Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
Vom Netzwerk:
während Mr. Geyer darauf zuging. »Wir können sie von der Wand wegrücken, wenn ihr wollt.«
    Mr. Geyer sah mich mit diesem typisch besorgten Erwachsenenblick an. Seine Augenbrauen wölbten sich skeptisch über den Brillengläsern. »Bist du dir sicher, dass deine Eltern nichts dagegen haben, Courtney? Ich weiß nicht, ob ich so glücklich wäre, wenn wildfremde Leute in meinem Keller herumkramten.«
    »Ihr seid keine Wildfremden«, widersprach ich ihm. Schließlich kannten wir Mr. Geyer und Margaret schon seit ein paar Tagen, dachte ich bei mir. Obwohl es mir eher so vorkam wie Wochen. »Mom hat sowieso vor, die ganzen Kartons hier auszuräumen, bevor die Schule anfängt. Und außerdem müssen wir recherchieren. Und Mom liebt Recherche.«
    Mr. Geyer lächelte bei dem Gedanken an Moms Begeisterung über die Friedhofstouren. »Na schön, aber wir müssen vorsichtig sein und hinterher alles wieder an seinen Platz rücken.«
    »Hier, Margaret.« Mr. Geyer hob einen Karton von oben herunter. »Stell ihn vorn an die Wand, weg vom Fenster. Die schwereren Kartons sollten unten stehen.«
    »Hier. Ich kann auch mithelfen«, schlug ich begeistert vor. Ich konnte es plötzlich gar nicht mehr abwarten, die gesamte Wand freizulegen.
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis wir die Gravuren vollständig enthüllt hatten. Von einem der Kellerfenster aus fiel ein Streifen sanften Tageslichts direkt auf die Wand. Ich beobachtete, wie sich Mr. Geyer und Margaret den Gravuren ehrfürchtig näherten. Sie sahen aus wie zwei Archäologen, die gerade eine ägyptische Grabstätte geöffnet hatten. Doch anstelle von Skarabäen wimmelte die Wand von gemeißeltem Efeu.
    Mr. Geyer zeichnete eine der Ranken mit dem Finger nach, bevor er etwas sagte. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von der Wand entfernt.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Gravuren so detailreich und üppig waren«, sagte er. »Sieh dir das nur an, Margaret. Was hältst du davon?«
    Zuerst blieb Margaret reglos stehen. Mir fiel auf, dass sie leicht zitterte, als sie die Hand hob, um ein besonders auffälliges Blatt zu berühren. Es wirkte dreidimensional, so als könnte sie es tatsächlich in die Hand nehmen. Sogar seine Adern hoben sich von der Wand ab.
    Ich trat einen Schritt zurück. Die Gravuren, die ich am Vortag gesehen hatte, erschienen mir wie ein Schatten, ein schwacher Abglanz dessen, was nun die Wand bedeckte.
    »Es sieht so aus, als hätte sie jemand noch einmal nachgemeißelt«, flüsterte Margaret, während sie sich Mr. Geyer zuwandte. Ihr Gesicht war noch blasser als sonst. »Wer könnte das getan haben?«
    Dann blickten sie mich beide an.
    »Ich weiß nicht«, platzte es aus mir heraus. Ich hatte plötzlich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. »Als ich den Efeu gestern Abend entdeckt habe, musste ich ganz nah rangehen, um etwas zu erkennen.« Ich erinnerte mich, wie ich die Ranken angestarrt hatte, um blinzelnd nachzuvollziehen, wo sie wohl hinführten. »Aber ich habe die Kartons nicht weggerückt wie wir jetzt«, fügte ich hinzu.
    Mr. Geyer legte einen Moment lang den Kopf schräg, so als hätte er irgendetwas an mir gerade zum ersten Mal bemerkt. Seine Augen leuchteten auf und verloschen dann ebenso schnell wieder, als hätte jemand eine Kerze ausgepustet. »Du hast sicherlich recht. Und es ist schon eine Weile her, seit Margaret und ich diese Gravuren gesehen haben. Vielleicht spielt uns unser Gedächtnis ganz einfach einen Streich.«
    Margaret hatte die Hände in die Hüften gestützt und ihr Kinn in die Luft gereckt. »Vielleicht glaubt der Efeu ja, etwas gefunden zu haben«, kommentierte sie.
    Ich sah Mr. Geyer an, um seine Reaktion einzuschätzen. Er sagte nichts, sondern trat erneut an die Wand, um sie sich genauer anzusehen.
    »In unserem Keller? «, entfuhr es mir. »Wir reden doch nicht von echtem Efeu. Das hier sind nur Gravuren«, betonte ich nachdrücklich.
    Margaret zuckte mit den Schultern. »Dad, ich finde, wir sollten Courtney unsere Arbeit zeigen, schließlich will sie uns helfen, Prudence zu finden.«
    Mr. Geyer kehrte den Gravuren den Rücken. Er runzelte die Stirn, als er mich ansah. »Möchtest du unsere Arbeit denn überhaupt sehen, Courtney?«
    Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. »Natürlich«, erwiderte ich leise. Ich wollte nicht, dass der Efeu es hörte.

    Ich hinterließ Dad eine Nachricht auf der Arbeit und Mom eine auf dem Handy. Mr. Geyer bestand darauf, dass ich ihnen mitteilte, wo ich hinging,

Weitere Kostenlose Bücher