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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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momentan keinen Nerv dafür, dass ich ihn mit Einzelheiten wegen der Hochzeit und unserer gemeinsamen Zukunft bombardiere, sobald er durch die Tür kommt. Im Gegenteil, ich sollte froh sein, wenn er überhaupt Zeit für mich hat. Kein Wunder, dass er sauer wird, weil ich ihn jedes Mal mit Fragen löchere.«
    »Morgan!« Isabels Stimme klang merkwürdig verzerrt, da sie versuchte die Lippen beim Sprechen so wenig wie möglich zu bewegen. »Du vergisst schon wieder, wie fertig du heute Morgen warst.«
    »Nein.« Morgan warf einen Blick auf ihren Ring, bevor sie die Maske mit den Fingerspitzen auf ihrem Gesicht verteilte.
    Isabel lehnte sich zurück und zog die Zigaretten aus der Tasche. »Doch, du vergisst es jedes Mal. Du regst dich tierisch auf, aber danach verdrängst du alles.«
    »Du sollst hier drinnen nicht rauchen.« Morgan stand gereizt auf, drehte die Musik noch lauter und verschwand in der Küche.
    »Das hatte ich auch gar nicht vor«, rief Isabel ihr nach. Zu mir meinte sie: »Jetzt mach schon.« Sie wies auf die Gesichtsmaske. »Du bist dran.«
    Ich nahm den Behälter in die Hand und betrachtete das grüne Zeug misstrauisch.
    »Sag bloß, du hast so was noch nie gemacht?«
    »Tja, äh . . .«
    »Ist ja’n Ding!« Sie ging vor mir in die Hocke. »Gib her.«
    |173| Morgan stand am Spülbecken in der Küche und wusch sich die Hände. Ich konnte ihr grünes Spiegelbild im Fenster erkennen.
    Isabel beugte sich dicht zu mir, langte in die Dose und verteilte die Maske großzügig auf meinem Gesicht. Sie fühlte sich kühl an und roch nach Blättern.
    »Das Zeug ist völlig natürlich, keinerlei Chemie.« Ihr Finger streifte den Ring in meiner Lippe, wodurch etwas von dem Zeug in meinen Mund drang. Es schmeckte scheußlich. »Reinigt bis in die Poren und strafft die Haut. Ich kann’s gar nicht fassen, dass es jemanden gibt, der noch nie eine Maske aufgelegt hat. Ich war mit fünfzehn verrückt nach dem Zeug.«
    »Colie ist nicht so wie wir früher.« Morgan setzte sich neben mich. Sie hatte die Haare hoch auf dem Kopf zusammengebunden und sah aus wie ein Riesenspargel. »Sie sitzt samstagabends nicht zu Hause rum und liest Teenie-Zeitschriften. Sie hat ein richtiges Leben.«
    Isabel trug weiter Maske auf mein Gesicht auf. Ich rechnete fest damit, dass sie eine Bemerkung über Caroline Dawes und das, was sie von ihr erfahren hatte, machen würde. Aber sie lehnte sich nur wortlos zurück und betrachtete prüfend ihr grünes Werk auf meinem Gesicht. »Aha. Colie hat also ein richtiges Leben, mh?«
    Morgan griff plötzlich nach dem Telefonhörer: »Hallo?«
    Einen Augenblick lang war ich völlig verwirrt, bis ich begriff, dass es geklingelt haben musste. Offenbar hatte Morgan Hundeohren und konnte Töne hören, die für andere zu hoch waren.
    »Mach mal leiser«, zischte sie und zeigte auf die Anlage.
    |174| »Wer ist dran?« Isabel stand auf.
    »Jetzt mach schon leiser.«
    »Ach so-o.« Isabel bewegte sich absichtlich langsam. »Mark.« Sie machte eine ruckartige Kopfbewegung und verlieh dem Namen dadurch eine besondere Betonung.
    »Mach endlich die Musik leiser, Is!«
    Isabel drehte am Lautstärkeregler. Die Musik verstummte abrupt, wie abgeschnitten oder aufgesaugt. Isabel ließ sich auf den Boden plumpsen und öffnete ein weiteres Bier.
    »Nein, ich bin nicht sauer.« Morgan wickelte das Telefonkabel um ihre Finger. Ihre Maske bekam Risse, während sie sprach. »Ich hatte bloß gehofft, wir würden es endlich mal schaffen, alles zu besprechen . . .«
    »Mir kommen gleich die Tränen!«, sagte Isabel laut. Morgan wandte ihr den Rücken zu.
    »Ich weiß. Ich weiß, wie viel du zu tun hast.« Morgan betrachtete prüfend ihre Fingernägel. »Ich vergesse dauernd, wie wenig Zeit du hast, um mit mir zusammen zu sein.«
    Isabel machte ein Geräusch, als müsse sie jeden Moment kotzen. Morgan stand auf, schnappte sich das Telefon und ging damit ins Schlafzimmer. Dabei redete sie möglichst laut, um Isabel zu übertönen.
    »Frag ihn doch mal, warum er dir nie eine Nummer gibt, wo du ihn erreichen kannst«, rief Isabel ihr nach. Das Telefonkabel schleifte über den Boden. »Frag ihn, warum er dich nur einmal in der Woche anruft.«
    Morgan gestikulierte wütend in Isabels Richtung und versuchte die Schlafzimmertür zu schließen.
    »Und frag ihn, was mit dem Mädchen in Wilson war, Morgan. Trau dich endlich, frag ihn, was da los war.«
    |175| Die Tür schloss sich mit einem Knall. Isabel ballte die Fäuste.
    »Diese

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