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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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so, dass die Aufseher zwischen ihnen hindurchschlendern konnten, und die wackeligen oran-geroten Plastikstühle waren am Boden verschraubt.
    Die Anwesenheit anderer Insassen und die neugierigen Blicke ihrer Gäste beunruhigten ihn. Saunders bugsierte ihn zu dem leeren Stuhl am Ende der Reihe, gegenüber von einem großen Mann in einem schicken Jackett, der sich gerade bückte, als würde er sich einen Schuh zubinden. Er bemühte sich, sein rasches Blinzeln zu kontrollieren, und straffte die Schultern, obwohl er sich seines ungeschützten Rückens durchaus bewusst war. Sein geheimnisvoller Besucher richtete sich auf. Die Form des Kopfes und die Linie des Kinns waren ihm so vertraut wie seine eigenen. Sein Herz machte einen Sprung, und vor Aufregung hatte er plötzlich einen Kloß im Hals. Seit kurz vor seiner Verhaftung hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Er war so nervös, dass er über die eigenen Füße stolperte, als er auf den leeren Stuhl zueilte.
    »Du hättest nicht kommen sollen! Ausgerechnet … hierher.« Der Mann, der ihm gegenübersaß, betrachtete ihn schweigend mit Augen, die die Farbe von arktischem Eis hatten. »Du passt nicht hierhin. Das ist unter deiner Würde.«
    »Unter deiner auch, trotzdem bist du hier.« Die unausgesprochene Kritik war klar, trotz des sorgsam beherrschten Tons.
    »Ich hab dich enttäuscht. Ich hatte keine Ahnung, dass sie der letzte Dreck ist.«
    »Du hast die Regeln gebrochen.«
    »Ich … ich wollte mich richtig mit ihr treffen.«

    39

    »Blödsinn.« Sein Besucher blickte angewidert weg. »Du warst faul, gib’s zu.«
    »Ich war faul.«
    »Sag es noch einmal.«
    »Ich war faul.«
    »Ich war blöd, sag es.«
    »Ich war blöd. Hör mal, D …«
    »Keine Namen. Bist du ein Vollidiot?«
    »Tschuldigung.« Griffiths ließ den Kopf hängen, wagte nicht, noch etwas zu sagen, ehe er nicht dazu aufgefordert wurde.
    »Ich war im Gerichtssaal, jeden Tag.«
    »Ich hab dich gesehen. Danke, dass du wegen mir gekommen bist.«
    Der Mann erwiderte nichts darauf, sondern setzte ein Lä-
    cheln auf, das Griffiths zusammenzucken ließ.
    »Bis zum Schluss habe ich gedacht, du gewinnst. Die Aussage der Polizistin war eine Farce. Sie hätte gar nicht zugelassen werden dürfen.«
    »Ohne die wäre ich jetzt nicht hier. Ich habe keine Fehler gemacht.« Sein Ton klang flehentlich. »Ich hab mich doch bloß ein zweites Mal mit ihr verabredet.«
    »Aber das war gegen die Regeln. Du weißt, was passiert, wenn du dich zu sehr auf jemanden einlässt. Du hast das schon mal gemacht, aber da konnte ich dir aus dem Schla-massel raushelfen, den du dir eingebrockt hattest. Weißt du noch?«
    »Es war unfair. Sie hat mich in eine Falle gelockt.«
    »Ich weiß, sehr unangenehm. Nach der ganzen Mühe, die ich mir mit dir gemacht habe, wäre es ein Jammer, wenn das alles … für die Katz gewesen wäre.«
    »Was willst du mit ihr machen?«

    40

    »Keine Sorge. Ich erledige das auf meine Art.«
    »Sobald ich wieder draußen bin, tue ich alles, was du willst, und ich schwöre, ab jetzt halte ich mich an die Regeln.«
    »Wir werden sehen.«
    Griffiths spürte sein Ego förmlich schrumpfen. Ein einziger Blick aus diesen Augen konnte ihn vernichten. Wenn der Mann ihm gegenüber ihn befreien wollte, dann bestand Hoffnung, aber er musste ihn überzeugen, dass er die Mühe wert war. Ein Aufseher kam zu ihnen, starrte sie eindringlich an und ging langsam weiter.
    »Wer war das?«
    »Saunders, ein sadistisches Schwein. Einer von den Schlimmsten. Er ist brutal, und auf mich hat er es besonders abgesehen.«
    Mit einem unergründlichen Ausdruck folgten die Augen des Besuchers dem Aufseher durch den Raum.
    »Macht er dir das Leben schwer?«
    »Ständig.«
    »Er kann mit dir nicht umspringen, wie er will. Ich mag es nicht, wenn Leute mit schwacher Persönlichkeit sich Jobs suchen, über die sie ihre Autorität beziehen. Saunders heißt er? Ich nehme an, er wohnt hier in der Gegend.« Der Besucher musterte den Wärter.
    Griffiths umklammerte den Tisch.
    »Ich halt das hier nicht aus. Ich muss raus.« In seiner Stimme schwang ein panischer Unterton mit.
    »Vorsicht. Du darfst keine Schwäche zeigen. Ich arbeite dran, keine Sorge.«
    »Du denkst an Aus-?« Der Besucher hob eine Hand, und Griffiths verstummte.
    »Unmöglich, aber eine Berufung … das ist wesentlich vielversprechender.«

    41

    »Aber das dauert Jahre, und mein Anwalt sagt, die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig … höchstens.«
    »Hab Vertrauen. Mal

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