Creepers - Der Fluch der Hexe
konnte. Andererseits hatte meine Mutter keine Ahnung von dem Efeu oder von Christians Tagebuch, und nach dem, was Mr. Geyer vor einer Stunde auf dem Friedhof zu mir gesagt hatte, würde er ihr sicher nichts davon erzählen.
Margaret und ich schwiegen, während wir den Straßengraben entlanggingen. Er war hart und trocken, als hätte die Augustsonne bereits alle Feuchtigkeit aus dem Boden gesogen. Ich warf einen Blick hinauf in das Blätterdach, das uns bisweilen Schatten bot. Einige der Bäume waren so groß, dass ihre dickeren Äste die gesamte Straße überspannten und mit ihren Zweigen die wankenden Maisstängel gegenüber sanft streiften.
»Courtney, mein Vater wollte nicht barsch zu dir sein«, entschuldigte sich Margaret. Sie legte den Kopf schräg und wartete auf meine Reaktion. Ihre grünen Augen wirkten ernst, während sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte. »Er macht sich nur Sorgen um den Friedhof. Er weiß, dass deine Idee, den Leuten etwas darüber zu erzählen, eigentlich gut ist. Deswegen hat er dich und mich auch zu uns nach Hause geschickt, damit wir anfangen, Plakate zu entwerfen.«
Ich schenkte Margaret mein schönstes Lächeln – dasselbe, das ich Mom und Dad immer schenke, wenn sie so tun, als würde die Welt zusammenbrechen. Es gefiel mir nicht, wenn Margarets Gesicht vor Sorge so angespannt aussah. Vielleicht lag es auch einfach nur an ihrem strengen Zopf.
»Ich weiß, Margaret. Er hatte sich nur zu sehr auf eine Sache versteift, wie Erwachsene es oft tun, wenn sie ein Problem haben«, antwortete ich, während ich mir mein schweißnasses T-Shirt von der Haut zupfte. Ich war froh, wenn wir endlich den ununterbrochenen Schatten des Waldes erreichten.
Ich konnte den Waldweg, der etwa fünfhundert Meter weiter von der Straße abging und zum Haus der Geyers führte, bereits erkennen.
Margaret stieß ein melodisches Lachen aus. »Auf eine Sache versteift! Das ist eine sehr treffende Beschreibung, Courtney. Mein Vater wäre der Erste, der dir das bestätigen würde.«
»Meine Mutter kann ganz genauso sein. Für den Friedhof ist das vermutlich sogar von Vorteil – zwei Beschützer, die sichgemeinsam auf eine Sache versteifen«, verkündete ich stolz. Ich hatte gerade Der König auf Camelot beendet, eines der Bücher von meiner Sommerleseliste. König Arthur glaubte daran, dass die Starken die Schwachen vor dem Bösen beschützen sollten. Wer brauchte wohl dringender jemanden, der für ihre Sache kämpfte, als die Toten? Ich stellte erregt fest, dass wir nun selbst etwas hatten, für das wir kämpfen mussten, obwohl ich mir nicht sicher war, ob wir auch die nötige Macht besaßen.
»Ich glaube, wir können es schaffen«, sagte Margaret, als hätte sie schon wieder meine Gedanken gelesen. Sie zog mich auf den Waldweg, als ein Auto vorbeirauschte und die Wildblumen am Straßenrand durchschüttelte. Die Temperatur schien sofort um fünf Grad zu fallen, als wir von dem wohltuenden Duft der Pinien umfangen wurden.
Im Wald gingen wir automatisch schneller, angetrieben von einer Mischung aus freudiger Erregung und schattiger Kühle. »Habt ihr zufällig eine Liste mit den Adressen der Leute, die an euren Führungen teilgenommen haben? Vielleicht könnten wir sie auf das Problem aufmerksam machen und sie zu unserer Veranstaltung einladen.« So hatte es zumindest Mr. Clark, unser Lehrer aus der Achten, gemacht, als er eine Grünfläche retten wollte. Es sind tatsächlich Leute gekommen, allerdings waren sie ziemlich enttäuscht, als sie feststellten, dass die Aktion einzig und allein darin bestand, dass Mr. Clark sich an eine Planierraupe gekettet hatte.
Margaret sah zu Boden. »Nein, bei uns ist das alles ganz formlos. Unsere Führungen funktionieren hauptsächlich über Mund-zu-Mund-Propaganda. Es muss sich niemand anmelden.« Es klang fast so, als würde sie sich dafür schämen.
Ich war mir ziemlich sicher, dass meine Mutter das eine oder andere Wörtchen dazu zu sagen hätte, falls Mr. Geyer ihr dieses Geheimnis anvertraute, aber es war schließlich nicht Margarets Schuld, wenn Mr. Geyer kein Geschäftsmann war. Ich wollte ihr zuliebe das Thema wechseln, auch wenn wir das kleine Steinhaus bereits sehen konnten.
»Margaret, spielst du eigentlich Fußball oder Volleyball? Ich habe nämlich vor, mich für eines der Teams einzutragen. Vielleicht könnten wir das ja zusammen machen.«
Margaret schenkte mir ein seltsames Lächeln. »Ich halte mich in der Schule eher
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