CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
behauptete ich, ohne mir meine Enttäuschung anmerken zu lassen.
Wir räumten gemeinsam die Küche auf. Sergio verschwand danach in Yvos Zimmer, um mit ihm zu spielen, und Adriana brachte mich noch bis zur Bushaltestelle.
Und jetzt …?
Zuhause wurde mir klar, dass der Zeitpunkt zu malen gekommen war. Am nächsten Tag wollte ich den Ausblick aus meinem Zimmerfenster, zusammen mit den ganzen Gefühlen, die in mir tobten, malerisch zu Papier bringen. Vielleicht würde es mir helfen, mit der Erkenntnis fertig zu werden, dass ich mit Adriana und damit auch mit Sergio nicht befreundet bleiben konnte, solange ich für Sergio mehr empfand als es eine Freundschaft erlaubte.
In was hatte ich mich da bloß verfangen? Wie war es dazu gekommen? Wann? In welchem Moment? Ich dachte angestrengt nach. Warum hatte ich nicht auf Adriana gehört und mich von ihrem Bruder fern gehalten - gefühlsmäßig? Sie hatte mich gewarnt. Ganz klar war ich nicht wirklich sein Typ. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Und wieso fühlte es sich dennoch so richtig an, in seiner Nähe sein zu wollen?
Es soll vorbei sein, schrieb ich in mein Tagebuch.
Es soll ewig andauern … hoffte mein Herz innigst.
Am nächsten Tag versuchte ich, möglichst wenig mit Adriana zusammenzuhängen, gab vor, ich müsse ins Sekretariat oder mit dem oder jenem Lehrer noch etwas klären. Sie schien meine Niedergeschlagenheit ohnehin nicht zu bemerken, war in den großen Pausen zu sehr mit dem heimlichen Beobachten und Anschmachten von Joshua Meyer beschäftigt, hinzu kam, dass ihr die serbischstämmigen Mädchen aus der Neunten auf Schritt und Tritt folgten, weil sie scheinbar so etwas wie ein Vorbild für sie geworden war.
Natürlich mied ich auch die Mensa, aß lieber nichts, nur um nicht mit Sergio in Kontakt zu kommen. Der verdutzten Adriana erzählte ich etwas von einer schlimmen Magenverstimmung.
Nach der Schule eilte ich ohne Umwege nach Hause, musste erst einmal einigen unaufhaltsamen, heißen Tränen ihren Lauf lassen, weil ich keine Ahnung hatte, wie es weitergehen sollte. Schließlich kramte ich meine vielen Aquarellfarben hervor, baute meine Staffelei vor meinem Zimmerfenster auf und begann zu malen: viel Grün, Hoffnung, die große, würdevolle Eiche, Kraft, den wolkenlosen Himmel, Freiheit … und dann das Sonnenlicht, das in den Hinterhof fächerte …
Ich malte stundenlang … bis meine Mutter heimkam, mich und mein fast fertiges Werk entdeckte und genau wusste, dass ich gerade etwas Aufwühlendes durchmachte. Sie fragte mehrfach nach, versuchte, wenigstens das Thema zu erraten - lag mit ihren Vermutungen komischerweise vollkommen daneben - und ich schwieg beharrlich und verriet nichts. Mein Kummer sollte mein Geheimnis bleiben, schließlich hatte bisher noch niemand etwas von meinen Gefühlen für Sergio erfahren, und das sollte sich nicht ändern, bis ich sie überwunden hatte … Denn das musste ich wohl.
„Geht es etwa um einen Jungen?“, kam es dann kurz vor dem Schlafengehen mit einer gewissen Ungläubigkeit von meiner Mutter, die sich neben mich auf mein Bett gesetzt hatte. Sie hatte Spangen im Haar und sah mal nicht so abgespannt aus wie sonst. Ihre Wangen waren rosig und ihre Stimme weich.
Ich schluckte, hatte mit solch einer Frage nicht mehr gerechnet. „Mama … ich möcht nicht darüber reden“, sagte ich bedrückt und hatte ihr doch schon die Antwort gegeben.
Sie streichelte mir über den Kopf. „In Ordnung“, sagte sie zärtlich, „… sag mir einfach Bescheid, wenn du etwas von mir brauchst.“ Dann gab sie mir einen Gutenachtkuss und überließ mich meinen unsinnigen Träumereien.
Den Rest der Woche verhielt ich mich nicht anders, ging den Lovic’ so gut es ging aus dem Weg, bis Adriana mich am Freitag nach Unterrichtsende am Kragen packte
„Lexi, hab ich Mundgeruch, oder was?“
Ich sah sie verständnislos an und musste unerwartet losprusten. „Nein, natürlich nicht!“
„Und warum weichst du mir dauernd aus?“
„Ich dachte, du weichst mir aus“, log ich holprig.
„Also, ich bin nicht diejenige, die in den Pausen nirgends zu finden ist und in die Mensa keinen Fuß mehr setzt. Sogar Sergio hat’s schon bemerkt …“
Ich bekam große Ohren. „Wieso, was hat er denn gesagt?“, fragte ich neugierig in einem bemüht unaufgeregten Tonfall.
„Na ja, nichts weiter … Ihm ist halt aufgefallen, dass du nicht da bist, und er fragte mich, was los sei. Ich habe ihm die Sache mit der
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