Creepers
Erste-Hilfe-Ausrüstung. Kerzen. Streichhölzer. Seht mal, Schokoriegel.« Die dritte Stimme klang aufgeregt.
Seht mal? Er hatte gesagt seht mal. Baienger begann zu verstehen. Er hörte, wie eine Verpackung aufgerissen wurde, dann lautes Kauen.
»Wasserflaschen. Und was ist in diesen anderen Flaschen hier?«
Baienger hörte, wie ein Deckel abgeschraubt wurde. »Riecht wie ... Pisse. Die Idioten schleppen Pisse in Flaschen in ihren Rucksäcken mit sich rum!«
»Ich hab noch eine Waffe gefunden!«, sagte die dritte Stimme. »Was ist das für eine ... Das Ding hier ist nicht echt. Das ist eine verdammte Wasserpistole!« Bai enger hörte jemanden schnuppern.
»Essig?«, sagte die dritte Stimme. »Ist das Essig, was ihr da drin habt? Das ist genauso dämlich, wie wenn man Pisse mit sich rumträgt.«
»Pisse und Essig«, sagte die erste Stimme.
»Messer. Die haben jede Menge Messer.«
Baienger spürte eine Hand an seiner Jeans. Bevor er etwas unternehmen konnte, wurde sein Messer von der Tasche losgemacht. Das Ersatzmagazin seiner Pistole wurde aus dem Beutel an seinem Gürtel gerissen. »Ja, ein Werkzeugladen«, sagte die erste Stimme. »Oder ein Waffenladen.«
Hände betasteten und befühlten ihn. Suchten. »Hab ein Handy gefunden.«
»Ich auch. Die haben alle eines.«
»Hör auf, mich anzufassen!«, sagte Cora.
»Hey, wir müssen doch sicher sein können, dass du keine Waffen hast.«
»In der Wäsche?«
»Lasst sie in Frieden«, stöhnte Rick plötzlich. »O Gott, meine Nase. Ich glaube, ihr habt mir die Nase gebrochen. «
»So war das auch gemeint«, sagte die dritte Stimme. »Hat sonst noch jemand was zu meckern?«
Abgesehen vom Kreischen des Windes weit über ihnen wurde es auf dem Treppenabsatz still.
»Na, endlich ein bisschen Kooperation«, sagte die erste Stimme. »Okay, und jetzt streckt ihr alle die Arme nach vorn.«
Baienger hörte einige zögernde Bewegungen. »Hey, zwingt mich nicht dazu, es noch mal zu sagen!« Die Bewegungen wurden schneller. Baienger streckte die Hände aus. Die Rechte tat weh von dem Schlag, den er abbekommen hatte, aber wenigstens schien nichts gebrochen zu sein.
»Jetzt drückt ihr die Handgelenke gegeneinander«, sagte die erste Stimme.
Baienger wusste, was jetzt kommen würde. Er hatte so etwas schon einmal durchgemacht, nur dass damals ein Sack für die Dunkelheit verantwortlich gewesen war, den man ihm um den Kopf gebunden hatte. Er hatte immer noch Alpträume davon. Er wollte brüllen und um sich schlagen. Aber er war machtlos. Schweiß tränkte seine Kleidung. Er versuchte, nicht zu hyperventilieren.
Schritte kamen näher. Er gab sich Mühe, nicht zurückzuzucken, und wartete auf den Schlag auf den Kopf. Stattdessen fühlte er Klebeband an den Handgelenken, hörte das ratschende Geräusch, mit dem ein Streifen von der Rolle abgerissen wurde. Das Band wurde enger und enger.
»Das müsste jetzt eine Weile halten«, sagte die zweite Stimme.
Die Schritte entfernten sich.
»Was macht ihr eigentlich?«, fragte Cora erschrocken. »Halt den Mund und halt still, sonst schieb ich dir noch mal die Finger in die Hose.«
Das einzige Geräusch war jetzt ihr schwerer Atem und das Ratschen des Bandes.
»Wer ist als Nächster dran? Dein Freund mit der gebrochenen Nase?«
Das Band wurde mehrmals abgerissen.
»Jetzt du, Kumpel.«
Baienger wusste nicht, ob damit Vinnie oder der Professor gemeint war.
»Hey, der alte Typ hier ist umgekippt«, sagte die zweite Stimme.
Vor Schmerz, als er gestürzt und mit dem verletzten Bein aufgekommen war, dachte Baienger. Die Wut half ihm, sich von seiner wachsenden Angst abzulenken, dem fürchterlichen erstickenden Gefühl, dass ihm auch jetzt wieder ein Sack um den Kopf gebunden war. »So zugerichtet, wie der ist, macht er uns sicher keinen Ärger«, sagte die dritte Stimme.
»Kleb ihm sicherheitshalber trotzdem die Hände zusammen.«
Der Professor stöhnte.
»Gut«, sagte die erste Stimme. »Jetzt können wir ja Licht machen.«
Baienger spürte einen Luftzug an seinem Gesicht. Eine Hand griff nach seiner Stirnlampe. Im plötzlichen grellen Licht kniff er die Augen zusammen. Er stellte fest, dass er eine große Gürtelschnalle anstarrte. Ein Metallrohr steckte in dem dazu gehörigen Gürtel. Damit hat er mir wohl auf den Arm geschlagen, dachte Baienger. Dreckige schwarze Hosen und ein schmutziger Jeansmantel.
Die anderen Stirnlampen mit Ausnahme von der des Professors gingen ebenfalls an. Lichtstrahlen schössen im Zickzack
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