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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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eine wesentlich komplexere Angelegenheit als alles, woran wir hier arbeiten.« Er hob das Glas höher. »Ich freue mich darauf, Sie näher kennenzulernen, Wyman. Und ein ganz,
ganz
herzliches Willkommen von uns allen.«
    Am Tisch wurde geklatscht.
    »Und nun, bevor ich mich wieder setze, möchte ich noch ein paar Worte zu unserer Enttäuschung gestern Abend verlieren …« Er zögerte kurz. »Wir sind verwickelt in einen Kampf, der schon andauert, seit das erste menschliche Wesen zu denSternen aufblickte und sich fragte, was genau sie sein mochten. Die Suche nach der Wahrheit ist das größte menschliche Streben überhaupt. Von der Entdeckung des Feuers bis hin zur Entdeckung des Quarks ist diese Suche die
Essenz
dessen, was Menschsein ausmacht. Wir – wir vierzehn, die wir hier versammelt sind – sind die wahren Erben des Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl, um es den Menschen zu bringen.«
    Er legte eine dramatische Pause ein.
    »Sie alle kennen das Schicksal des Prometheus. Aus Rache ketteten die Götter ihn für alle Ewigkeit an einen Felsen. Jeden Tag stößt ein Adler herab und verschlingt seine Leber. Doch weil er unsterblich ist, muss er die Folter ewig ertragen.«
    Im Raum war es so still, dass Ford das Feuer im Kamin knistern hörte.
    »Die Suche nach der Wahrheit ist schwer,
sehr schwer
, wie wir nun selbst erfahren müssen.« Hazelius hob sein Glas. »Auf die Erben des Prometheus.«
    Mit ernsten Mienen hoben alle die Gläser und tranken.
    »Unser nächster Durchlauf beginnt am Mittwochmittag. Bis dahin möchte ich, dass jeder Einzelne von Ihnen sich voll und ganz und ausschließlich auf die anstehende Aufgabe konzentriert.«
    Er setzte sich. Die Leute am Tisch griffen zu Messer und Gabel und nahmen allmählich ihre Unterhaltung wieder auf.
    Als die Stimmen laut genug geworden waren, sagte Ford leise: »Hallo, Kate.«
    »Hallo, Wyman.« Ihr Blick war reserviert. »Das als Überraschung zu bezeichnen wäre stark untertrieben.«
    »Du siehst gut aus.«
    »Danke.«
    »Stellvertretende Leiterin – du hast es wirklich weit gebracht.« Er war sich vorgekommen wie ein Voyeur, als er ihrDossier gelesen hatte. Aber er hatte sich nicht davon abhalten können – es war fesselnd. Sie hatte seit ihrer Trennung einiges erlebt.
    »Und du – was ist aus deiner Karriere bei der CIA geworden?«
    »Die habe ich aufgegeben.«
    »Und jetzt bist du Ethnologe?«
    »Ja.«
    Keiner von beiden sprach weiter. Der Klang ihrer Stimme, dieser singende Tonfall mit einem ganz schwachen Lispeln, traf ihn noch härter als ihre Erscheinung. Rasch dämmte er die Flut von Erinnerungen ein. Diese Reaktion war absurd – das mit ihnen war lange her. Seitdem hatte er ein halbes Dutzend Beziehungen gehabt, er war verheiratet gewesen. Ihre Trennung war außerdem ziemlich hässlich abgelaufen – keine Spur von »Lass uns Freunde bleiben«. Sie hatten einander unverzeihliche Dinge an den Kopf geworfen.
    Kate hatte sich abgewandt und sprach mit jemand anderem. Er nippte an seinem Wein und hing seinen Gedanken nach – an damals, als er sie am MIT zum ersten Mal gesehen hatte. Eines frühen Nachmittags hatte er ganz hinten in der Barker Engineering Library nach einem stillen Eckchen zum Lesen gesucht, als ihm eine Frau auffiel, die dort unter einem Tisch schlief – ein gar nicht so ungewöhnlicher Anblick. Ihre rechte Wange ruhte auf ihrer Hand; der andere Arm war über ihre Bluse ausgestreckt. Ihr langes, glänzendes Haar war über den Teppich gebreitet. Sie war schlank und wirkte kühl, mit den feinen, zarten Gesichtszügen, die man oft bei Menschen von gemischter asiatischer und europäischer Abstammung findet. Sie sah aus wie eine schlafende Gazelle. Die blasse Kuhle an ihrem feingeschwungenen Hals, zwischen den Schlüsselbeinen, erschien ihm als das Erotischste, was er je gesehen hatte. Er betrachtete sie ausgiebig, genoss schamlos jedes erotischeDetail ihres schlafenden Körpers. Er konnte sich einfach nicht losreißen. Er starrte sie an.
    Eine Fliege streifte ihre Wange. Ihr Kopf zuckte, und sie riss die mahagonifarbenen Augen auf, deren Blick direkt auf ihn fiel. Er fühlte sich ertappt.
    Sie errötete und kroch verlegen unter dem Tisch hervor. »Hast du ein Problem?«
    Er nuschelte, er habe sich nur vergewissern wollen, dass ihr nichts fehlte.
    Ihr Blick wurde weicher, und sie wirkte ein wenig betreten. »Muss schon seltsam ausgesehen haben, wie ich da auf dem Boden lag. Normalerweise kommt um diese Tageszeit nie jemand her.

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