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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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ein Wort gewechselt.« Sie kicherte, und Fenwick stöhnte innerlich auf. Ihm stand wirklich nicht der Sinn nach Reden, aber ihr zuliebe rang er sich durch.
    »Kein guter Tag. Zu viel Papierkram, ein deprimierender Besuch bei Richard Rike und anschließend eine Besprechung, bei der Quinlan mich unbedingt dabei haben wollte und die schlecht gelaufen ist.«
    »Worum ging’s denn? Ich dachte, ihr zwei kommt prima miteinander klar.«
    »Tun wir auch, aber an uns lag es nicht.«
    »Harper-Brown? Hat er sich in Harlden mal wieder unters Fußvolk gemischt?«
    Fenwick lachte.
    »Nein, jemand vom anderen Ende der Hierarchie. Eine junge Kollegin, die keine Ratschläge annehmen will und keine Ahnung hat, was gut für sie ist.«
    »Wer?« Claires Neugier auf Klatsch und Tratsch aus dem Präsidium war unbezähmbar und fing an, ihm auf die Nerven zu gehen.
    »Du kennst sie nicht, Louise Nightingale.«
    Claires Augen verengten sich, und sie sah ihn an, während er noch einen Schluck Kaffee wagte.
    »Natürlich kenne ich sie. Groß, ein bisschen dünn und energisch. Gute Polizistin, leider mit einem Hang zu Unfällen. Sieh an, sieh an. Was hat sie denn jetzt wieder angestellt?«
    Fenwick spürte stellvertretend für Nightingale einen Anflug von Entrüstung.
    »Ach, nichts Schlimmes. Hat einem Mann das Leben gerettet, wurde dabei verletzt, hat sich die Grippe eingefangen und weigert sich, ihre Medizin zu nehmen. Soll heißen, sie weigert sich, unseren Rat anzunehmen.«
    »Worum geht’s denn genau?« Claire setzte sich auf einen Küchenstuhl, die Augen gebannt auf sein Gesicht gerichtet. Er fand ihren forschenden Blick unangenehm, doch um des lieben Friedens willen erzählte er ihr von der Besprechung. Sie fragte geschickt nach – nicht umsonst war sie Psychologin – und entlockte ihm Einzelheiten über Nightingales schlimmes Jahr und ihre Zukunftsängste. Als er auf seine Begegnung mit ihr im Wald zu sprechen kam, stockte er, weil es ihm zu persönlich erschien.
    »Erzähl doch weiter. Nicht aufhören, wo es gerade interessant wird.«
    Er fuhr fort, beschränkte sich aber auf das Wesentliche.
    »Eins würde mich interessieren«, Claire lächelte, und er kannte den Ausdruck, die Analyseübung machte ihr Spaß, »war der Pullover gewaschen, als sie ihn zurückgegeben hat, oder nicht?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Na, sag schon.«
    »Weder noch. Sie hat ihn noch nicht zurückgegeben. Ich hatte bis jetzt auch nicht mehr dran gedacht.«
    Claire hob tadelnd eine Augenbraue. Sie wirkte verärgert und spülte ihre Tasse schweigend unter fließendem Wasser ab. Ihre funktionale, moderne Küche war makellos. Die Tasse wurde abgetrocknet und weggeräumt.
    »Was ist?«
    »Was soll denn sein?«
    »Hab ich irgendwas Falsches gesagt?« Fenwick spülte seine Tasse ab und kippte die Hälfte seines Kaffees heimlich unter dem laufenden Wasser weg. Als er sich nach dem Geschirrtuch umdrehte, wurde ihm die Tasse aus der Hand gezogen.
    »Nein, hast du nicht. Wenn du gehen musst, beeil dich. Ich muss schlafen. Ich hab morgen einen anstrengenden Tag.«
    »Claire …«, Fenwick stockte ratlos. »Ich versteh nicht.«
    »Da gibt es auch nichts zu verstehen, aber du solltest den Pullover zurückverlangen. Sonst wird es dir noch zur Gewohnheit, deine Sachen an Bedürftige zu verschenken.«
    Verwirrt gab er ihr einen Kuss auf die Wange und wünschte ihr eine gute Nacht. Claire ging wieder ins Bett, konnte aber lange nicht einschlafen.

Kapitel zehn
    Zum zweiten Mal wurde er in den Besucherraum gerufen, aber diesmal ging er mit einer gewissen Ungeduld hin.
    »Du hast dir ganz schön Zeit gelassen.«
    Der aggressive Unterton in Griffiths’ Stimme war neu und gefiel seinem Besucher gar nicht. Er tat so, als wollte er wieder gehen, eine kleine Geste, die die gewünschte Wirkung erzielte.
    »Nein, tut mir Leid. Geh nicht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es hier drin ist. Bitte bleib hier.«
    Griffiths’ flehender Tonfall stimmte seinen Besucher versöhnlich, und er nahm wieder Platz.
    »Aber ohne Saunders ist es erträglicher, nicht?«
    »Ja, er war der Schlimmste. Woher weißt du, dass er tot ist …« Der Mund des Gefangenen klappte auf, als sein durch die Haft träge gewordener Verstand begriff, was die Bemerkung seines Besuchers bedeutete. »Das hast du für mich getan?«
    »Ich tue alles für einen alten Freund, das weißt du doch.«
    »Und kannst du noch was für deinen alten Freund tun?«
    »Oh, ich bin noch nicht fertig, ich muss mich noch

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