Crescendo
vorstellen, dass er das Messer vergessen hat, dazu ist er zu systematisch und clever.«
»Vielleicht hat er es ja verloren.« Alle blickten Cooper ü berrascht an. »Ein Loch in der Tasche, oder es fällt ihm beim Klettern über einen Zaun aus der Tasche. Wäre doch möglich.«
»Wir haben jeden Quadratzentimeter vom Campingplatz abgesucht und nichts gefunden, aber wir könnten die Suche ausweiten und Plakate aufhängen, falls jemand ein Messer findet oder gefunden hat. Bis jetzt haben wir nichts, was uns weiterhilft.«
»Keine Täterspuren?«
»Nichts. Wir sind dabei, den Sand aus der Höhle abzutragen, falls er Haare verloren hat oder ihm ein Fingernagel abgebrochen ist, als er das Mädchen reingeschafft hat, aber das wird eine Weile dauern.«
»Wann sprechen Sie wieder mit Tasmin?«
»In sieben oder acht Stunden, wenn sie wach ist und falls die Ärzte einverstanden sind. Ihre Eltern sind kooperativ. Als sie gehört haben, dass der Täter noch einmal zuschlagen könnte, haben sie versprochen, uns zu helfen, so gut sie können.«
Fenwick überlief es kalt, als er sich vor Augen hielt, zu welcher Gewalt der Mann imstande war. Von Nightingale fehlte noch immer jede Spur, und er war überzeugt, dass sie das ultimative Opfer sein sollte, obwohl die Einschätzung von Superintendent Quinlan und Harper-Brown diesbezüglich etwas zurückhaltender war. Sie sahen zwar ebenfalls einen Zusammenhang zwischen der Verwüstung von Nightingales Wohnung und dem anonymen Absender der Briefe an Griffiths im Gefängnis, aber damit hatte es sich auch. Beide waren der Ansicht, dass der Mord in Knightsbridge getrennt zu behandeln war.
»Haben Sie ein Foto von Tasmin?«
Amos reichte Fenwick eins, der es entgegennahm und resigniert den Kopf schüttelte. Er gab es Cooper, der augenblicklich herausplatzte: »Genau wie alle anderen, genau wie Nightingale.« Das Bild von dem hübschen, lächelnden, dunkelhaarigen Mädchen, das die langen Beine auf die Rückenlehne der Couch gelegt hatte, ließ ihn erschaudern. MacIntyre nahm es ihm aus der Hand und betrachtete es prüfend.
»Große Ähnlichkeit mit Lucinda, sieht älter aus als sechzehn. Es könnte derselbe Täter sein, trotz der fehlenden Messerverletzungen. Brauchen Sie zusätzliche Leute?«, fragte er Amos.
»Da sag ich nicht Nein.«
»Sie kriegen sie. Und ich dachte, Sie würden sich für die Gutachten der forensischen Psychologin und der FBI-Profiler interessieren.« Er warf Fenwick, der sie noch nicht gesehen hatte, einen entschuldigenden Blick zu.
Es war nach Mitternacht, aber Fenwick war so wach, als wäre es Mittag. Er trank eine Tasse schlechten Kaffee, während ein jüngerer Kollege Kopien von den Gutachten machte. Auf zwölf eng getippten Seiten hatte die Psychologin alle Morde und Vergewaltigungen auf Fenwicks ursprünglicher Liste untersucht und war zu dem Ergebnis gelangt, dass sie trotz der auffälligen körperlichen Ähnlichkeit zwischen den Opfern auf das Konto von zwei Tätern gingen. Täter A, bei dem es sich um Griffiths handeln könnte, unterschied sich vom Verhaltensmuster her von Täter B, dem Knightsbridge-Mörder, der als »expressiver« Mörder bezeichnet wurde.
Claire Keating hatte ihm mal erklärt, dass Mord für einen Serienmörder lediglich der Ausdruck des Wunsches zu töten ist, also reiner Selbstzweck. Für expressive Mörder war es stimulierend, bei ihren Opfern die Kontrolle über Leben und Tod zu haben. Das beträchtliche Maß an Gewalt, das dem Opfer vor und nach dem Tod zugefügt wurde, sowie das lange Hinauszögern des eigentlichen Tötens wie bei dem Mord in Knightsbridge deutete darauf hin, dass für den Täter der eigentliche Lustgewinn nicht in der sexuellen Handlung lag, sondern in der Fähigkeit, die Kontrolle über einen langen Zeitraum auszuüben.
Bei Täter A, Griffiths, hatte die Psychologin einige Widersprüchlichkeiten eingeräumt. Die Kontaktaufnahme durch das Computerspiel THE GAME und das Stalking ließen ein gewisses Maß an Befriedigung durch Kontrolle vermuten, doch die Taten selbst, so brutal sie auch waren, hatten ein eindeutig sexuelles Motiv. Aussagen der Vergewaltigungsopfer bestätigten die Vermutung, dass gerade so viel Gewalt ausgeübt wurde, um das Opfer zu überwältigen und zu vergewaltigen, aber nicht mehr.
Die Analyse des FBI schloss sich im Großen und Ganzen dem psychologischen Gutachten an. Sie war bezüglich B etwas ausführlicher und hatte die wesentlichen Ergebnisse zusammengefasst:
äußerliche
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