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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Er war riesig, voll durchtrainiert, |208| braungebrannt, hatte schwarzes Haar und strahlend weiße Zähne, die im Dunkeln leuchteten. »Colie, das ist Mark. Mark, das ist Colie.«
    »Hi, Colie. Morgan hat mir schon viel von dir erzählt.«
    »Ich hau ab.« Isabel war schon halb die Zufahrt runter. »Wohin gehst du?«, rief Morgan ihr nach. Keine Antwort.
    »Die backen irgendwo Muscheln«, sagte ich an Isabels Stelle. »Der Typ vom Strand hat sie eingeladen.«
    »Also da bist du gewesen. Am Strand.« Mark legte einen Arm um Morgans Taille. Morgan hörte gar nicht mehr auf selig zu lächeln, was absolut bescheuert aussah. »Ich hab wohl alles verpasst?«
    »Nein, hast du nicht.« Morgan griff schnell in ihre Hosentasche, zog eine Schachtel heraus, öffnete sie und schüttete etwas in ihre Hand. »Hast du Streichhölzer?«
    Mark reichte ihr ein Feuerzeug. Sie ließ es aufschnappen und hielt das längliche Ding in ihrer Hand an die Flamme. Plötzlich sprühten wilde Funken, so dass wir alle unwillkürlich einen Schritt zurücktraten.
    »Die Wunderkerzen!« Die hatte ich total vergessen.
    »Alles Gute zum Unabhängigkeitstag!«, sagte Morgan zu Mark. Er küsste sie.
    Ich setzte mich in Bewegung, wollte nach Hause, wollte mir allein und in Ruhe noch mal auf der Zunge zergehen lassen, was geschehen war, angefangen mit meinem ersten echten Frauenabend bis hin zu meinem Triumph über Caroline Dawes.
    »Colie, bleib da. Wir zünden noch ein paar Wunderkerzen an«, rief Morgan mir nach.
    »Nein danke.«
    |209| »Okay. Dann fang!«
    Sie warf mir die Schachtel mit den Wunderkerzen zu. In der Luft drehte sie sich ein paar Mal um sich selbst. Ich fing sie mit beiden Händen auf. »Alles Gute zum Unabhängigkeitstag«, sagte ich, aber die beiden hörten mich nicht mehr.
     
    Ich schloss die Haustür hinter mir, kramte meinen Lippenring aus der Hosentasche und steckte ihn wieder an seinen angestammten Platz. Zog die Schuhe aus und schlich auf Zehenspitzen durch den Flur. Ich wusste nicht, wie spät es war, wollte Mira jedoch auf keinen Fall wecken.
    Aber ich hätte mir deshalb keinen Kopf zu machen brauchen. Denn als ich auf der zweiten Stufe stand, hörte ich plötzlich ihre Stimme.
    »Hallo.« Sie saß im Wohnzimmer auf ihrem Lieblingssessel, ein zerlegtes Telefon vor sich. Ich erkannte es wieder, normalerweise stand es im oberen Flur: KLINGELT SEHR LEISE. »Wie war das Feuerwerk?«
    »Super!« Ich setzte mich zu ihr. Bis auf die Lampe über ihrer Schulter, welche die Einzelteile des Telefons auf dem Tisch vor Mira beleuchtete, war es im Haus stockdunkel. In der Ferne wurden Knallfrösche gezündet; irgendjemand feierte privat weiter.
    »Ein neues Projekt?« Ich wies auf das Telefon. Sie lachte.
    »In der Regel liegt es nur an einer Winzigkeit, die repariert werden muss.« Sie inspizierte eine kleine Metallhalterung. »Die Schwierigkeit besteht darin, genau diese Winzigkeit zu finden.«
    »Ich weiß.«
    |210| Sie warf mir einen Blick zu und seufzte. Schaute genauer hin und lächelte. »Du siehst großartig aus«, meinte sie mit sanfter Stimme. »Was hat sich geändert?«
    »Alles«, sagte ich. Und das stimmte. »Alles.«
    Schweigend saßen wir beieinander. Aus dem Nachbarhaus – dem kleinen weißen Haus – drang gedämpfte Musik durchs Wohnzimmerfenster. Liebeslieder, zärtliche Melodien. Ich schloss die Augen.
    Auf der anderen Seite der Bucht ging die Knallerei weiter. Auf Miniexplosionen folgten Gejohle und Gelächter. »Der vierte Juli ist mir zu laut«, meinte Mira, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten. »Ich kann den Rummel und den Krach nicht ausstehen. Es wird viel zu viel Aufhebens gemacht. Wenn ich feiere, dann lieber ruhig und nett.«
    »Das kannst du haben. Komm mit.« Ich stand auf, schnappte mir eine Schachtel mit Streichhölzern und ging auf die Veranda. Mira folgte mir leicht verdutzt. Wir setzten uns auf die Stufen. Ich schüttelte zwei Wunderkerzen aus der Schachtel, reichte ihr eine davon und zündete sie an. Als die Spitze aufglühte und Sterne versprühte, lächelte sie.
    »Wie schön!« Sie schwenkte die Wunderkerze hin und her, ließ die Funken tanzen. »Das gefällt mir.«
    Ich zündete meine auch an. Wir saßen nebeneinander und sahen zu, wie die Wunderkerzen in der Dunkelheit ihr Licht versprühten. »Alles Gute zum Unabhängigkeitstag!«, sagte ich.
    »Alles Gute zum Unabhängigkeitstag!« Sie neigte sich vor, bis die Spitzen unserer Wunderkerzen einander berührten. So saßen wir da, ganz still,

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