Crescendo
drei Personen in weißen Schutzanzügen den Boden auf allen vieren ab. Sie waren völlig auf ihre Aufgabe konzentriert. Amüsiert sah er, dass entlang seiner falschen Fährte leuchtendes Polizeiband gespannt worden war. Seine Finte hatte nicht nur die Hunde in die Irre geführt. Ohne die weißen Gestalten auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, schlich er sich rückwärts auf die gegenüberliegende Seite der Müllkippe. Dort war ein Eingang mit einem Schlagbaum und einem verschlossenen Tor. Jetzt, nach Dienstschluss, war niemand mehr da. Seine Drahtschere machte kurzen Prozess mit dem Zaun, und schon war er draußen auf der Straße. Seiner Erinnerung nach musste er nur eine Meile ohne vernünftige Deckung überwinden, bis er zu einem Pfad kam, der querfeldein führte.
Er trabte los, doch der Schmerz im Knöchel und das Ziehen im Hals waren zu stark, deshalb fiel er in einen humpelnden Gang. Zwei Autos passierten ihn, aber keines wurde langsamer. Mit seinem Rucksack und den praktischen Schuhen wirkte er wie ein Wanderer. Das Sweatshirt mit der Kapuze, die er über den Kopf gestreift hatte, um seine Verletzungen zu verbergen, war eigentlich zu warm für einen Sommerabend, aber davon abgesehen gab es nichts, was ihn von einem ganz normalen Spaziergänger unterschieden hätte.
Ein Plan nahm in seinem Kopf Gestalt an. Er würde zurück zum Cottage laufen, sich waschen und dann mit dem Motorrad runter nach Devon fahren. Dort würde er diese Polizistin umbringen und anschließend das Land verlassen. Er hatte schon eine Fluchtroute ausgearbeitet. Für einen Flug auf die Kanalinseln brauchte er keinen Pass, von da mit einem Boot rüber nach Frankreich und dann per Zug nach Nordspanien. Er erinnerte sich, in der Schule gelesen zu haben, dass die Berge an der Grenze zwischen Frankreich und Spanien wild und unwegsam waren. Sich dort zu verstecken wäre ein Kinderspiel.
Gedanken an das Leben, das ihn nach seinem nächsten Mord erwartete, trieben ihn trotz Schmerzen und Hunger weiter. Mitternacht war vorüber, als er den Wald erreichte, der die Berge säumte, in denen sein Cottage lag. Die Nacht war dunkel, nur dann und wann riss der aufkommende Wind die Wolkendecke auf, und der Vollmond war zu sehen. Während er zwischen den Bäumen hindurchtrottete, hörte er plötzlich ein Motorengeräusch in der Ferne, das schnell näher kam. Er duckte sich in den Schatten einer dicht belaubten Birke. Das regelmäßige Schnappen konnte nur von einem Hubschrauber kommen.
Ein greller Lichtstrahl glitt durch das Tal, das er gerade verlassen hatte, und huschte durch die Bäume. Er wartete, bis er vorüber war, dann rannte er zu der nächsten Stelle, die nach oben von den Bäumen gut abgeschirmt wurde. Seine Schmerzen waren jetzt vergessen, vom Adrenalin betäubt. Als der Hubschrauber einen Kreis flog und zurückkam, presste er sich gegen den Stamm einer Lärche und hoffte, dass er damit verschmelzen würde.
Der Suchscheinwerfer schwenkte ab, und er lief weiter. Eine halbe Stunde lang wiederholte sich dieses Muster, während der Hubschrauber das Gebiet nach einem engen Raster absuchte. Schließlich verschwand er, aber diese Erfahrung hatte Smiths Selbstbewusstsein ein weiteres Mal erschüttert. Sein Cottage war keine Meile mehr entfernt, aber es war kein Zufluchtsort mehr. Vielleicht sollte er einfach sein Motorrad nehmen und abhauen. Noch während er darüber nachdachte, sah er Autoscheinwerfer über die unbefestigte Straße tanzen, die zu den Ferienhäusern am See führte. Er schlich sich bis zum Waldrand und spähte die Straße hinauf. Zwei Autos blockierten die Zufahrt, eines davon mit dem unverkennbaren blau-weißen Erkennungszeichen auf der Tür. Bei dem Anblick wich er zurück und setzte sich, den Kopf in die Hände gestützt.
Wie hatten sie ihn gefunden? Sein erster Gedanke war, Wendy die Schuld zu geben, aber das war zu abwegig. Dann also Wayne. Der kleine Mistkerl hatte also doch gesungen. Und dabei war er ihm immer absolut ergeben gewesen, bis man ihn wegen dieser Schlampe eingesperrt hatte. Mit ihr hatte alles angefangen. Sie war schuld. Der Gedanke an die Polizistin rief ihm in Erinnerung, dass er die Informationen brauchte, die er in den Satteltaschen versteckt hatte.
Während er lautlos über modriges Laub schlich, war ihm die Stille ringsherum ebenso bewusst wie die Nähe seiner Verfolger. Die Honda stand noch da, wo er sie versteckt hatte, die Satteltaschen gefüllt, abfahrbereit. Er überlegte, ob es ihm gelingen
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