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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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der Nacht angerufen und ihr gesagt, wo sie ihn abholen sollte. Er hatte gesagt, es sei dringend, aber seine Stimme hatte nicht so geklungen, als sei etwas nicht in Ordnung. Und jetzt das. Die Polizei suchte ihn im Zusammenhang mit der Ermordung einer jungen Frau. Sie fing an zu weinen, dicke Tränen tropften von ihren Wangen auf die Jeans, aber sie gab keinen Laut von sich. Geräuschloses Weinen war ein Trick, den sie schon als Kind gelernt hatte. Das letzte Mal, dass sie laut geheult hatte, war nach der zweiten Abtreibung gewesen, die so furchtbar danebengegangen war.
    Ihr Vater hatte sie so verprügelt wie noch nie in ihrem Leben, als sie endlich aus dem Krankenhaus nach Hause durfte, steril und vernarbt. Er hatte die Wahrheit aus ihr herausgedroschen, und es war zu einem schrecklichen Krach mit Dave und seinen Eltern gekommen. Ihr Dad wollte unbedingt zur Polizei gehen. Sie war noch minderjährig, und er wollte seine Rache. Ihre Mutter hatte bloß immer die Gläser nachgefüllt. Irgendwie hatte Daves Vater ihren Dad davon abbringen können, Anzeige zu erstatten. Die beiden waren in ein anderes Zimmer gegangen und hatten ewig lange miteinander geredet, und als sie wieder rauskamen, war das Thema Polizei vom Tisch. Ein Jahr später hatte sie Telford verlassen, um auf die Schwesternschule zu gehen, und seitdem war sie nicht mehr zu Hause gewesen.
    Hör auf damit! Sie schlug sich mit geballten Fäusten gegen die Schläfen, damit ihr Kopf nicht von der Vergangenheit überwältigt wurde. Na bitte, sie war wieder ruhig, hatte sich fast wieder im Griff. Als sie das Auto abschloss, zitterten ihre Hände kaum. An einer Seite der Raststätte standen ein paar Telefonzellen. Sie sagte sich, wenn keine benutzt wurde, wäre das ein Zeichen, dass sie die Polizei anrufen sollte. Sie waren alle leer, also zwang sie sich, die Nummer in Telford zu wählen, die im Radio durchgegeben worden war. Vielleicht war die Polizei dort ja freundlicher. Der Mann am anderen Ende klang gelangweilt, aber als sie sagte, sie habe möglicherweise Informationen zu David Smith, änderte sich sein Tonfall und wurde aufgeregt. Als sie das merkte, bekam sie es wieder mit der Angst zu tun, und sie bestand darauf, mit einer Frau zu sprechen.
    »Die Kolleginnen, die an dem Fall arbeiten, sind alle unterwegs. Können Sie denn wirklich nicht mit mir reden?«
    »Nein!« Sie schrie ihn fast an.
    »Bleiben Sie dran.« Sie hörte, wie er den Hörer hinlegte und laut rief: »Robyn, hast du mal ’ne Sekunde Zeit? Da ist eine am Telefon, die sagt, sie wüsste was zu Smith, will aber nur mit ’ner Frau reden.«
    »Hallo? Hier ist Constable Robyn Powell, wer spricht da?«
    »Mein Name spielt keine Rolle.« Aber sie hatte immer noch den Telforder Akzent, und sie hatte nicht daran gedacht, ihre Stimme zu verstellen.
    »Wendy, sind Sie das?« Die Frau wusste Ihren Namen! »Wir haben gehofft, dass Sie sich melden. Keine Sorge, Sie müssen keine Angst haben, mit uns zu reden. Wir möchten Ihnen helfen.«
    Wendy riss sich den Hörer vom Ohr, als wäre er glühend heiß geworden, und starrte ihn entsetzt an. Sie konnte der Polizei unmöglich Informationen geben, wenn es nicht anonym war. Robyn Powell sprach noch immer, plapperte sinnloses Zeug, irgendwas von Sicherheit und Schutz. Wendy achtete nicht auf sie und legte auf. Schon wieder drohten die Tränen zu kommen, aber sie kämpfte sie wütend zurück. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Egal, was die Polizei von Schutz erzählte, sie konnte denen nicht trauen. Die kannten Dave nicht. Wenn sie ihn verriet, würde er sie vernichten.
    Sie ging zurück zum Auto und fuhr davon. Das Radio dudelte irgendeinen schmalzigen Song, und ihr fiel wieder ein, dass sie Dave fast genauso sehr liebte, wie sie ihn fürchtete. Was war nur über sie gekommen, so an ihm zu zweifeln? Schuldgefühle brandeten in ihr auf. Sie musste an ihn glauben. Die Polizei war verrückt, dass sie ihn verdächtigte. Die erwischten doch immer die Falschen. Weiß der Himmel, wie sie seinen Namen mit diesem armen Mädchen in Verbindung gebracht hatten, aber das war bedeutungslos.
    Keiner außer ihr konnte ihn richtig beurteilen. Sie war der einzige wichtige Mensch in seinem Leben, und eines Tages würde er das erkennen, und ihr gemeinsames Leben würde schön werden. Sie versuchte zu lächeln, aber die dünne Stimme, die sie in die hintersten Winkel ihres Verstandes verbannt hatte, lag ihr in den Ohren. Das war die Besserwisserstimme. Wenn irgendwas falsch lief, zum

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