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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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während ich mir meine Notizen ansehe? Wir wollen schließlich, dass alles perfekt wird.«
    Ich warf einen Blick auf den Friedhof, hinüber zu Prudence’ Grab. Ich hoffe, du weißt alle ihre Anstrengungen zu schätzen. Die Geyers waren wirklich fest entschlossen, den scheußlichen Fluch zu brechen, den die Hexe ihnen allen auferlegt hatte.

    Als die zweite Welle von Autos auf das Friedhofsgelände rollte, standen bereits fünfzehn Leute in der Einfahrt und warteten auf den Beginn der Führung. Mr. Geyer wies die Fahrer an, die Autos auf dem Kiesweg zu parken, der den Friedhof wie eine betrunkene Trennungslinie in zwei Hälften teilte. Margaret und ich kicherten über den puritanischen Parkplatzwächter. Der breite Kiesweg war als Einziger von Autos befahrbar, daher mussten die Trauergäste zum Teil recht lange Wege zurücklegen, um zu einer Beisetzung am Rande des Friedhofs zu gelangen. Mr. Geyer erklärte, dass dieser Weg die ursprüngliche Zufahrt für die pferdebespannten Leichenwagen darstellte. Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste weit mehr über diesen Friedhof, als mir lieb war.
    Mom hielt ihren Notizblock und Stift in der Hand, während sie die Besucher breit anlächelte, die sich um unsere Plakate scharten. Sie hatte sich einen Fotoapparat über die Schulter gehängt. Ich beobachtete, wie sie auf ein junges Pärchen zuging und ihnen die Hand entgegenstreckte, sodass die beiden ihre Hände voneinander lösen mussten. Meine Mutter deutete auf ihren Notizblock und zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch. Das Pärchen nickte, und Mom notierte sich ihre Namen.
    Dad war damit beschäftigt, noch einmal den Ablaufplan, wie er es nannte, mit Mr. Geyer durchzugehen. Er rieb sich das Kinn und deutete in verschiedene Richtungen, während er die Route nochmals durchdachte. Mr. Geyer hatte ein geduldiges, amüsiertes Lächeln auf dem Gesicht, doch ich konnte ihm ansehen, dass er ein wenig nervös war, weil er ständig seine Brille zurechtrückte. Margaret und ich standen neben einer der Staffeleien, die Dad vor die beiden Eingangssäulen gestellt hatte.
    Die späte Vormittagssonne blendete mich, und ich hob die Hand über die Augen, um unserer Menschenmenge entgegenzublinzeln. Die Leute, die sich besonders früh eingefunden hatten, waren alle schon älter – glatzköpfige Männer, die billige Turnschuhe und weite Shorts trugen, und ältere Damen mit weißem Haar, bequemen Schuhen und Röcken, die ihre Handtaschen vor der Brust umklammert hielten. Aber sie sahen alle nett aus. Ihr zwinkerndes Lächeln ließ die faltigen Gesichtszüge weicher erscheinen. Es handelte sich eindeutig um Leute, die solche Veranstaltungen mochten und genügend Zeit hatten, um frühzeitig einzutreffen und eine Weile zu warten. Zwei der Leute hatten kleine Kinder mitgeschleift – Kinder, die alt genug waren, um selbst zu laufen, ohne sich großartig zu beschweren. Anscheinend hatten sie sich bereit erklärt, heute die Enkel zu hüten.
    Die übrige Menge, die etwas später eintraf, setzte sich ausMenschen aller Altersgruppen zusammen. Sie scharten sich in kleinen Gruppen von Familien oder Freunden rechts und links der Friedhofseinfahrt zusammen. Ich erkannte sogar einige der Gesichter – die große, schlanke Bibliothekarin aus der Stadtbücherei, den nervösen Filialleiter des Supermarkts, den niedlichen Typen mit dem Schnurrbart, der den Fußballnachwuchs trainierte. Am Fußballplatz vorbeizufahren war immer einer der Höhepunkte unserer Ausflüge in die Stadt. Mom und ich liebten es, den Fußballwinzlingen dabei zuzusehen, wie sie über den Ball stolperten wie Kegel. Sogar der Typ aus der Kaffeebar war da, diesmal in einem schwarzen Alice-Cooper-T-Shirt. Ich spürte, wie ich rot anlief, als er mir zuwinkte.
    »Guten Morgen, verehrte Gäste!«, brüllte Mr. Geyer vom Friedhofsportal aus. » Memento mori! – bedenke, dass du sterblich bist «, setzte er leidenschaftlich hinzu, während sein Blick zu dem Schriftzug hinaufwanderte, der über seinem Kopf dasselbe verkündete.
    Mr. Geyer hob die Arme und bedeutete den Gästen, sich um ihn herum zu versammeln. Er lächelte, als wäre er unter Freunden. »Selbstverständlich zählen Sie alle zu den Menschen, die die Puritaner geschätzt hätten«, sagte er scherzhaft, »denn Sie gedenken heute des Todes, indem Sie uns durch Ihre Gegenwart unterstützen.« Einige der Leute lachten höflich, während sie aneinander schüchtern ansahen. Mit einem Mal warMr. Geyer nicht mehr zu bremsen. Er schien

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