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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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in einer breiten, sandigen Senke stehen, die von einer riesigen, verdorrten Pinyon-Kiefer in der Mitte beherrscht wurde. Ford gelangte endlich nah genug an Kate heran, um sie zu fragen: »Geht es dir gut?«
    »Ja, aber Julie und Alan sind tot – verschüttet.«
    »Ruhe!«, brüllte Eddy. Ruhig trat er vor die Menge hin. Ford staunte über seine Verwandlung. Er wirkte gelassen und selbstsicher und bewegte sich bedächtig. In seinem Gürtel steckte ein 44er Ruger Magnum Blackhawk. Er ging gewichtig vor der Menge auf und ab, drehte sich dann um und hob eine Hand. »Der Herr hat uns aus der Knechtschaft Ägyptens geführt. Lobet den Herrn.«
    Seine Herde, ein paar Dutzend Anhänger, erwiderte donnernd: »GELOBT SEI DER HERR!«
    Eddy beugte sich über den am Boden liegenden Wissenschaftler, der gerade zu sich kam und die Augen öffnete.
    »Stellt ihn auf die Füße«, befahl Eddy ruhig. Er deutete auf Ford, Innes und Cecchini. »Haltet ihn gut fest.«
    Sie bückten sich, richteten Hazelius auf und stellten ihn sosacht wie möglich auf sein gesundes Bein. Ford fand es erstaunlich, dass der Mann überhaupt noch am Leben war, und sogar wieder bei Bewusstsein.
    Eddy wandte sich an die Menge. »Seht ihm ins Gesicht – dies ist das Antlitz des Antichrist.« Er ging im Kreis um das Grüppchen herum, und seine Stimme dröhnte:
»Und das Tier ward gegriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen tat vor ihm. Lebendig wurden diese beiden in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte.«
    Ein gedämpfter Donnerschlag ließ in der Ferne einen Feuerball in die Luft schießen, der sein unheimliches Glühen bis hierher verbreitete. Eddys hageres Gesicht wurde kurz von dem orangeroten Licht seitlich erhellt, so dass seine schwarzen, hohlen Wangen und die tiefeingesunkenen Augen noch düsterer wirkten.
»Freue dich über sie, denn Gott hat euer Urteil an ihr gerichtet!«
    Die Menge jubelte, doch Eddy hob sogleich die Hände. »Soldaten des Herrn, dies ist ein ernster Augenblick. Wir haben den Antichrist und seine Jünger gefangen genommen, und nun erwartet uns alle das Gericht Gottes.«
    Hazelius hob den Kopf. Zu Fords Erstaunen fixierte Hazelius Eddy mit einem arroganten, verächtlichen Lächeln – halb Grinsen, halb Grimasse – und sagte: »Verzeihen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Prediger, aber der Antichrist hat noch ein paar antiklimaktische Worte an Ihre geschätzte Herde zu richten.«
    Eddy hob die Hände. »Der Widerchrist spricht.«
    Hazelius versuchte fortzufahren. Eddy trat einen Schritt näher. »Welche Blasphemie kommt dir jetzt noch über die Lippen, Antichrist?«
    Hazelius hob den Kopf, und seine Stimme klang nun kräftiger. »Halten Sie mich«, sagte er zu Ford. »Lassen Sie mich bloß nicht fallen.«
    »Ich weiß nicht, ob das so klug ist«, flüsterte Ford ihm ins Ohr.
    »Warum nicht?«, flüsterte Hazelius grimmig. »Wenn schon, denn schon.«
    »Der Antichrist will sprechen«, wiederholte Eddy, und in seiner ruhigen Stimme schwang Ironie. »Hört zu, Soldaten Christi, vernehmt die Worte des falschen Propheten.«

74

    Von einem hohen Sandsteinfelsen aus suchte Begay mit dem Fernglas den Horizont ab. Es war halb drei Uhr morgens.
    »Da sind sie. Sie drängen sich da auf der kleinen Wiese zusammen, völlig verängstigt.«
    »Gehen wir sie holen«, sagte Becenti.
    Doch Begay rührte sich nicht. Er richtete das Fernglas nach Osten. Die Ostspitze der Mesa war fort – abgesprengt. Um das gähnende Loch herum breiteten sich riesige Trümmerfelder aus, Geröll, brennende Kohle, verbogenes Metall, und ganze Bäche einer brennenden Flüssigkeit rannen hinab in die vertrockneten Bachbetten, wie Lava aus einem Vulkan. Die gesamte Ostseite der Mesa brannte, Qualm und Flammen quollen aus Löchern im Boden und schlugen hoch in die Luft. Hin und wieder fing eine Pinyon-Kiefer oder ein Wacholder auf der Mesa Feuer und leuchtete wie ein einsamer Weihnachtsbaum in der Nacht. Obwohl der Wind den Rauch von ihnen wegblies, breiteten sich die Feuer rasch in ihre Richtung aus, und, von unterirdischen Quellen gespeist, brachen immer neue Brände aus. Ab und zu war eine Explosion zu hören, Staub und Flammen schossen hoch, die Erde bebte und brach dann unter einer gewaltigen Wolke aus schwarzem Staub und Rauch einfach ein. Nakai Valley brannte, der alte Handelsposten und die Häuser standen in Flammen, ebenso das wunderschöne Pappelwäldchen.Ein Teil des Flugplatzes war bei der ersten großen Explosion zerstört worden

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