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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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wurden durch die Menge gereicht und am Fuß des Baumes aufgeschichtet. Der Haufen wuchs stetig.
    »Dies ist es, was Gott den Ungläubigen verspricht«, sagte Eddy, der vor dem wachsenden Scheiterhaufen auf und ab ging. »
Und sie werden gequält werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit
. Was wir hier tun, ist Gottes Wille, mehrmals in der Bibel bestätigt. Ich nenne nur die Offenbarung vierzehn, Vers elf:
Und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht.
«
    Der Brennholz-Haufen türmte sich schief und krumm um den Baum, und einige Männer begannen, ihn um Hazelius festzutreten.
    »Tut das nicht!«, kreischte Kate.
    Der Scheiterhaufen reichte Hazelius bis zu den Oberschenkeln.
    »Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie«,
zitierte Eddy weiter.
    Verdorrte Kakteen, Beifuß und anderes Gestrüpp, trocken wie Zunder, türmte sich immer höher und begrub Hazelius nun schon bis zur Hüfte unter sich.
    »Wir sind bereit, Gottes Willen zu tun«, sagte Eddy leise.
    Doke trat vor und hob erneut die Arme, das Feuerzeug in der einen, den Molotowcocktail in der anderen Hand. Die Menge wich zurück, und es wurde still. Der Mann drehte sich mit erhobenen Armen noch einmal halb herum, wie ein Modelauf dem Laufsteg. Die Menge rückte ehrfürchtig noch ein Stück ab.
    Doke ließ das Feuerzeug aufschnappen und zündete den Molotowcocktail an. Flammen schienen über den baumelnden Lappen zu fließen. Er wirbelte herum und schleuderte die Flasche in den Scheiterhaufen. Ein dumpfes Fump war zu hören, und die ersten Flammen erblühten im trockenen Gestrüpp und schossen knackend aufwärts.
    Die Menge gab ein lautes »Ohhh!« von sich.
    Ford wappnete sich und sah zu, einen Arm um Kate gelegt, um sie zu stützen, denn sie schwankte, einer Ohnmacht nahe. Alle sahen schweigend zu. Niemand wandte sich ab.
    Als die Flammen höher schlugen, sagte Hazelius mit fester, klarer Stimme: »Das Universum vergisst niemals.«

75

    Nelson Begay beobachtete den Scheiterhaufen mit wachsendem Zorn. Einen Mann bei lebendigem Leib zu verbrennen! Das hatten die Spanier mit seinen Vorfahren gemacht, wenn sie sich nicht bekehren ließen. Und nun geschah es hier wieder.
    Doch er sah keine Möglichkeit, es zu verhindern.
    Die Flammen züngelten hoch und erfassten den zerfetzten Laborkittel des Mannes. Sie verhüllten sein Gesicht und sengten ihm mit lautem Zischen die Haare vom Kopf.
    Der Mann stand immer noch.
    Die Flammen breiteten sich brüllend aus, seine Kleidung verkohlte und fiel in brennenden Fetzen von ihm ab wie Konfetti.
    Der Mann zuckte nicht einmal zusammen.
    Die fauchenden Flammen verschlangen seine Kleidung und begannen, ihm die verkohlte Haut vom Leib zu schälen; seine Augäpfel schmolzen und rannen aus den Höhlen. Doch immer noch rührte sich der Mann nicht, zerrte nicht an seinen Fesseln, zuckte mit keiner Wimper – und ein trauriges, schiefes Lächeln lag selbst dann noch auf seinem Gesicht, als das Gesicht selbst schmorte und Blasen warf. Das Feuer erfasste das Seil, das ihn an den Baum fesselte, brannte es weg – doch er stand, felsenfest. Wie konnte das sein? Warum fiel er nichtum? Sogar, als die verdorrte Kiefer, an die er gebunden war, sich in eine Feuersäule verwandelte und die Flammen sieben, acht, neun Meter in den Himmel schossen, blieb er stehen, bis er völlig in der Feuersbrunst verschwunden war. Noch aus gut dreißig Metern Entfernung spürte Begay die Hitze der Flammen auf seinem Gesicht, er hörte sie brüllen wie eine Bestie, während die äußeren Zweige der Kiefer sich wie glühende Klauen krümmten; und dann brach der brennende Baum in einem gewaltigen Funkenregen zusammen, der hoch in den Himmel stieg, so hoch, als wollten die Funken zu Sternen werden.
    Zehn Minuten später war nichts mehr übrig als ein Haufen weißglühender Kohlen. Der Mann war vollständig verschwunden.
    Die anderen Gefangenen, die ganz in der Nähe mit vorgehaltenen Waffen in Schach gehalten wurden, beobachteten all das starr vor Entsetzen. Einige weinten, andere hielten sich an den Händen oder schlangen einander die Arme um die Schultern.
    Sie sind als Nächste dran,
dachte Begay. Diese Vorstellung war unerträglich.
    Doke griff bereits in seine Tasche und holte eine weitere Flasche hervor.
    »Scheiße«, fluchte Becenti flüsternd. »Wollen wir da einfach zuschauen?«
    Begay wandte sich zu ihm um. »Nein, Willy. Nein, bei Gott, das werden wir nicht.«

    Ford starrte

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