Crazy Moon
Frau
will,
dass man ihr wehtut.« Sie sprach immer lauter. »Und mir steht’s bis hier, mir das Theater anzugucken.« Die Maske sprang in Stücken ab und hinterließ klaffende Risse auf ihren Wangen. »Colie, ich verrat dir jetzt mal was über die Männer.«
Ich blickte sie erwartungsvoll an. Meine Haut fühlte sich angespannt an. Und genauso angespannt versuchte ich mein Gesicht stillzuhalten.
»Männer« – Isabel nahm einen großen Schluck Bier – »sind von Natur aus so programmiert, dass sie alles von Frauen nehmen, was sie kriegen können. Es gehört zu ihren natürlichen Instinkten, Frauen zu verarschen.«
»Wirklich?«
»Ja.« Sie beugte sich vor und sah mich eindringlich an. »Denk an neulich, denk an die dumme Pute im Last Chance. Du glaubst wahrscheinlich, das hat so wehgetan, schlimmer kann’s gar nicht kommen. Aber wart’s ab. Du wirst noch dein blaues Wunder erleben. Und wenn sämtliche gemeinen, hinterlistigen, blöden Ziegen der ganzen Welt auf dich losgingen – es wäre der reinste Kindergarten verglichen damit, was Männer einem antun können.«
Die Schlafzimmertür sprang auf. Morgan stand im Rahmen, das Telefon in der Hand. Trotz der grünen Maske war deutlich erkennbar, dass sie vor Wut kochte.
»Was bildest du dir eigentlich ein?« Sie pfefferte das Telefon aufs Sofa. »Er hat alles gehört, was du gesagt hast, Isabel. Er hat dich gehört.«
»Hervorragend.«
|176| Morgan schnaufte gekränkt: »Ich versteh dich nicht. Warum musst du ihn ständig schlecht machen?«
»Ich bin nicht diejenige, die sich seinetwegen bei der Arbeit die Augen ausheult«, konterte Isabel gereizt. »Ich bin nicht diejenige, die gefüllte Eier macht.«
»Hier geht es nicht um gefüllte Eier.«
»Allerdings, da hast du Recht.« Isabel griff nach ihrer Zigarettenschachtel und drehte sie zwischen ihren Fingern, während sie weitersprach: »Hier geht es darum, dass Mark dich nicht respektiert. Dass er dich nach Strich und Faden ausnutzt.«
»Halt die Klappe.« Aber Morgans Stimme klang matt. Sie ging in die Küche.
»Warum hat er dich noch nie zu einem Spiel eingeladen? Warum gibt er dir nie mehr die Nummer oder den Namen von seinem jeweiligen Hotel, seit du ihn damals in Wilson überraschend besucht hast?«
»Er weiß nie genau, wo er . . .«
»Blödsinn!«, schrie Isabel. »Wenn du willst, kannst du in jedem Zeitschriftenladen für zwei Mark ein Sportmagazin kaufen, in dem die Termine sämtlicher Spiele abgedruckt sind. Er gehört zu einer offiziellen Baseballmannschaft, Morgan. Die Baseballsaison wird Monate im Voraus geplant. Die Teams fahren nicht einfach wild durch die Gegend und spielen irgendwo gegen andere Teams, wie es ihnen gerade in den Kram passt.«
Morgan stemmte die Hände in die Hüften. »So einfach ist das nicht, Isabel. Du weißt doch gar nicht . . .«
»Aber ich weiß eines.« Isabel stand auf. »Ich weiß, dass er alle Jubeljahre hier aufkreuzt, mit dir ins Bett geht und sich noch vor dem Frühstück wieder verkrümelt. Ich weiß, dass du ihn mit einer Stripperin im Hotelzimmer |177| erwischt hast, als du ihn an eurem ersten Jahrestag überraschen wolltest.« Sie zählte die Fakten beim Reden an ihren Fingern ab. »Und ich weiß, dass er keinen einzigen Ton mehr über eure Hochzeit oder eure Zukunft gesagt hat, seit er dir diesen« – sie formte mit ihren Fingern Anführungszeichen – »Ring gegeben hat. Keinen Ton, nichts!«
Morgan legte schützend eine Hand auf den Ring. Sie kämpfte mit den Tränen.
Meine Gesichtshaut fühlte sich so straff an, dass meine Augen wehtaten. Aber um in die Küche oder ins Bad zu gehen und die Maske abzuwaschen, hätte ich zwischen den beiden durchlaufen müssen. Und das wollte ich in diesem Moment tunlichst vermeiden.
»Wann kapierst du es endlich, Morgan?« Isabel senkte die Stimme und trat einige Schritte auf Morgan zu; mit ihren grünen Gesichtern sahen die beiden wie Aliens aus, die sich auf einem fremden fernen Planeten getroffen hatten. »Irgendwas ist doch hier total faul.«
Morgan blinzelte heftig. Ich fragte mich, ob und wann sie losheulen würde.
Doch plötzlich richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf, holte tief Luft und donnerte: »Du bist eifersüchtig!« Sie wies mit ihrem langen knochigen Zeigefinger auf Isabel, die allerdings bloß die Augen rollte. »Du warst von Anfang an eifersüchtig!«
»Morgan, bitte.« Isabel stöhnte.
»Doch.« Morgan machte auf dem Absatz kehrt und lief durch den Flur zum Badezimmer. »Weil du
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