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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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trollte sich beleidigt, und Nightingale schaltete den PC ein.
    Acht E-Mails warteten auf sie, an jedem Tag, den sie krankgeschrieben gewesen war, hatte sie eine erhalten. Alle waren von Pandora. Die Erste war fast poetisch, wenn die Bedrohung nicht mitschwingen würde.
     
    WARUM BRINGST DU ES NICHT ZU ENDE, ARTEMESIA? WENN DIE NACHT BEGINNT UND IHR TÖDLICHES LIED ERKLINGT. SCHÖNHEIT UND TOD. WIE OFT IST NICHT BEIDES IN DER KUNST VEREINT? VERSTECK DICH NICHT DORT OBEN ALLEIN IM DUNKELN.  KOMM HERAUS UND SPIEL MIT MIR.
     
    Das musste aufhören. Vielleicht würde Pandora ja das Interesse verlieren, wenn sie eine abschlägige Antwort gab. Sie schrieb:
     
    Wer immer du bist, das Feld gehört dir. Ich brauche das Spiel nicht mehr.
     
    Als sie die restlichen E-Mails las, war sie froh, dass sie kurz und knapp reagiert hatte. Sie wurden zunehmend beleidigender. Nightingale löschte sie alle, und tat dann, was sie immer tat, wenn ihr nichts Besseres einfiel: Sie ging joggen. Die Konzentration auf die sportliche Anstrengung und die anschließende Erschöpfung waren zumeist ein gutes Mittel, um den Kopf auszuschalten, doch diesmal blieb die Wirkung aus.
    Als sie zwei Stunden später nach Hause kam, war sie noch immer verwirrt und wütend, und als sie die Wohnung betrat und das Lämpchen an ihrem Anrufbeantworter blinken sah, knallte sie aus Frust die Tür mit einem Tritt zu. Sie riss das Telefonkabel aus der Buchse und nahm einen Energydrink aus dem Kühlschrank. Der Bildschirm meldete eine neue E-Mail, und sie schlug mit den Fingern heftig auf die Tastatur, um die Nachricht aufzurufen.
     
    DU DRECKIGES FLITTCHEN! FÜR WEN HÄLTST DU DICH EIGENTLICH? PROSTITUIERST DICH IM NAMEN EINES GESETZES, DAS ZU KORRUPT IST, UM DER LEUTE, DIE DU VERACHTEST WÜRDIG ZU SEIN. DU BIST NICHT BESSER ALS EIN TIER. EINE STINKENDE, RÄUDIGE KATZE, DIE ES MIT ALLEN UND JEDEM TREIBT. WARTE NUR. DEINE ZEIT IST BALD GEKOMMEN. GLAUB NICHT, DU SEIST IN SICHERHEIT. DORT OBEN IN DEINEM STILLEN KÄMMERLEIN IM FÜNFTEN STOCK. DU BIST ES NICHT. VERRIEGLE NUR RUHIG DEINE TÜREN UND FENSTER. ICH KRIEG DICH TROTZDEM. EINES TAGES, EINES NACHTS, WENN DU AM WENIGSTEN DAMIT RECHNEST, IST DEINE ZEIT GEKOMMEN.
     
    Nightingale starrte entsetzt auf den irren Text, las die hasserfüllten Worte ein zweites Mal. Der Absender wusste, wo sie wohnte, und dass sie das Schloss ihrer Wohnungstür ausgetauscht hatte, seit Blackie da war. Sie nahm einen Schluck von ihrem Getränk und versuchte trotz zitternder Hände, die Nachricht mit ihrem analytischen kriminalistischen Verstand einzuschätzen. Sie musste sich eingestehen, dass ihr Stalker sie nicht in Ruhe lassen würde.
    Zum ersten Mal hatte sie das Wort benutzt, um die Situation zu beschreiben, die ihr Angst machte. Ein Stalker wurde in der Regel gewalttätiger, wenn seine Obsession wuchs. Ihr blieb jetzt nichts anderes mehr übrig, als ihre Kollegen zu informieren. Es würde peinlich werden, weil sie schon so lange bedroht wurde, aber die Sache war zu ernst geworden, um sie noch länger herunterzuspielen.
     
    Mitternacht. Es war drückend warm. Fenwick stützte sich auf einen Ellbogen und blickte auf Claire hinab. Ein Laken bedeckte ihren schlanken Körper. Er versuchte, sich vorsichtig aus dem Bett zu schieben, damit sie nicht wach wurde.
    »Gehst du?«
    Er unterdrückte ein Seufzen und ließ seine Stimme unbeschwert klingen.
    »Ja, ich muss los. Die Kinder fragen sonst beim Frühstück, wo ich bin.«
    Sie setzte sich auf und knipste die Nachttischlampe an, ließ das Laken bis zur Taille herunterrutschen. Das Licht fiel auf ihren Körper, und er verglich sie automatisch mit Monique. Er verbannte den Gedanken mit einem schuldbewussten Kopfschütteln.
    »Irgendwann, Liebling, musst du aber mal hier bleiben. Ich würde gern morgens mit dir aufwachen. Dir das Frühstück machen …«
    Er beugte sich vor und küsste sie rasch auf den Mund, um die Worte aufzuhalten, die das Bild von trauter Zweisamkeit heraufbeschwören wollten.
    »Lass mich dir wenigstens einen Kaffee machen, damit du für die Fahrt nach Hause wach wirst.«
    »Na schön. Ich meine, danke.« Er zog sich schnell an, während sie ihre Nacktheit mit einem Morgenmantel bedeckte und nach unten ging.
    Der Kaffee war viel zu heiß, aber er trank ihn trotzdem, um sie nicht zu kränken. Sie hatte für sich selbst Tee gekocht.
    »Wenn wir schon nicht morgen früh miteinander reden können, erzähl mir doch jetzt, wie dein Tag war. Wir haben gestern Abend ja kaum

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