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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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zielte. Dann der Stoß. Offensichtlich hielt er sich für einen verdammt tollen Spieler, doch er besaß nicht genug Finesse für Poolbillard. Trotzdem, dieser Stoß war einfach, und der Ball ging in die Tasche.
    »Puh«, sagte Crawley. »Sie machen es mir wirklich nicht leicht, Safford.«
    Ein Angestellter des Clubs trat ein, mit einer Nachricht auf einem Silbertablett. »Mr. Crawley?«
    Crawley nahm mit großer Geste den Umschlag vom Tablett. Das Management des Clubs, dachte er lächelnd, hielt sich eben immer noch an das bewährte System einer kleinen Armee guter, alter, dunkelhäutiger Diener, die mit Nachrichten auf Silbertabletts herumschwebten – sehr nostalgisch. Ein Briefchen von einem Silbertablett entgegenzunehmen war schon verdammt viel angenehmer, als die Taschen nach einem schrillenden Handy zu durchwühlen.
    »Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment, Safford.« Crawley faltete den Brief auf. Da stand
Delbert Yazzie, Vorsitzender Navajo Nation, Anruf um 11.35 Uhr. Bitte so bald wie möglich zurückrufen.
Dann eine Telefonnummer.
    Wenn Crawley einen potenziellen Kunden umgarnte, machte er gern deutlich, dass er mindestens einen Klienten hatte, der noch wichtiger war. Die Leute verloren den Respekt, wenn sie glaubten, sie seien die Nummer eins.
    »Ich bedaure sehr, Safford, aber diesen Anruf muss ich dringend erwidern. Bestellen Sie uns doch in der Zwischenzeit noch eine Runde Martini.«
    Er eilte in eine der mit Eichenholz vertäfelten Telefonkabinen, die auf jedem Stockwerk zur Verfügung standen, schloss sich ein und wählte. Gleich darauf hatte er Delbert Yazzie am Apparat.
    »Mr. Booker Crawley?« Die Stimme des Navajo klang schwach, alt und zittrig, als spreche Crawley mit Timbuktu.
    »Wie geht es Ihnen, Mr. Yazzie?« Crawley achtete darauf, dass sein Tonfall freundlich, aber entschieden kühl klang.
    Kurzes Schweigen. »Hier hat sich etwas Unerwartetes ergeben. Haben Sie schon mal von diesem Fernsehprediger gehört, Don T. Spates?«
    »Ja, allerdings.«
    »Also, seine Predigt hat hier draußen schon ganz schön Staub aufgewirbelt, und das nicht nur bei unseren eigenen Leuten. Wie Sie wissen, wird in der Navajo Nation eifrig missioniert. Jetzt muss ich hören, dass diese Sache vielleicht auch in Washington ein Problem werden könnte.«
    »Ja«, sagte Crawley. »Das ist es bereits.«
    »Ich glaube allmählich, das könnte das Isabella-Projekt gefährden.«
    »Ganz sicher.« Crawley spürte eine Woge des Triumphs in sich aufsteigen. Er hatte Spates vor nicht einmal einer Woche angerufen. Das hier dürfte eines der Meisterstücke seiner Karriere werden.
    »Na ja, Mr. Crawley, was können wir denn dagegen tun?«
    Crawley zog sein Schweigen bewusst in die Länge. »Nun, ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas dagegen tun
könnte
. Ich hatte den Eindruck, dass Sie unsere Dienste nicht länger in Anspruch nehmen möchten.«
    »Unser Vertrag mit Ihnen läuft erst in sechs Wochen aus. Wir haben bis zum ersten November bezahlt.«
    »Mr. Yazzie, wir sprechen hier nicht über eine Mietwohnung. So läuft das in Washington nicht. Das tut mir leid. Unsere Arbeit für das Isabella-Projekt ist bedauerlicherweise auf Ihren Wunsch hin beendet.«
    Knistern und Zischen in der Leitung. »Die Pacht zu verlieren, die wir von der Regierung für das Isabella-Projekt bekommen, wäre ein herber Schlag für die Navajo Nation.«
    Crawley blieb stumm, den Hörer in der Hand.
    »Soweit ich höre, will Spates in seiner Fernsehsendung morgen Abend wieder über das Isabella-Projekt herfallen. Und wir hören Gerüchte, mit Isabella soll etwas nicht stimmen. Einer der Wissenschaftler hat Selbstmord begangen. Mr. Crawley, ich werde mich mit dem Stammesrat zusammensetzen und zusehen, ob wir den Vertrag mit Ihnen verlängern können. Wir werden Ihre Hilfe wohl doch noch länger brauchen.«
    »Ich bedaure sehr, Mr. Yazzie, aber wir haben an Ihrer Stelle einen neuen Klienten angenommen. Das tut mir wirklich
aufrichtig
leid – aber, wenn ich das sagen darf, ich hatte Sie eigens darauf hingewiesen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich das bedauere, auch ganz persönlich. Vielleicht finden Sie ein anderes Unternehmen, das sich Ihres Falles annimmt? Ich könnte Ihnen einige empfehlen.«
    Die schlechte Verbindung füllte das Schweigen mit seltsamem Rauschen. Crawley hörte eine schwache, geisterhafte Unterhaltung vor dem Hintergrund der Statik. Herrgott, was hatten die da draußen eigentlich für ein Telefonnetz? Vermutlich waren das

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