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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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nicht sein Typ bist.«
    »Ja klar, Morgan, genauso ist es.« Isabel raste hinter ihr her. Morgan knallte ihr die Tür vor der Nase zu. »Ich |178| wünsche mir ja auch nichts sehnlicher als mit einem Baseballspieler verlobt zu sein, der jetzt schon eine Glatze bekommt, mich mit anderen Frauen betrügt, mir niemals eine klare Antwort auf nichts gibt und es nicht einmal dann bis zur Mendoza-Linie schaffen würde, wenn sein Leben davon abhinge.«
    Pause. Morgan öffnete die Tür.
    »Er hat seine Trefferquote in dieser Saison vervielfacht«, sagte sie kühl.
    »Ist mir scheißegal!«, brüllte Isabel.
    Die Tür knallte wieder zu.
    »Mendoza-Linie?«, fragte ich.
    Isabel stürmte ins Wohnzimmer zurück und drehte die Anlage auf. »Ein Begriff aus dem Baseball. Es bedeutet, dass er ein Versager ist.«
    »Ist er nicht!«, schrie Morgan aus dem Badezimmer. »Er ist nicht mal mehr der Schlechteste in seiner Mannschaft.«
    Isabel schnappte sich ihre Zigaretten, trat gegen die Verandatür und stürmte hinaus. Als sie ein Streichholz anzündete, beleuchtete die gelbe Flamme flüchtig ihr Gesicht. Doch dann marschierte sie ans andere Ende der Veranda, so dass ich sie nicht mehr sehen konnte.
    Disco-Musik dröhnte aus den Boxen. Mein Gesicht fühlte sich an, als wäre es in Beton eingegossen. Durchs Küchenfenster blickte ich zu Miras Haus, das ruhig und friedlich in der Dunkelheit lag. Ob sie wohl ahnte, dass sie eigentlich gar kein Wrestling mehr anzuschauen brauchte? Bei Morgan und Isabel flogen mehr Fetzen als beim Triple Threat und Cage Fight zusammen.
    Ich stellte die Musik leiser und klopfte vorsichtig an die Badezimmertür.
    |179| »Was ist?«
    »Ich würde mir gern das Gesicht abwaschen.«
    »Ach so, ja. Moment.«
    Morgan schloss die Tür auf. Ich schlüpfte ins Bad. Sie setzte sich auf den Badewannenrand. Tränen hatten Schneisen durch ihre Maske gezogen. Ich tat so, als würde ich es nicht bemerken.
    Stattdessen ließ ich Wasser ins Waschbecken laufen, bis es warm wurde, wusch mir gründlich das Gesicht und sah zu, wie das Grün im Abfluss verschwand. Morgan gab mir ein Handtuch.
    Ich trocknete mich ab. Meine Haut fühlte sich weich und gut an.
    »Colie? Hast du eine beste Freundin?« Die Frage traf mich völlig unvorbereitet.
    Ich blickte nicht sie an, sondern das Handtuch. »Ich habe überhaupt keine Freunde.« Dabei faltete ich das Handtuch sorgfältig zusammen, schließlich gehörte es Morgan.
    »Das kann nicht sein«, sagte sie automatisch, in dem gleichen Ton wie ein Lehrer oder Schulpsychologe, der sich um einen kümmern will. Mir dreht sich bei dem Ton jedes Mal der Magen um.
    »Doch.« Ich gab ihr das Handtuch zurück. »So was gibt’s.«
    Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen, und weil das Bad so klein war, fiel es umso mehr auf. Außerdem gab es nicht viele Möglichkeiten, irgendwo hinzuschauen, genauer gesagt, es gab drei: meine Hände, Morgan oder mein eigenes Gesicht im Spiegel.
    »Manchmal sind Freunde so nervig, dass es sich fast nicht lohnt, welche zu haben.« Ich spürte, dass ihr die Situation |180| genauso peinlich war wie mir und es ihr Leid tat, das Thema überhaupt angeschnitten zu haben.
    Trotzdem wusste ich nicht, was ich antworten sollte. Nervig oder nicht – zumindest war
sie
nicht allein.
    »Ich liebe Mark so sehr«, platzte es aus ihr heraus. »Isabel irrt sich, es stimmt nicht, was sie über ihn sagt. Wenn er nicht der Richtige wäre, würde ich das spüren. Ich meine, wenn
ich
es nicht spüre – wer denn sonst?«
    »Sie macht sich Sorgen um dich. Sie will nicht, dass du leidest.« Das verstand ich, denn das kannte ich von meiner Mutter, die sich mir gegenüber immer ähnlich verhalten hatte.
    »Sie soll sich raushalten.« Morgan zog die Nase hoch. »Es ist mein Leben. Sie ist meine beste Freundin, trotzdem ist es
mein
Leben!«
    Wieder herrschte Schweigen. Morgan schniefte immer noch vor sich hin und tupfte sich das Gesicht mit dem Handtuch ab, das jetzt voller grüner Flecken war. Dies war das erste Mal, dass ich mit einem anderen Mädchen in einem Badezimmer hockte und es mir ihr Herz ausschüttete. Ein echter Freundinnenmoment, ganz klar und eigentlich ganz einfach. Deshalb konnte ich nicht einfach bloß schweigen. Ich
musste
etwas sagen.
    »Als wir uns kennen gelernt haben, hast du mir erzählt, so schlimm sei Isabel gar nicht.«
    Morgan blickte zu mir hoch; ihre Haut schimmerte stellenweise durch das Grün hindurch. Ich fuhr fort: »Du hast bloß gesagt, dass sie manchmal

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