Creepers
und ich lieben diese alten Filme, für die Henry Mancini die Songs geschrieben hat. Die Romantischen. Die Frau seines Herzens. Charade. >Moon River< in Frühstück bei Tiffany.«
Baienger versuchte sich vorzustellen, wie Vinnie darüber dachte.
Einzelne Töne fehlten in der Melodie; einige der Tasten funktionierten nicht mehr. Die Musik hallte blechern in dem riesigen leeren Raum wider, und Baienger wurde noch angespannter. Es war nicht die Tatsache, dass Rick in die Tasten hämmerte, denn die Melodie war nicht viel lauter als ihre Stimmen, und draußen würde man nichts davon hören können, sondern es kam ihm vor wie ein Ubergriff.
Die Klaviermusik brach ab. Ricks verlegenes Gesicht erschien in der Tür. »Tut mir leid. Konnte einfach nicht widerstehen.«
»Ich bin sicher, wenn sich hier noch irgendwelche Ratten rumgetrieben haben, sind wir sie jetzt los«, sagte Vinnie.
Rick lachte und schloss sich den anderen wieder an. Sie erreichten die große Haupttreppe. Die Marmorstufen mit dem prachtvollen Geländer teilten sich auf halber Höhe und schwangen sich weiter hinauf in die Schatten zur Rechten und zur Linken. Aber die Stirnlampen der Gruppe richteten sich auf etwas anderes. Sie starrten hinunter auf die dunklen Verfärbungen auf den Stufen.
»Eingetrocknetes Wasser. Wahrscheinlich von Löchern im Dach.« Vinnies Sohlen knirschten auf Glassplittern, die vom Staub so matt geworden waren, dass sie im Licht der Lampen nicht einmal blinkten. »Das Wasser ist bis ganz nach unten geflossen. Seht euch bloß den Dreck an, den es mitgebracht hat.«
»Achten Sie beim Höhersteigen darauf, wohin Sie treten«, warnte der Professor Baienger. »Das Holz wird teilweise verrottet sein.«
23:00 Uhr
Sie erreichten den Absatz, an dem die Treppe sich teilte. Auch die Stufen rechts und links waren mit dunklen Flecken verfärbt.
»Eine Menge Wasser«, sagte Rick. »Jahrelang. Bei einem ordentlichen Gewittersturm muss es hier nur so runterlaufen.«
»Seid vorsichtig«, sagte der Professor. »Es kann immer noch glitschig sein.«
Sie stiegen die linke Treppenbiegung hinauf in die Schatten. Am oberen Ende stießen sie auf eine Reihe eleganter Türen mit angelaufenen Messingnummern daran. Die dunklen holzvertäfelten Wände waren dick verstaubt. In regelmäßigen Abständen verschwanden Gänge in die Dunkelheit. Der Geruch nach Feuchtigkeit und Alter war überwältigend. Baienger sah auf den verfaulenden persischen Teppichboden hinunter; das verschlungene Muster war verblichen und mit Schimmelflecken bedeckt.
Sie wandten sich nach links und folgten einer Galerie. Etwa alle zehn Schritte stand ein schmaler Tisch an der Wand. Auf einigen dieser Tische standen Vasen mit vertrockneten Blumen; die Blüten sahen aus, als würde die leichteste Berührung sie zu Staub zerfallen lassen. Dann bogen sie wieder nach links ab und stießen auf eine weitere Treppe. Diese Treppe war aus fein gearbeitetem Holz, aber die Wasserschäden waren zu stark, als dass man hätte erkennen können, was für ein Holz es war. Baienger spähte nach oben.
Vinnie tat es ihm nach. »Mein Gott. Diese Treppe folgt einem zentralen Schacht bis ganz nach oben. Viel ist nicht zu erkennen, aber ich glaube, ich sehe da ein Glasdach. Mondlicht. Wolken.«
»In das oberste Dach ist ein riesiges Oberlicht eingebaut«, sagte Conklin. »Der Lichtschacht führt mitten durch Carlisles ehemalige Wohnung. Er konnte von Zimmer zu Zimmer gehen und auf die Gäste auf der Treppe und in dem Teil des Foyers hinuntersehen, der für ihn sichtbar war.«
»Haben die das nicht ein bisschen merkwürdig gefunden?«, fragte Cora.
»Die Wände seiner Wohnung haben ihn verborgen. Die Leute konnte ihn nicht sehen. Er hat Gucklöcher verwendet.«
»Das Oberlicht muss zerbrochen sein. Daher kommt all das Wasser. Auf diesem Weg müssen auch die Vögel reingekommen sein«, sagte Baienger.
Unvermittelt knackte das Holz unter seinen Füßen. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Er griff nach dem Geländer. Die anderen blieben stehen.
»Ich spüre nicht, dass sich irgendwas bewegt«, versuchte Rick, ihn zu beruhigen. »Die Stufen geben einfach nur nach.«
»Natürlich.« Baienger war nicht überzeugt. Er probierte vorsichtig die nächste Stufe aus.
»Ich brauche mehr Licht.« Cora zog die Taschenlampe aus dem Gürtel.
Die anderen folgten ihrem Beispiel. Die wandernden Lichtstrahlen erweckten die Schatten zum Leben; plötzlich hatte man den Eindruck, als hätten Hotelgäste ihre
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