CREEKERS - Thriller (German Edition)

Orientierungslos? Siehst du doppelt oder so etwas?«
    »Vor allem müde«, murmelte sie und seufzte. »Es war eine verdammt lange Nacht.«
    Kann ich mir vorstellen. Das war sie für uns beide. »Okay, steh auf! Ich bring dich besser ins Krankenhaus.«
    »Nein, nein …«
    »Vicki, sei doch bitte vernünftig. Du könntest eine Gehirnerschütterung oder so was haben.«
    »Ich hab keine Gehirnerschütterung«, beschwerte sie sich gereizt. »Das war lediglich eine Abreibung, keine große Sache. Nur …« Sie seufzte wieder. »Lass mich noch einen Moment lang hier ausruhen. Ist das in Ordnung?«
    »Sicher«, sagte Phil. Eigentlich war es gar nicht okay – was, wenn Susan herausfand, dass sie hier in seiner Wohnung lag? Was konnte er sagen? Wie könnte er ihr die Situation überzeugend erklären? Aber er konnte Vicki auch schlecht einfach rauswerfen. Etwas Ernstes war vorgefallen und Phil wollte die Hintergründe herausfinden. Ich lasse sie erst mal runterkommen , entschied er. Susan musste an diesem Nachmittag vor der Arbeit zu ihren Kursen. Sie kann auf der Couch schlafen, bis Susan zur Schule geht. Inzwischen überlege ich mir in Ruhe, wie ich sie hier herausschaffe.
    »Also«, ging er zur nächsten Frage über. »Was ist passiert?«
    »Ist eine lange Geschichte, Phil. Du willst sie nicht hören.«
    »Stimmt, will ich wahrscheinlich nicht, aber erzähl sie mir trotzdem. Hat dein Mann dir das angetan?«
    Sie sank wieder auf die Couch und legte die Beine hoch. Ihre Jeans sah abgewetzt aus. Ihre Bluse war zerrissen; sie versuchte kraftlos, die Fetzen mit den Händen zusammenzuhalten, scheiterte aber kläglich. Phil konnte eine ihrer imposanten Brüste beinahe vollständig sehen.
    »Seit ich mit Cody verheiratet bin, hält er mich sozusagen als Reserve«, sagte sie. »Er hat mich nicht mehr regelmäßig anschaffen lassen.«
    »Mit anderen Worten, er hat dich zu seiner Vorzeigehure auserkoren«, bemerkte Phil. Er erinnerte sich aus seiner Zeit bei der Metro Police noch gut an die harten Regeln der Straße. Die Zuhälter gewannen an Prestige, wenn sie ihr bestes Pferd ›heirateten‹ und einen satten Aufschlag kassierten.
    »Stimmt«, bestätigte sie. »Er hat mich für die besser zahlenden Freier reserviert. Wie auch immer, gestern nach meinem Set im Sallee’s wollte er, dass ich einen Sechser mit drei Typen und zwei der Creekermädchen mache. Mir blieb keine Wahl. Hätte ich’s nicht gemacht, wäre mir von Cody die Scheiße aus dem Leib geprügelt worden.«
    »Und wer hat dir an seiner Stelle die Scheiße aus dem Leib geprügelt?«
    Sie zögerte, als müsse sie etwas unterdrücken. »Himmel, du hättest diese Typen sehen sollen. Drei Biker, die nördlich von Waynesville Dust schmuggeln. Irgendwelche Freunde von Cody. Sie kehrten gerade von einer großen Lieferung zurück und hatten die Taschen voller Geld. Die Sache ist ziemlich schnell außer Kontrolle geraten. Sie haben Flake geraucht und gleichzeitig Koks geschnieft.«
    »Üble Kombination«, kommentierte Phil.
    »Wem sagst du das! Egal, die drei Typen waren ziemlich pervers drauf und haben angefangen, die Creekermädchen zu vermöbeln. Cody kümmert’s nicht, solange sie die Mädchen nicht allzu schlimm zurichten. Viele Typen zahlen sogar extra, um grob werden zu dürfen. Doch diese Typen … Scheiße. Sie fingen an, die beiden Mädchen wirklich übel ranzunehmen. Ich habe versucht, sie zusammenzustauchen. Als sie darauf nicht reagierten, wollte ich mich aus dem Staub machen.«
    »Also haben die drei Biker dich so zugerichtet?«
    »Nein«, sagte sie. »Es war Druck. Hat mir ein paar Ohrfeigen verpasst und mich zurück in den Raum geschmissen. Meinte, ich sollte Cody nicht vor seinen Freunden blamieren.«
    »Jesses«, kommentierte Phil. Dann nahm er die eigentliche Frage ins Visier. »Wie kommt’s, dass Cody sich mit Dealern von außerhalb abgibt?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Sie lassen ’ne Menge Geld im Club.«
    »Das ist alles?«
    »Ja. Warum fragst du?«
    Log sie? Verheimlichte sie etwas? Phil konnte es nicht einschätzen. Vielleicht weiß sie nicht einmal, dass Natter in der Region der mächtigste Mann im Drogengeschäft ist . »Weiß nicht«, sagte er schließlich. »Kommt mir nur merkwürdig vor.«
    Vicki stieß ein kurzes, zynisches Lachen aus. »Die ganze Sache ist merkwürdig, Phil. Himmel … Ich könnte dir Sachen erzählen, die glaubst du nicht.«
    »Versuch’s.«
    »Vergiss es einfach, okay? Ich will jetzt nicht darüber reden.«
    Phil sah sie