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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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können. Selbst die Besuche bei Monique im Krankenhaus waren zur Routine geworden, traurig, das noch immer, aber nicht länger trauma-tisch.
    »Dann also wegen der Cliquenwirtschaft. Habe ich mir schon gedacht. Sie werden sich nie so weit verbiegen, dass Sie es zum Diplomaten bringen.«
    Fenwick lachte laut, und sein Vorgesetzter sah ihn verblüfft an. In den Monaten vor seinem Einsatz in London hatte er ihn selten auch nur lächeln sehen. Während seiner Ab-wesenheit hatte er sich verändert, und etwas von dem alten Fenwick, der seit der Erkrankung seiner Frau verschwunden gewesen war, kam allmählich wieder zum Vorschein.
    »Ich fand diese Cliquenwirtschaft entsetzlich, und auch diese Leisetreterei, mit der man seine Arbeit machen muss, aber ich hab mich so durchgewurstelt, weil mir keine andere Wahl blieb. Commander Cator hat mir sogar zu meiner guten Arbeit gratuliert. Er hatte wesentlich Schlechteres erwartet.«
    »Was ist dann der Grund? Warum lassen Sie sich die Chance auf eine fast sichere Beförderung entgehen?«
    Quinlan blickte ihn gequält an. Er war ein alter Freund und Verbündeter, und Fenwick fand, dass er eine ehrliche Antwort verdiente.
    »Das ist mir alles zu indirekt. Die Ermittlungen ziehen sich über Jahre hin, und die Kriminellen gehen so trickreich vor, dass die Beweislage oft völlig undurchschaubar ist, so als wür-de man mit verbundenen Augen einen Zauberwürfel drehen.
    Die Syndikate haben mehr Geldmittel zur Verfügung als wir!
    Und überhaupt bin ich nicht besonders gut darin, Verbrechen am Schreibtisch aufzuklären.«

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    Den größten Minuspunkt verkniff er sich. Die Straftaten waren häufig so kompliziert, dass Geschworene sie nicht durchschauten, was eine deprimierend niedrige Verurteilungs-rate zur Folge hatte. Er war ein Mann, der gewinnen musste.
    »Cator bezeichnet Sie aber in seinem Bericht an mich als Naturtalent. Er hat Sie ›entschlossen und durchsetzungsfähig‹
    genannt, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte nichts lieber, als dass Wainwright-Smith arm wie eine Kirchenmaus hinter Gittern landet. Das hat dieser Mistkerl verdient.« Die Gehässigkeit in Fenwicks Stimme verblüffte sie beide. Nach kurzer Stille nickte Quinlan bedächtig. Er verstand.
    »Natürlich. Für Sie war es keine gesichtslose Straftat, das hatte ich vergessen. Nun gut«, er holte tief Luft, »ich habe Ihnen gesagt, was ich denke, und ich werde nicht wieder damit anfangen. Hier wartet genug Arbeit auf Sie, in die Sie sich richtig reinknien können.«
    »Der Fall Griffiths muss für das Team hart gewesen sein.«
    Die neuen Spuren der Anspannung in Quinlans Gesicht waren Fenwick nicht entgangen. »Wie ich höre, haben Sie das Heft selbst in die Hand genommen, gegen Ende.«
    »Harper-Brown wollte es so. Derek Blite hat die Ermittlungen nach der ersten Vergewaltigung geleitet, aber dann wurde diese arme Frau umgebracht, bei sich zu Hause und nur wenige Tage nach der vorausgegangenen Vergewaltigung. Ich musste die Sache in die Hand nehmen. Aber trotz all unserer Arbeit haben wir die Staatsanwaltschaft nur zur Anklage in drei der sieben Fälle überzeugen können, die unserer Meinung nach auf Griffiths’ Konto gehen. Es ist verdammt ärgerlich, dass die anderen Fälle noch ungelöst sind.«
    »Aber Sie haben es geschafft. Er hat schließlich lebenslänglich bekommen.«

    46

    »Dank Nightingale. Sie hat ihre Sache großartig gemacht.
    Ich glaube, ohne ihre Aussage wäre er vielleicht freigespro-chen worden. Sie hätten das Schlussplädoyer des Verteidigers hören sollen. Er hat die Geschworenen daran erinnert, dass sie nur dann zu einem Schuldspruch gelangen könnten, wenn sie zweifelsfrei von der Schuld des Angeklagten überzeugt seien, und dass die Aussage von Nightingale seiner Meinung nach ernste Zweifel aufwerfen würde.«
    »Er hat verloren, wir haben gewonnen. Nightingale hat allen Grund, mit sich zufrieden zu sein.«
    »Mag sein.« Quinlan blickte skeptisch. »Wissen Sie, dass sie vor zwei Monaten beide Eltern durch einen Autounfall verloren hat? Traurige Geschichte.«
    »Ich hatte keine Ahnung. Wie verkraftet sie es?«
    »Anscheinend ganz gut. Ich hab ihr angeboten, Urlaub zu nehmen, aber sie ist nach der Beisetzung gleich wieder zum Dienst erschienen. Manchmal denke ich, sie mutet sich zu viel zu.«

    Am folgenden Tag sah sich das Objekt des gemeinsamen Interesses von Quinlan und Fenwick vor eine weitere, völlig unerwartete Probe gestellt. Als sie

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