CREEKERS - Thriller (German Edition)
»Willst noch ’n Carling?«
»Klar«, sagte Paul. »Und was ist in dem Hinterzimmer da? Hab gerade meinen Kumpel reingehen sehen.«
»Flipperautomaten«, antwortete sie schnell. »Du wolltest noch ’n Carling, richtig?«
»Richtig.«
Eine halbe Stunde später wurde Paul allmählich betrunken. Kevin war immer noch nicht zurück. Flipper? Auf so ’nen Scheiß steht der nicht. Wäre ja was ganz Neues. Die Rothaarige hatte ihre Show längst beendet. Eine dürre, tätowierte Brünette, die selbst halb besoffen aussah, tänzelte kraftlos zu einem Song von Motörhead. Ein Vorhang aus Zigarettenqualm wehte vor der schummrig erleuchteten Bühne. Die Brünette verlor das Gleichgewicht und polterte zu Boden. Lautes Gelächter ertönte. Es wurde langweilig; Paul sah sie nicht einmal an. Er mochte Tattoos an Frauen nicht besonders und dieses Mädel tanzte außerdem auch noch verdammt beschissen. Und –
Wo zur Hölle ist Kevin?
Es war beinahe Zapfenstreich und sie hatten eine Lieferung am nächsten Morgen auf der Agenda. Die frühen Fahrten selbst machen zu müssen, ging ihm mächtig auf den Keks. Aber jedes Mal, wenn sie ein paar neue Fahrer anheuerten, machten sich die Wichser nach kurzer Zeit wieder aus dem Staub. Haben Schiss , vermutete er. Kinder, die meisten von ihnen . Doch ihm fiel ein, dass in letzter Zeit auch einige der wichtigeren Leute ausgestiegen waren. Gutes Personal ist heutzutage schwer zu finden …
Als Paul gerade aufstehen wollte, um nach seinem Partner zu suchen, erschien Kevin wieder an der Tür neben dem Klo und steuerte auf ihren Tisch zu. Er schien zappelig vor Aufregung, als er sich setzte, aber vielleicht lag es auch nur an dem Stoff, den er geraucht hatte. Sein ziegenbärtiges Grinsen schwebte über dem Tisch. »Mann, du glaubs’ nich’, was die da hinten haben, Alter! Da sind …«
»Flipperautomaten«, unterbrach Paul ihn. »Tolle Sache.«
Kevin Orndorfs breites, bärtiges Gesicht zuckte einen Moment lang verblüfft. »Flipperautomaten? Wovon redest du? Was die da haben, das is’ noch ’ne Bühne und mehr Tänzerinnen. Doch die Sache is’, die Mädchen da hinten sind Creeker.«
»Creeker?« Nun war Paul verblüfft. »Die strippen?«
»Ja, Mann. Du wirst’s nicht glauben, das is’ geil!«
Geil? Er konnte sich nicht vorstellen, was an einer Bande Creekerfrauen, die in einem Stripclub tanzte, geil sein sollte. Er hatte öfter schon Creeker gesehen. Sie waren inzüchtig und entstellt, besaßen Köpfe wie Heißluftballons und schräg stehende Augen. »Alter, bist du bescheuert? Diese Creekermädels sind alle hässlich wie die Nacht. Die haben Gesichter wie Schweine.«
»Die nicht, Mann. Diese Mädchen sind heiß, das sag ich dir! Sind ’n bisschen verdreht, sicher, aber immer noch echte Hingucker«. Dann legte Kevin, sein Gesicht wie von einer mystischen Offenbarung erleuchtet, seinen Teil der Rechnung auf den Tisch. »Hier is’ die Knete für mein Bier. Ich muss los.«
Paul verzog das Gesicht. »Wohin?«
»Ich kauf mir eine.«
»Du willst mich wohl verscheißern!« Paul dachte, er müsse seine acht Carling direkt hier auf den Tisch kotzen. »Du bezahlst für ’ne Creekerhure? «
»Ja, Mann«, kicherte Kevin. Sein boshaftes, zugedröhntes Grinsen und der spitze Bart ließen ihn wie eine Proletenversion des Teufels aussehen. »Da is’ ein Mädel – du wirst es nich’ glauben – das hat vier Titten!«
»Oh, Mann«, beschwerte sich Paul. »So ’n Scheiß kannste nicht machen. Wir haben morgen früh ’ne größere Lieferung.«
»Ich werd da sein, keine Sorge.« Kevin rieb sich seine beeindruckenden Pranken in perverser Vorfreude. »Ich kann’s nich’ erwarten, mir ein Stück von der Schlampe zu holen. Wir sehen uns morgen.«
Paul sah ihm finster nach. Kevin verließ den Laden mit dem Jungen, mit dem er vorher gesprochen hatte. Auch ein Creeker, vermutete Paul, bei diesem komisch geformten Kopf. Und … hatte der Typ zwei Daumen? Sah ganz so aus. Wenn das nicht der größte Scheiß ist, den ich je gehört habe , dachte Paul und leerte den letzten Rest seines Biers. Die Anlage wurde ausgeschaltet, die letzte Tänzerin stolperte betrunken und unter wenig Applaus von der Bühne und das Licht im Saal ging an. »Letzte Runde!«, rief der Barkeeper, ein dürrer Kerl mit Haarausfall und einem T-Shirt, auf dem stand: Halt’s Maul und besorg’s mir. »Bestellt oder haut ab!«
Ich hau ab , entschied Paul. Er war immerhin ein Drogenhändler mit professionellem
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