Creepers - Der Fluch der Hexe
letzte Wort lautete PRUDENCE.
Sie hatte Tränen in den Augen, als sie ihr Tuch fester um sich schlang.
»Gott segne eure Liebe«, sagte sie, ehe sie sich abwandte, um zu ihrem Pferd zu gehen, das am Tor angebunden war. Ich blieb an Prudence ’ Grab – den ganzen Tag und die ganze Nacht.
Einen Augenblick lang sagte ich nichts. Unglaublicherweise hatte ich das Gefühl, weinen zu müssen.
Margaret nickte mir zu. »Ich weiß. Es bricht einem das Herz, nicht wahr?«
»War sie wirklich eine Hexe?«, fragte ich schließlich.
»Was ist denn eine Hexe?«, fragte Mr. Geyer vom Türrahmen aus. »Ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten und einer außergewöhnlichen Verbundenheit zur Natur?« Seine Stimme klang traurig. »Ich weiß es nicht. Margaret und ich haben versucht herauszufinden, wer sie war, aber Christian hat sie nie beim Namen genannt.«
»Aber Margaret glaubt, dass sie eine Hexe war, oder, Margaret?« Ich vertraute auf Margarets Instinkt, was den Efeu anging. Margaret war diejenige, die glaubte, dass der Efeu nach etwas suchte. Sie war anscheinend überzeugt davon, dass der Efeu etwas anderes war als eine x-beliebige Pflanze.
Margaret lächelte mich einschätzend an. »Ja, Courtney, das glaube ich. Ich spüre etwas Besonderes an diesem Efeu. Etwas, das nicht natürlich ist.«
Ich fühlte denselben kalten Schauer, der mich erfasst hatte, als Mr. Geyer die Efeugravuren hinter den Kartons freigelegthatte. Efeu, der aussah, als hätte man ihm Pflanzendünger verabreicht, verglichen mit den Gravuren, die ich am Abend zuvor gesehen hatte. Ich spürte auch etwas, und dass Margaret mir dieses Gefühl bestätigte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Mr. Geyer runzelte die Stirn. »Nur weil wir etwas nicht verstehen , Margaret, heißt das noch lange nicht, dass es seltsam ist.« Seine Stimme klang mit einem Mal streng, so als hätte Margaret eine Regel gebrochen.
»Ja, Dad«, sagte sie, alles andere als reumütig. Sie warf mir einen Blick zu, wie um dies zu unterstreichen.
Zum ersten Mal empfand ich so etwas wie eine eigenartige Spannung zwischen den beiden, was mich beunruhigte, weil sie sich ansonsten so gut verstanden. Sie waren immer zusammen, fiel mir in diesem Moment auf.
Ich sah auf die Uhr. »Ich gehe wohl besser nach Hause, um mit dem Unkrautjäten weiterzumachen«, verkündete ich leise. »Bitte sagt mir, wie ich euch bei der Suche helfen kann.« Ich musste einfach daran teilhaben. Es kam mir so vor, als hätte ich gar keine andere Wahl. Ich war mit Prudence verbunden – durch das Haus, in dem sie gelebt hatte; durch die Hexe, die versuchte, sie mithilfe eines Zaubertranks ins Leben zurückzuholen; durch den Friedhof, der auf seine eigene Art belebt zu sein schien; und durch den Efeu, von dem ich glaubte, dass er mich inzwischen auch schon verfolgte.
»Das werden wir.« Die Stimme von Mr. Geyer klang nun wieder sanft. »Zeig deinen Eltern in der Zwischenzeit die Gravuren im Keller, und erzähle ihnen die Geschichte von eurem Haus.«
»Das werde ich«, versprach ich, während ich Margaret ein letztes Mal nervös anlächelte, bevor ich die Tür öffnete.
Kapitel 4
I ch hielt mir gerade den Gartenschlauch über den Kopf, als meine Mutter mit quietschenden Reifen in die Einfahrt bog. Mein Kopf pochte von der Hitze, und mein Rücken tat mir weh, weil ich mich immer wieder gebückt hatte, um das verbliebene Unkraut auszurupfen, das während meiner Abwesenheit eine kurze Schonfrist erhalten hatte. Der Efeu musste ihm heimlich Unterricht gegeben haben, dachte ich im Stillen. Seine Wurzeln schienen bis zum Mittelpunkt der Erde zu reichen.
»Courtney! Wie siehst du denn aus!«, rief meine Mutter, während sie die Autotür zuknallte. Dad hasste es, wenn sie das tat. Ich hätte es ihr fast auf die Nase gebunden, weil sie mich mit so einem hämischen Grinsen ansah.
Meine Klamotten waren nass, und das Wasser, das mir so erfrischend über die Arme und Beine lief, hinterließ Spuren von Dreck, die wie senkrechte Streifen aussahen. Ich war mir sicher, dass mein Gesicht ebenfalls mit Dreck beschmiert war. Es fällt mir eben schwer, bei der Gartenarbeit sauber zu bleiben.
»Und meine Handschuhe, Courtney! Die sind ja klatschnass!« Sie verschränkte ihre Arme, während sie sich gegen die Motorhaube lehnte. Ich konnte ihr ansehen, dass sie heute ziemlich frech drauf war. Sie hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug ihren knallroten Lippenstift.
»Die waren schon nass, als ich
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