Creepers
schellte.
13
Baienger fuhr herum.
Cora stand hinter dem Rezeptionstisch, die rechte Hand auf einer kuppeiförmigen Klingel, deren Stahl einmal geglänzt haben musste. Sie sah die anderen an, während sie den Schutzhelm auf die Theke stellte; ihr rotes Haar glänzte im Licht der Stirnlampe. Spinnweben überzogen die Postfächer an der Wand hinter ihr. In einigen davon steckten Papiere.
»Willkommen im Paragon Hotel«, sagte sie. Ihre herbe Schönheit wirkte in dem auf sie gerichteten Licht noch auffallender. »Ich bin mir sicher, Sie werden Ihren Aufenthalt hier genießen. Es gibt auf der Welt kein besseres Hotel.« Sie griff unter die Tischplatte und holte einen hölzernen Kasten hervor, den sie in einer Staubwolke auf der Tischplatte absetzte. »Aber dies ist die Hauptsaison. Kongresse. Hochzeiten. Die Schulferien. Ich hoffe, Sie haben reserviert. Mr. ...?« Sie sah den Professor an. »Conklin. Robert Conklin.«
Cora tat so, als blättere sie die Karten in dem Kasten durch. »Nein. Es tut mir leid. Es sieht nicht so aus, als hätten wir eine Reservierung für Conklin. Sind Sie sicher, dass Sie sich mit uns in Verbindung gesetzt haben?«
»Vollkommen.«
»Das ist sehr ungewöhnlich. Unsere Buchungsabteilung macht niemals einen Fehler. Und was ist mit Ihnen, Mr. ...?«
»Magill«, sagte Rick.
»Ja, wir haben tatsächlich eine Reservierung für Magill, aber ich fürchte, da handelt es sich um eine Frau. Die bedeutende Historikerin Cora Magill. Ich gehe davon aus, dass Sie von ihr gehört haben. Nur die Elite steigt hier ab.« Cora griff wieder unter die Theke und legte diesmal ein dickes Buch auf die Platte. Mehr Staub stieg auf. Sie öffnete es und las imaginäre Namen vor. »Marilyn Monroe. Arthur Miller. Adlai Stephenson. Grace Kelly. Norman Mailer. Yves Montand. Natürlich können sich nur wohlhabende Leute leisten, hier zu wohnen.« Sie griff nach einer Karte neben der Klingel. »Unsere Zimmerpreise liegen zwischen zehn und zwanzig Dollar.« »Damals waren zwanzig Dollar noch zwanzig Dollar.« Rick lachte.
»Du liegst gar nicht mal falsch bei einigen von diesen Gästen«, sagte der Professor. »Marilyn Monroe, Arthur Miller und Yves Montand haben tatsächlich hier gewohnt. Monroe und ihr Dramatiker hatten Meinungsverschiedenheiten. Nachdem Miller sich wütend empfohlen hatte, ist Montand vorbeigekommen, um Marilyn zu trösten. Cole Porter hat hier gewohnt. Zelda und F. Scott Fitzgerald, Pablo Picasso, der Herzog und die Herzogin von Windsor, Maria Callas, Aristoteles Onassis, der eine Affäre mit der Callas hatte, und so weiter. Genau genommen hat Onassis versucht, das Hotel zu kaufen. Das Paragon hat viele berühmte und mächtige Leute angezogen. Und ein paar, die berüchtigt und mächtig waren. Senator Joseph McCarthy, zum Beispiel. Und die Gangster Lucky Luciano und Sam Giancana.«
Baienger runzelte die Stirn. »Carlisle hat Gangster hier wohnen lassen?«
»Er war fasziniert von ihrem Lebensstil. Er hat mit ihnen zu Abend gegessen und Karten gespielt. Carmine Danata hat er sogar gestattet, sich hier dauerhaft eine Suite anzumieten. Ein Refugium hat Danata es genannt, für die Zeiten, in denen er nicht als Geldeintreiber in Atlantic City, Philadelphia, Jersey City und New York gearbeitet hat. Carlisle hat Danata gestattet, hinter einer Wand seiner Suite einen Tresorraum einzubauen. Die Arbeiten wurden im kältesten Teil des Winters von 1935 ausgeführt, als das Hotel praktisch leer war. Niemand hat je davon erfahren.«
»Aber wenn niemand davon wusste ...« Cora schüttelte den Kopf. »Dabei fällt mir ein, was in Citizen Kane nicht stimmt.«
»In Citizen Kane stimmt etwas nicht?«, fragte Vinnie ungläubig. »Das ist vollkommen unmöglich. Es ist ein Meisterwerk.«
»Mit einem dicken Fehler drin. In der ersten Szene ist Kane ein alter Mann. Er liegt sterbend in seinem Bett in diesem unglaublichen Palast und hält eine Schneekugel in der Hand.«
»Die Anfangsszene kennt doch jeder«, sagte Vinnie. »Wir haben den Film mal zusammen auf dem Klassikerkanal angesehen. Du hast nichts von einem Fehler gesagt.«
»Weil's mir erst hinterher aufgefallen ist, nachdem du schon nach Syracuse gezogen warst. Kane murmelt >Rosebud< und lässt die Schneekugel fallen, und sie zerspringt auf dem Boden seines Schlafzimmers. Bei dem Geräusch kommt eine Schwester zur Tür reingestürzt. Und plötzlich haben es alle Zeitungen und Nachrichtensendungen mit dem Geheimnis dieses letzten Wortes, >Rosebud<. Und
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