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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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und das Sofa – eigentlich alle Möbel – erinnerten mich an die Berghütten, die wir im Sommerurlaub manchmal gemietet hatten.
    »Es ist so eine Art Ferienhaus«, bestätigte Margaret meine Vermutung, als könne sie Gedanken lesen. »Komm, setz dich zu mir an den Tisch«, forderte sie mich auf, während sie einen Stuhl zurückzog. »Ich will dir zeigen, was wir bisher über Prudence herausgefunden haben.«
    Ich nickte begeistert und ließ mich auf den Stuhl neben Margaret plumpsen. Ich war neugierig zu erfahren, was die beiden wohl entdeckt hatten.
    »Mädchen!«, rief Mr. Geyer uns von der Tür aus zu. »Was habt ihr nur für eine Energie! Wir können wirklich dankbar sein, dass es hier drinnen immer so schön kühl ist.« Er blieb neben dem Tisch stehen und betrachtete die diversen Unterlagen, die dort ausgebreitet waren.
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich Courtney die Sachen jetzt zeige?« Ihr Blick wurde plötzlich sanft, so als wollte sie ihn geradezu anflehen. Ihr Lächeln blieb unverändert.
    »Nein, natürlich nicht, Liebling. Mach nur. Ich kümmere mich derweil um die Getränke.« Wir blickten ihm hinterher, während er in der Küche verschwand.
    »Sieh dir das hier an, Courtney.« Margarets Hände zitterten, als sie einen vergilbten Zeitungsausschnitt hochhielt, der allein schon ausreichte, um eine Flut von Geschichten auszulösen. Der Artikel berichtete von dem Verkauf des Friedhofsgeländes, auf dem sich heute das Maisfeld befand. Ein Foto zeigte den Farmer mit seinen drei Töchtern. Jede von ihnen hatte einen Korb mit Blumen und lächelte schüchtern. Der Vater trug eine Latzhose und einen Strohhut und beugte sich der Kamera entgegen, so als würde er ihrer Sehkraft nicht so recht trauen.
    Margaret war überhaupt nicht mehr zu bremsen, während sie sich durch die Stapel von Papier wühlte. Es gab noch viele weitere Zeitungsausschnitte, Kopien von Zeitungsausschnitten sowie diverse Fotografien, die alle über hundert Jahre alt waren und unterschiedliche Personen abbildeten. Margaret zeigte mir alte Karten, auf denen das Land in Parzellen eingeteilt war, die mit Namen von Personen versehen waren. Eine der Karten zeigte den Friedhof, wie er ausgesehen hatte, bevor er geteilt und verkauft worden war. Er musste mehrere hundert Hektar groß gewesen sein und erstreckte sich bis zu dem kleinen Fluss, der heute noch durch Murmurs Innenstadt fließt. Sogar unser Haus war eingezeichnet und trugdie Beschriftung »Friedhofshaus«. Ich verzog unglücklich das Gesicht.
    »Was sagst du hierzu, Courtney?« Margaret schob mir einige Schwarz-Weiß-Fotos zu, auf denen Männer in langen Mänteln abgebildet waren, die mehrere Särge zu einem Pferdekarren trugen. Irgendjemand hatte in die Ecke jedes Bildes die Jahreszahl 1897 geschrieben. »Siehst du, es gibt durchaus Beweise dafür, dass sie umgebettet wurden, aber wir haben kein Dokument finden können, das besagt, wo welcher Sarg hingekommen ist.«
    »Das sind übrigens Abzüge von Glasnegativen, Courtney«, rief Mr. Geyer von der Küche her. Anscheinend stand er dort drinnen und lauschte.
    »Unterbrich uns nicht, Dad«, befahl ihm Margaret. »Ich muss dir das hier unbedingt vorlesen, Courtney. Das ist eine Seite, die Dad aus Christians Tagebuch abgeschrieben hat.«
    Ich war plötzlich so begierig, den Inhalt zu erfahren, dass ich Margaret das Blatt am liebsten aus der Hand gerissen hätte, aber stattdessen blieb ich ruhig sitzen und hörte ihr zu.
    Margarets Tonfall wurde tiefer, um Christians Stimme nachzuahmen. Ich spürte, wie mir eine Gänsehaut über die Arme lief.

Die Hexe stand am Grab meiner Prudence. Sie trug ein schwarzes Schultertuch gegen die bittere Kälte. Ihr Haar war so schwarz wie die Schwingen einer Krähe, und es umwehte sie wild. Ihre Haut war blass und makellos. Ihre Augen so grün wie Efeu. Ich sagte ihr das.
    »Efeu?«, wiederholte sie, während sie meine Hände umfasste. Ihr Griff war eisern. Sie beugte sich nieder, um den Efeu zu berühren, den ich in Prudence’ Grabstein gemeißelt hatte.
    »Er ist wunderschön«, flüsterte sie. »Berühre ihn, so wie ich es tue.«
    Sie drängte mich behutsam, mich neben sie ins nasse Gras zu knien. Als ich die Hand auf die Gravuren legte, besprenkelte die Hexe sie mit einer klaren Flüssigkeit. Dann begann sie mit der Beschwörung.
    Ich konnte nicht viele ihrer Worte verstehen, doch einige erkannte ich – TOD und GOTT und SATAN. Sie sprach von den Wurzeln des Lebens, von Fruchtbarkeit und Erlösung. Das

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