kommt irgendwie unglaubwürdig. Und ich muss sagen, dass du auch sonst die letzten Tage sehr schweigsam bist, oder stimmt etwas mit meiner Wahrnehmung nicht?“
Mein Kopf nickte, während ich mich innerlich krümmte. „Ja, vielleicht … stimmt was mit deiner Wahrnehmung nicht.“
Ich wollte unsere unangenehme Unterhaltung möglichst schnell zu Ende bringen und dann nach Hause fahren, bevor Adriana mich nach einer Verabredung fürs Wochenende fragen konnte. Ich war so selbstbezogen, dass ich vergaß, sie zur Übernachtung bei mir einzuladen.
„Morgen kommen meine Möbel“, sagte sie schließlich. „Möchtest du rumkommen? Ich mach uns Früchtecocktails und wir legen uns in die Hängematte und hören Reggae?“
„Ich kann nicht, Janna. Ich unternehm da was mit meiner Mutter, aber ich komme dich nächste Woche besuchen, ganz sicher!“, wimmelte ich sie ab.
Sie sah mich traurig und etwas irritiert an. „Hm, Schade, echt …“
„Sei nicht sauer, ja?“ Ich drückte sie zum Abschied fest an mich und ließ sie unruhig wieder los.
„Bin ich nicht“, entgegnete sie mit einem skeptischen Blick, als würde sie über mein seltsames Verhalten grübeln.
Ich machte, dass ich heim kam.
Zuhause erwartete mich meine Mutter in einer vollkommen überdrehten Verfassung. Zuerst verstand ich nicht, was los war und dachte, es hätte etwas mit diesem Derek Bender zu tun, dass sie grinsend in ihrer Unterwäsche durch die Wohnung hüpfte. Sie hatte gerade Kaffee gekocht und sang „Mr Sandman“, einen Oldie, den sie mir in meiner Kindheit, vor gefühlt hundert Jahren, oft vorgesungen hatte. Die Kaffeetasse in der einen Hand stand sie mitten in der Küche und fummelte mit der anderen durch ihre zerzausten Haare. „Oh, Lexi, Süße, wie schön, du bist schon da …?“
Sie so ausgelassen zu erleben, drängte meinen eigenen Kram schnell in den Hintergrund und zweifelnde Neugier packte mich.
„Mama, was ist denn in dich gefahren?“
„Möchtest du auch ein Tässchen Kaffee? Ich hab Schokokekse dazu …“
„Danke, nein. Allerdings würde ich nur zu gerne wissen, warum du halbnackt in der Wohnung rumrennst und singst?“
Sie lachte auf. „Ach so. Ich hab nur paar Kleider von früher anprobiert … ob sie mir noch passen …und ja, also, dann hab ich noch ein wenig telefoniert und … ähm, etwas erfahren …“ Sie sah mich mit tellergroßen Augen an.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast etwas erfahren, dass dich offensichtlich ziemlich froh gestimmt hat … da du ja hoffentlich keine Drogen nimmst?“
„Haha, natürlich nicht …“
„Was ist dann mit dir?“
„Lexi! Dein Vater hat angerufen … und …“ Sie starrte mich sprachlos an.
„Wegen meinem Geburtstag?“, nahm ich an.
„Nein … doch, auch, aber vor allem, weil er uns etwas mitteilen wollte …“
Blitzschnell schossen mir unmögliche Gedanken durch den Kopf. Wollte mein Vater uns etwa besuchen kommen? Oder noch unwahrscheinlicher … wollte er sich mit meiner Mutter versöhnen?
„Was wollte er denn?“
„Ich zieh mir mal schnell was an, dann können wir uns weiter unterhalten.“ Sie rannte fluchtartig aus der Küche.
Ich setzte mich seufzend auf einen Stuhl und wartete. Meine Stirn war feucht von meinem Schweiß, und ich hatte Durst.
Als sie wieder kam, versuchte sie, gefasst und ruhig zu reden, aber ihre Augen funkelten irre, und sie war nicht sie selbst.
Dann kam es wie eine Bombe aus heiterem Himmel.
„Dein Vater lässt sich scheiden …“
Es war weniger die unglaubliche Nachricht, als vielmehr ihre Wirkung auf meine Mutter, was mich bestürzte.
„Schon wieder? Bist du ganz sicher?“ Meine Stimme klang überraschend ungehalten.
„Er hat’s jedenfalls so gesagt. Die Papiere seien schon beim Anwalt und … er … kommt vielleicht zu deinem Geburtstag nach Berlin und bleibt einen Tag … er weiß es aber noch nicht … Tja, was sagt man dazu? Das Leben ist unergründlich und unvorhersehbar, nicht wahr?“
Sie schmunzelte gedankenverloren.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, antwortete ich, konfus im Kopf und im Herzen.
Das Leben war wohl nicht nur unergründlich, sondern offensichtlich auch noch sehr verwirrend, wie ich immer öfter feststellen musste.
Später und eigentlich das ganze Wochenende über sprachen wir immer wieder und endlich viel ausführlicher, vielleicht sogar das erste Mal
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