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Creepers

Creepers

Titel: Creepers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Fleischermesser zu verwenden? Werde ich den Hieb spüren, bevor das Blut aus der Kehle spritzt und mein Gehirn dichtmacht?
    Held. So hat Todd mich genannt. Held. Ein Witz. Ironie. Held? Ich wache jede Nacht aus dem gleichen Alptraum auf. Ich habe jeden Fetzen meiner verbliebenen Kraft gebraucht, um mich dazu zu zwingen, dieses gottverdammte Haus überhaupt zu betreten. Jetzt ist alles weg. Held? Dieses Arschloch. Lässt uns hier sterben. Der Schwanzlutscher. Zieht mir diesen Kissenbezug über den Kopf. Ich lasse mir das doch nicht bieten. Ich finde den. Ich spüre ihn auf. Ich drücke ihm die Kehle zusammen. Ich ...
    »Vinnie!« Baiengers Stimme klang gedämpft unter dem Kissenbezug. »Kannst du mich hören?«
    »Ja!«
    »Kannst du dich ein bisschen bewegen? Vielleicht gibt es da einen Nagel oder einen Holzsplitter, an dem du das Band aufreiben kannst?«
    »Zu fest!«
    Baienger hörte jemanden schluchzen. Zuerst glaubte er, sich so weit von sich selbst distanziert zu haben, dass er sein eigenes Schluchzen hörte. Dann wurde ihm klar, dass es Amanda war.
    »Amanda, wir sind einander nicht vorgestellt worden.« Unter den gegebenen Umständen klang die Bemerkung völlig verrückt, das wusste er. Aber er musste versuchen, sie zu beruhigen. Wenn sie hier herauskommen wollten, dann würden sie es nicht schaffen, wenn eine von ihnen hysterisch war. »Mein Name ist Frank. Das da drüben ist Vinnie. Und das Mädel neben dir heißt Cora. Ich nehme mal an, >Mädel< sollte ich nicht sagen. Es ist nicht politisch korrekt.«
    Der Rhythmus von Amandas Schluchzern änderte sich; sie wurden leiser. Baienger spürte, dass sie verwirrt war. »Und nachdem wir einander jetzt kennen, könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun. Meinst du, du kannst dieses Klebeband so weit verschieben, dass du aus dem Stuhl kommst?«
    »Ich versuch's.«
    Baienger wartete.
    »Ich ...«
    Baienger schwitzte und spürte, wie die Zeit verstrich. »Nein. Es ist zu eng.«
    »Cora?«
    »Geht nicht. Während der Dreckskerl mich betatscht hat, hat er das Band wirklich fest angezogen.« Was machen wir?, fragte sich Baienger. Sein heißer Atem staute sich unter dem Kissenbezug; er hatte das Gefühl zu ersticken. Er bemühte sich, sich den Raum ins Gedächtnis zu rufen, etwas zu finden, das ihnen helfen konnte. Glas. Glasscherben auf dem Fußboden von dem Tisch, den er zertrümmert hatte.
    »Amanda?«
    Sie schnüffelte. »Was?«
    »Kannst du auf dem Boden zerbrochenes Glas sehen? Auf halber Strecke zwischen mir und Vinnie?« Pause. »Ja.«
    »Wenn ich es schaffe, meinen Stuhl umzuwerfen und ihn mitzuzerren, meinst du, du kannst mich zu dem Glas hinlotsen?«
    »...Ja.«
    »Ich brauche wirklich Hilfe.«
    Der Stuhl war schwer. Baienger verlagerte sein Gewicht von einer Seite auf die andere, aber der Stuhl rührte sich nicht. Als er sich schneller und heftiger hin und her warf, begann der Stuhl zu schaukeln. Urplötzlich verlor er das Gleichgewicht. Ohne sehen und den Fall abschätzen zu können, konnte er sich auch nicht vorbereiten, als der Stuhl zur Seite kippte.
    Der Aufschlag auf dem Boden brachte ihn aus der Fassung. Er bewegte den Kopf über den Teppich, in der Hoffnung, so die Kapuze loswerden zu können, aber der Schweiß ließ den Stoff an seinem Gesicht haften; er löste sich nicht.
    Keine Zeit! Was wusste er schon, vielleicht stand Ronnie neben ihm, lächelte das neutrale Lächeln, das Amanda beschrieben hatte, amüsiert von seinen armseligen Bemühungen, und hob das Messer.
    Jetzt!, sagte sich Baienger. Kriech! Obwohl das Band fest um seine Knöchel gelegt war, konnte er die Knie bewegen, wenn er den Unterkörper bog und die Hüften vorwärts schob. Er grub die rechte Schulter und die Seite des rechten Knies in den Teppich und tat sein Möglichstes, um den Stuhl weiterzuschieben. Er stöhnte, als er spürte, dass der Stuhl sich ein Stückchen bewegte. Mehr. Gib dir mehr Mühe, sagte er sich. Seine Schulter und das Knie fühlten sich an wie verbrannt von der Reibung des Teppichs. Der Stuhl bewegte sich wieder ein Stückchen. Er keuchte vor Anstrengung.
    »Amanda, wie nah bin ich an den Scherben?« Unter dem Kissenbezug war sein Gesicht naß vom Kondenswasser seines Atems.
    »Dreieinhalb Meter.«
    Nein! Ich werde nie hinkommen!
    Versuch's.
    Kann nicht.
    Beweg dich!
    Donner grollte. Die Wände zitterten. Dann senkte sich eine unheimliche Stille über das Hotel. Zwischen den Donnerschlägen und den Regenschwaden hörte Baienger noch etwas anderes. Fern.

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