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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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wenn man darüber nachdachte, erschien es selbstverständlich. Dies war die Endzeit. Alle würden sie gemeinsam in den Himmel entrückt werden.
    »He«, sagte Doke und stupste Eddy an. »Streifenwagen.«
    Eddy folgte seinem ausgestreckten Finger. Dort, in der Schlange der Fahrzeuge, die sich den Dugway heraufquälten, kroch ein Streifenwagen mit blitzendem Blaulicht zwischen den anderen entlang.
    Er wandte sich wieder seinen neuen Schäfchen zu. Die versammelte Menge wogte, ihre murmelnden Stimmen klangen wie Regen. Taschenlampen blitzten hier und da auf, und er hörte das Klirren von Metall auf Metall – Waffen wurden bereitgemacht und durchgeladen. Ein Mann bastelte Fackeln aus toten Kiefernzweigen und verteilte sie. Die Disziplin der Leute war unglaublich.
    »Ich versuche mir zu überlegen, was ich zu ihnen sagen soll«, erklärte Eddy.
    »Man muss sehr vorsichtig sein, wenn man mit Cops redet«, stimmte Doke zu.
    »Ich spreche von meiner Predigt. Für die Armee Gottes, bevor wir losziehen«, sagte Eddy.
    »Ja, aber was wird mit dem Cop?«, fragte Doke. »Es ist nur ein Streifenwagen, aber der hat Funk. Könnte Ärger geben.«
    Eddy beobachtete das Blaulicht und bemerkte überrascht, dass die Leute tatsächlich dort, wo Platz war, rechts ranfuhren, um den Streifenwagen vorbeizulassen. Alte Gewohnheiten wie der Gehorsam gegenüber der Regierung, der Autorität, würden schwer zu überwinden sein. Ja, genau darüber würde er sprechen. Dass ihr Gehorsam von jetzt an allein Gott gelten durfte.
    »Er kommt aus dem Dugway«, sagte Doke.
    Das Heulen der Sirene erreichte die Mesa, erst schwach, dann lauter. Die unruhige Menge unter Eddy vermehrte sich, breitete sich immer weiter aus und wartete auf Anweisungen. Viele beteten, und ihre Bittgebete stiegen in die Nachtluft auf. Andere Gruppen hielten sich mit gesenkten Köpfen an den Händen. Kirchenlieder drangen an seine Ohren. Das erinnerte Eddy an seine Vorstellung davon, wie das Volk sich zur Bergpredigt versammelt hatte. Genau, das war es. Da würde er mit seiner Predigt beginnen.
Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen
… Nein, das war kein guter Bibelvers für den Anfang. Er brauchte etwas Feuriges:
Weh denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer! Denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat
. Der Antichrist. Darauf musste er sich konzentrieren. Auf den Antichristen. Er würde nur ein paar Worte sagen und dann seine Armee ins Feld führen.
    Der Polizeiwagen, der nun den Rand der Klippe überwunden hatte, steckte immer noch zwischen den vielen Autos fest. Er verließ die asphaltierte Straße und hielt ein paar hundert Meter daneben. Eddy konnte das Emblem der Navajo Tribal Police auf der Tür erkennen. Ein Suchscheinwerfer auf dem Dach wurde herumgeschwenkt, die Tür ging auf. Ein großerIndianer stieg aus, ein Navajo-Polizist. Sogar aus hundert Meter Entfernung erkannte Eddy Bia mühelos.
    Sogleich war der Polizist von Menschen umringt. Nach allem, was Eddy hören konnte, schien sich dort ein Streit anzubahnen.
    »Was tun wir jetzt, Pastor Russ?«, riefen die Menschen.
    »Wir warten«, sagte er mit leiser, kraftvoller Stimme, die so anders klang als seine gewöhnliche Stimme, dass er sich fragte, ob er wirklich selbst gesprochen hatte. »Gott wird uns den Weg zeigen.«

59

    Lieutenant Bia stand vor der Menschenmenge, und seine Sorge wuchs. Er hatte einen Anruf bekommen, auf der Mesa gebe es irgendwelchen Ärger, und er war davon ausgegangen, dass es um den Protestritt ging. Als er den dichten Verkehr auf der Red Mesa Road gesehen hatte, war er einfach mitgeschwommen. Doch nun sah er sich um und merkte, dass diese Leute, wer immer sie auch sein mochten, nichts mit dem Protestritt zu tun hatten. Diese Leute trugen Gewehre und Schwerter, Kreuze und Äxte, Bibeln und Küchenmesser bei sich. Einige hatten sich Kreuze auf die Stirn oder die Kleidung gemalt. Das war eine Art seltsamer religiöser Versammlung – vielleicht hatte sie etwas mit diesem Fernsehprediger zu tun, von dem schon einige Leute gesprochen hatten. Zu seiner Erleichterung waren alle möglichen Hautfarben hier vertreten – Schwarze, Asiaten, sogar ein paar, die wie Navajo oder Apachen aussahen. Immerhin waren es nicht der Ku-Klux-Klan oder die Nazis von der Aryan Nation.
    Er zog seinen Gürtel hoch, stemmte die Hände in die Hüften und setzte ein lockeres Lächeln auf in der Hoffnung, niemanden zu verschrecken. »Habt

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