CREEKERS - Thriller (German Edition)
hochnehmen.«
»Dann brauchen Sie eindeutige Beweise, die ihn mit seiner Drogenküche in Verbindung bringen, und das dürfte schwierig werden«, erinnerte Susan ihn. »Das Labor selbst zu finden, dürfte ohnehin so gut wie unmöglich sein.«
»Wieso?«
»Natter ist ein Creeker. Sein Labor muss irgendwo oben in den Hügeln sein. Sind Sie schon mal dort gewesen? Es ist ein einziges Labyrinth. Wir reden hier von 3.000, vielleicht sogar 4.000 Quadratkilometern unerforschtem Waldgebiet. Es gibt Straßen da draußen, die Sie nicht mal auf dem Kartengitter des County finden. Natters Drogenküche aufzuspüren wäre so was wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Na ja, sagen wir eher in zehn Heuhaufen.«
Das war ein stichhaltiges Argument, dem sich Phil nicht verschließen konnte. »Sicher, aber vielleicht packt einer seiner Leute aus.«
»Vergessen Sie’s. Natters Leute sind Creeker. Die werden niemals reden; erstens, weil sie Angst vor Natter haben – er ist so was wie ihr Gott – und ein weiterer Grund ist, dass die meisten schlicht nicht sprechen können. Nehmen wir mal an, Sie erwischen einen beim Dealen. Kein Richter dieser Welt wird seine Aussage akzeptieren. Warum? Nun, juristisch gesehen sind sie allesamt geistig Zurückgebliebene, die das Gesetz als nicht zurechnungsfähig einstuft.«
Phil verzog das Gesicht. Sie hatte schon wieder recht. »Aber was ist mit Natter selbst?«, führte er ins Feld. »Haben Sie je mit dem Kerl geredet? Der ist clever wie ein Fuchs. Er ist klug, belesen, er ist eloquent. Ich würde kaum behaupten, dass er geistig unzurechnungsfähig ist.«
»Phil, bleiben Sie realistisch. Der Typ ist ein Creeker; gegen ihn sieht Frankensteins Monster wie Tom Cruise aus. Wenn sie ihn ohne hieb-und stichfeste Beweise vor Gericht bringen, muss er sich nur dumm stellen und der Richter schleudert die ganzen Prozessakten in hohem Bogen zum Fenster raus. Der einzige Weg, Natter dranzukriegen, ist, ein paar seiner Frontmänner oder Verteiler zu erwischen – Leute, die keine Creeker sind – und die zum Reden zu bringen. Sie müssen eine eindeutige Verbindung zwischen Natter und auf frischer Tat ertappten Drogendealern herstellen. Zumindest hat Mullins Sie auf die richtige Idee gebracht. Das Sallee’s eine Weile zu observieren, um sich einen Eindruck von Natters auswärtigen Kontakten zu verschaffen – nur so werden Sie Natter etwas anhängen können, das haften bleibt.«
Phil verzichtete darauf, sie aufzuklären, dass das sein Einfall gewesen war und nicht der von Mullins. Aber sie lag mit allem, was sie sagte, goldrichtig. Dies würde mindestens genauso kompliziert werden wie jeder seiner PCP-Fälle in der Großstadt, wenn nicht angesichts der atypischen Umstände sogar deutlich komplizierter. »Trotzdem will ich dieses Labor finden«, murmelte er mehr zu sich selbst. »Kein Richter wird sich vor klaren fotografischen Beweisen verschließen.«
Susan machte ein amüsiertes Gesicht. »Was, Sie glauben wirklich, Sie können ein Foto von Natter in seinem Labor schießen?«
»Warum nicht? Es wäre ein wasserdichter Fall.«
»Keine Chance, Phil. Natter ist viel zu clever für so etwas. Er hat womöglich noch nie selbst einen Fuß in das Labor gesetzt. Darauf wette ich.«
Phil grummelte. Schon wieder hatte sie recht. Ja, das ist mit Sicherheit nicht die große weite Welt , dachte er. Bei der Metro Police war er einer der besten Drogenfahnder gewesen, doch all seine Erfahrung schien ihm nun völlig nutzlos zu sein. Hier liefen die Dinge völlig anders und es galten gänzlich unterschiedliche Regeln.
»Phil!«, flüsterte Susan plötzlich. »Sehen Sie nur!«
Er sah von den Überresten seines Hackbratens auf. Susan starrte gebannt aus dem Fenster. Zwei Teenager, ein Junge und ein Mädchen, kamen auf dem Seitenstreifen die Landstraße herunter. Beide trugen kaum mehr als Lumpen am Körper. Ihre Köpfe waren von struppigem schwarzem Haar bedeckt und sie gingen unsicher. Windschief, fand er eine passende Formulierung. Der Junge trug in Auflösung begriffene Arbeitsschuhe, das Mädchen lief ungeachtet der spitzen Kiesel am Straßenrand barfuß. In der hellen, heißen Nachmittagssonne wirkten die beiden wie bizarre Gespenster.
»Creeker«, murmelte Phil leise.
»Gott, sie tun mir leid«, sagte Susan, während sie nach draußen sah. »Wo man schon vom Teufel spricht … die haben wirklich nichts zu lachen.«
Phil schluckte. Ihre Bemerkung verursachte ein Schuldgefühl in ihm. Bei all seinen eigenen
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