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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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sich aus.«
    Isabel, die mit einer Vogue hinter der Theke hockte, schnaubte auf ihre unnachahmliche Weise durch die Nase – hrrumpff – und blätterte geräuschvoll die Seite um.
    »Manche Menschen packen diesen Job, andere nicht«, fuhr Morgan fort. »Und er kann echt beschissen sein. Außerdem – aber das hast du sicher selbst schon gemerkt – musst du es irgendwie schaffen, mit Leuten klarzukommen, |72| die dich behandeln wie den letzten Dreck.« Sie legte den Kopf schief und ließ mich nicht aus den Augen. Dies war eindeutig ein Test.
    »Ja, aber das kann ich«, sagte ich im Brustton der Überzeugung. Denn wenn es etwas gab, das ich konnte, dann das.
    Morgan saß mir ständig im Nacken, machte dauernd irgendwelche Bemerkungen, um mich zu korrigieren. Es war für sie kein Problem, ihre Hälfte der Tische zu bedienen und gleichzeitig meine Arbeit zu kontrollieren.
    »An der Sieben müsstest du dringend Eistee nachschenken«, sagte sie leise im Vorbeigehen, einen Stapel dreckiger Teller balancierend. »Und die an Sechs sehen aus, als warteten sie ziemlich ungeduldig auf ihre Rechnung.«
    »Jawohl.« Und ich tat, was sie sagte. Isabel ignorierte mich – bestenfalls. Schlimmstenfalls schob sie mich sogar einfach beiseite, wenn sie schnell an die Eiswürfelmaschine musste oder als Erste ihre Bestellungen an der Durchreiche abholen wollte.
    Morgan dagegen wurde nicht müde mir einzuschärfen: »Eines darfst du nie vergessen, nämlich dass du ein menschliches Wesen bist und Respekt verdient hast. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil es Gäste gibt, die dir das Gegenteil weismachen wollen.«
    Die Erfahrung hatte ich tatsächlich schon hinter mir, und zwar, als mich eines Tages eine große dicke Frau mit Laufmaschen in der Strumpfhose aufforderte ihr den Unterschied zwischen Nachos und Nachos de luxe zu erklären.
    »Moment, ich schau eben in der Speisekarte nach.« Rasch zog ich eine unter meinem Arm hervor. »Ich arbeite |73| noch nicht lange hier und weiß nicht ganz genau . . .«
    »Püh«,
sagte sie laut zu ihrer Begleiterin und verdrehte dabei demonstrativ die Augen, nach dem Motto: Mein Gott, ist die blöd. Ihre Freundin, die genauso groß und dick war, lächelte sarkastisch und machte tztztz.
    »Du
verarschst
mich«, sagte Morgan, nachdem ich mich hinter die Zapfanlage verkrochen hatte, um es ihr zu erzählen. Morgan stemmte die Hände in die Hüften und schoss einen wütenden Blick auf die beiden an ihrem Tisch ab. »So eine Frechheit! Wie kann ein Mensch nur so unverschämt sein? Unmöglich!«
    »Doch, offensichtlich ist es möglich«, sagte Norman, der auf der anderen Seite der Durchreiche am Grill stand und Hamburger wendete.
    »Am besten, ich vergess es ganz schnell wieder«, meinte ich.
    »Falsch!« Morgan sah mir durchdringend in die Augen, ein typischer Morgan-Blick. »Colie, du bist
nicht blöd
. Und das darfst du dir auch von niemandem einreden lassen. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Morgan holte tief Luft und ratterte los: »Normale Nachos sind mit Bohnen, Tortillachips, Käse und Chilis. Nachos de luxe sind genau wie Nachos plus Hühner- oder Rindfleisch, Tomaten und Oliven.«
    »Püh«,
lautete Normans Kommentar.
    »Du sagst es: Püh!« Morgan schnappte sich eine Kanne mit Eistee. »Und jetzt gehst du wieder da raus, du hast viel zu tun«, befahl sie und wies mit dem Kinn auf meinen Servierbereich.
    |74| Die Belehrungen, nein, die heiligen Botschaften hörten nie auf.
    »Wenn die Einstellung stimmt, stimmt auch die Kasse«, pflegte Morgan zu sagen. »Wenn deine Einstellung Scheiße ist, bleibt auch die Kohle weg.«
    »Hör endlich auf rumzulabern«, stöhnte Isabel dann manchmal und steckte sich ihren Kugelschreiber ins Haar. Ich weiß nicht, was sie mehr nervte, Morgans gute Ratschläge oder die Tatsache, dass ich die Empfängerin jener Ratschläge war.
    Nichtsdestotrotz war es immer Morgan, die als Erste zusammenbrach, wenn Hektik und Chaos zu groß wurden. Während der ersten zwei Wochen, die ich im Last Chance arbeitete, kündigte sie zweimal. Dreimal, wenn man meinen ersten Abend in Colby mitzählt. Es lief immer nach demselben Schema ab und fing in der Regel damit an, dass sie wegen irgendetwas beleidigt war, das gegen Ende der Abendschicht passierte. Sie schrie meistens, sie habe die Schnauze voll, nahm ihre Schürze ab, pfefferte sie in eine Ecke und trompetete, dass sie hiermit kündige. Dann lief sie hinaus, wobei sie unweigerlich die Tür hinter sich zuknallte, weil sie jemandem die

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