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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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regelrecht dazu geboren, Geschichte zu lehren und zu leben. Ich spürte, wie meine Anspannung allmählich wich, als er den Leuten von der Geschichte des Friedhofs erzählte und ihnen erklärte, welch wichtige Rolle er in der Stadtgeschichte Murmurs spiele und warum er unbedingt erhalten bleiben müsse. »Ihre Gründerväter liegen hier begraben«, betonte er. »Jene mutigen Siedler, die Europa hinter sich ließen, um eine völlig neue Lebensweise zu begründen. Ihre Gebeine ruhen in dieser Erde.« Er drehte sich um und ließ seinen Blick über die Reihen von Grabsteinen schweifen. Als er sich wieder der Menge zuwandte, meinte ich ein Schimmern von Tränen in seinen Augen zu erkennen. »Die Männer, die für unsere Unabhängigkeit kämpften, liegen hier begraben, ebenso wie die Männer, die für die Einheit dieses Landes starben. Und die Mütter, Ehefrauen und Töchter, die sich den Herausforderungen dieses Lebenswandels stellten, die Murmur wachsen und gedeihen ließen, sodass es zu der wundervollen Stadt werden konnte, die wir heute kennen. Sie alle ruhen unter diesem Grasteppich.«
    Ich sah hinüber zu Mom und Dad. Beide ließen ihre Blicke über die Menge schweifen, als wollten sie die Reaktion der Leute einschätzen. Margarets Blick war fest auf Mr. Geyer gerichtet. Sie stand aufrecht wie ein Soldat. Ich sah mir die zahlreichen Gesichter an. Manche nickten und lächelten. Andere spähten über Mr. Geyers Schultern, so als könnten siees gar nicht mehr abwarten, den Friedhof endlich zu betreten. Sie wirkten alle interessiert. Hatte irgendjemand von ihnen wohl schon mal eine von Mr. Geyers Führungen mitgemacht?
    Mr. Geyer bückte sich, um einige der Bestattungsgegenstände herauszuholen – genauer gesagt die Schilde mit den Familienwappen –, die er uns bereits am Vorabend gezeigt hatte. Die Leute drängten einige Schritte näher, bis Mr. Geyer anfing, die Gegenstände herumzureichen. Er stürzte sich in seine Erzählung über die Beerdigung von Elijah Watson, dessen Tod für die Bewohner von Murmur eine willkommene Abwechslung zu ihrem monotonen Alltag darstellte. Eine große Bestattungsfeier war ein Ereignis, auf das man sich freute, da die genügsamen Puritaner ihr Geld häufig dafür aufsparten, dem Toten eine Abschiedsfeier auszurichten, die keiner Festivität gleichkam, die dem Verblichenen zu Lebzeiten je zuteilgeworden war.
    Mr. Geyers Erzählungen über Cotton Mather berichteten unter anderem von der Rolle des puritanischen Geistlichen in den Hexenprozessen des späten siebzehnten Jahrhunderts. Pater Mather befürwortete die Verwendung von »Spektralbeweisen« als Indiz dafür, dass der Geist der angeklagten Hexe dem Zeugen in einem Traum oder einer Vision erschienen war. Der Traum oder die Vision war als Beweismittel zulässig. Der Zeuge, der oft gleichzeitig der Kläger war, behaupteteetwa, dass die »Hexe« ihn gebissen, gekniffen oder zu Boden geworfen hätte. Der Traum wiederum galt als Beweis, dass die angeklagte Person tatsächlich für diese Ereignisse verantwortlich war, obwohl sie sich zu dem Zeitpunkt ganz woanders aufhielt.
    Ein knisterndes Flüstern schien die gesamte Menge zu elektrisieren. Mom hatte mir am Abend zuvor erklärt, dass es wichtig war, spektakuläre Fakten miteinfließen zu lassen, um das Interesse der Leute zu fesseln. Sie knipste von der Seite her ein Foto.
    Erst als wir den Friedhof betraten, um die Grabsteine zu betrachten, die Mr. Geyer ausgewählt hatte, um die Kunstfertigkeit der Steinmetze zu veranschaulichen, wurde die Sonne mit einem Mal von drohenden schwarzen Wolken verhüllt.

    »Kommen Sie, werte Freunde. Folgen Sie mir zur letzten Ruhestätte von Beatrice Wolcott, wo wir unsere Unterhaltung über die Grabsteinkunst beginnen wollen.« Mr. Geyer bedeutete der Menge mit einer Armbewegung, ihm zu folgen. Sie gehorchten ihm aufs Wort, wobei mehrere Mütter nach den Händen ihrer Sprösslinge griffen und einige ältere Herren dieHände an die Ellbogen ihrer älteren Damen legten. Ich hörte das klickende Geräusch von Moms Fotoapparat. »Falls Sie den Rundgang nicht bis zum Ende mitmachen können, vergessen Sie nicht, sich am Ausgang die Plakate anzusehen, die Courtney und Margaret entworfen haben. Sie zeigen noch einige weitere Gräber, an denen wir während des Rundgangs nicht vorbeikommen werden.« Ein paar Leute drehten sich um und lächelten uns aufmunternd zu, so als wollten sie sich die Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen.
    Mom und Dad gingen ganz am

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