Creepers - Der Fluch der Hexe
nur für den Fall, dass einer der beiden nach Hause käme, bevor ich wieder zurück war. Natürlich sagte ich nicht mehr, als dass Margaret mich zu sich nach Hause eingeladen hatte und dass sie an einer kleinen unbefestigten Straße wohnte, die etwa fünfhundert Meter westlich von unserem Haus in den Wald führte. Ich war überrascht, dass sie so nah bei uns wohnten. Warum hatten sie mir bisher nichts davon erzählt?
Die Nachmittagshitze bremste unsere Schritte, während wir auf unserer Straßenseite den Graben entlanggingen. Heute, in der prallen Sonne, wirkten die Maisstängel eher müde, überhaupt nicht bedrohlich wie am Tag zuvor. Statt dem peitschenden Wind oder dem prasselnden Regen war es heute die Hitze, die auf unserer Haut brannte.
Innerhalb weniger Minuten waren unsere T-Shirts dunkel von Schweiß.
»Du wirst staunen, wie kühl es in unserem Haus ist, Courtney. Wegen des Waldes liegt es immer im Schatten«, verkündete Mr. Geyer vergnügt.
Ich richtete den Blick auf einen weißen Ford, der vorsichtig abbremste, um an uns vorbeizufahren. Ein älteres Ehepaar starrte uns mit großen Augen an, während sie langsam vorbeikrochen.
»Wie lange wohnt ihr eigentlich schon hier?« Ich richtete die Frage an Margaret.
»Ähm, ungefähr ein Jahr, glaube ich, oder, Dad? Wir haben das Haus nur gemietet.« Sie bückte sich, um einen langen Grashalm zu pflücken.
»Oh«, entgegnete ich. »Ich dachte irgendwie, ihr würdetschon ewig hier wohnen – vielleicht wegen der Friedhofsführungen«, setzte ich wenig überzeugend hinzu.
»Das ist durchaus verständlich.« Mr. Geyer nickte freundlich. »Ich bin so etwas wie ein Historiker und muss aus beruflichen Gründen relativ häufig den Ort wechseln. Ich fürchte, für Margaret ist das Ganze ziemlich hart«, setzte er sanft hinzu.
Margaret schüttelte bei dem Kommentar den Kopf, wobei ihre beiden Zöpfe gegen die rechte Schulter flogen. »Es ist überhaupt nicht hart, Dad. Ich mag deine Arbeit.«
»Aber es muss doch hart sein, ständig auf eine andere Schule gehen zu müssen, oder? Ich finde es immer total anstrengend, so viele neue Leute auf einmal kennenzulernen, obwohl ich mich eigentlich gerne in Herausforderungen stürze«, sagte ich mitfühlend. Ich suchte in Margarets Gesicht nach einer Spur von Verletzlichkeit. Ihr ernster Ausdruck zeigte keinerlei Regung, während sie mir mit ihren großen, grünen Augen fest ins Gesicht blickte.
»Aber du hattest kein Problem damit, uns kennenzulernen, Courtney. Du hast überhaupt nicht nervös gewirkt«, sagte Margaret. Sie überraschte mich, indem sie ihren Arm um meine Schulter legte.
»Das da ist die Straße.« Mr. Geyer wies auf einen Waldweg, der für mich eher wie ein Wanderpfad aussah. Er klang erleichtert.
»Ich geh vor!«, rief Margaret. Sie gab mir ein Zeichen, ihr zu folgen, während sie unvermittelt den Pfad hinuntersprintete. Ich gehorchte und rannte den gewundenen Weg entlang, der sich im Zickzack zwischen uralten Kiefern hindurchwand. In weniger als einer Minute standen wir vor einem alten Steinhaus auf einer Lichtung. Der Garten vor dem Haus war nicht mehr als ein struppiger Rasen mit ein paar Baumstümpfen.
»Das ist ja wie in Unsere kleine Farm «, entfuhr es mir. Wir standen atemlos nebeneinander, und ich lächelte Margaret an, um ihr zu zeigen, dass das ein Witz war. Wenn man von den offenen Katzenfutterdosen einmal absah, die vor dem Haus aufgereiht waren – Thunfisch, Hähnchen, Rindfleisch und Käse, jeweils unterschiedlich geleert –, fehlte eigentlich nur noch, dass aus dem kleinen Kamin Rauch hervorquoll.
Gibt es hier im Wald etwa wilde Katzen? Margaret lachte nur. »Komm rein. Dad hat uns in einer Minute eingeholt.« Sie zog einen Schlüssel aus der hinteren Hosentasche und öffnete die Tür. Vom Kamin her drang mir der Geruch von kaltem Feuerholz in die Nase.
Das Haus war recht dunkel. Selbst im Sommer hatte das Sonnenlicht offenbar Mühe, das dichte Dach der Bäume zu durchdringen. Margaret schaltete eine Tischlampe neben dem Sofa an. Im Erdgeschoss befand sich, soweit ich das sehen konnte, das Wohnzimmer mit dem Kamin, ein kleines Esszimmer, dessen Tisch mit Dokumenten übersät war, und dahinter eine winzige Küche. Das stille Örtchen, wie meine Mutter es nennen würde, war direkt neben der Küche.
Alle Wände waren mit Zedernholz verkleidet, und eine massive Holzdecke trennte das Wohnzimmer vom Dachboden, wo anscheinend die Schlafzimmer sein mussten. Der Wohnzimmertisch, die Sessel
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