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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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schütterem Haar. Es kostete Fenwick seine ganze Selbstbeherrschung, um ihn nicht zu schütteln. »Herrgott, nun sagen Sie schon! Es geht hier um Leben und Tod.«
    »Vielleicht. Ihre Familie hat seit ewigen Zeiten hier gelebt.«
    »Ich weiß, Mill Farm. Wie komm ich dahin?«
    »Keine Ahnung. Die liegt irgendwo in den Bergen, westlich von hier. Richtung Klippen. Bestimmt acht Meilen entfernt. Bin aber nie da gewesen.«
    Fenwick hakte nach, bekam aber nicht mehr aus ihm heraus. Als er ging, hatte er das Gefühl, betrogen worden zu sein, wusste aber nicht, wieso. Unterm Strich war er seinem Ziel, das Haus zu finden, noch keinen Schritt näher gekom-576

    men. Weiter oben am Hang sah er eine lange Reihe Polizisten Aufstellung nehmen. Die Verstärkung war offenbar eingetroffen und von MacIntyre zügig eingesetzt worden. Zumindest konnten sie jetzt anfangen, die Leute aus dem Schlaf zu reißen. Er ging schnurstracks zum Postamt und klopfte an die Tür. Ein besorgt dreinblickender Mann Mitte dreißig machte ihm auf.
    »Polizei. Wir suchen einen flüchtigen Mörder und müssen eine junge Frau finden, ehe sie sein nächstes Opfer wird.«
    Der Mann riss alarmiert die Augen auf und winkte Fenwick ins Haus.
    »Inspector Fenwick. Wir müssen zur Mill Farm, die den Nightingales gehört. Wir wissen, dass sie hier irgendwo in der Nähe liegt, brauchen aber genauere Angaben.«
    »Vielleicht weiß meine Frau was, sie ist von hier. Warten Sie.«
    Als er wiederkam, war seine Frau dabei.
    »Natürlich kenne ich die Nightingales, die waren früher hier ziemlich berühmt-berüchtigt.«
    »Und wo liegt die Farm?«
    »Da bin ich überfragt, aber ich kenne jemanden, der Ihnen helfen kann, Pete Trewellin. Er war hier dreißig Jahre lang Postbote. Irgendwo hab ich seine Telefonnummer. Er und mein Dad waren befreundet.« Sie kramte in einer Schreib-tischschublade herum, und Fenwick versuchte, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
    »Ich hab sie.« Sie reichte ihm einen Zettel und deutete auf das Telefon. »Bitte sehr.«
    Es dauerte eine Weile, bis sich jemand meldete, und als Erstes wurde Fenwick mit wüsten Beschimpfungen überschüttet. Sobald eine Pause eintrat, stellte er sich vor und er-klärte, welche Informationen er brauchte. Er musste sein An-577

    liegen einige Male wiederholen, bis Pete Trewellin ihn verstanden hatte und ihm eine genaue Wegbeschreibung gab, gespickt mit den typischen Erklärungen eines Ortskundigen:
    »Kurz vor der Weißbuche, in die vor drei Jahren der Blitz eingeschlagen hat, müssen Sie rechts abbiegen« … Schließlich glaubte Fenwick, genug zu wissen, um die Farm finden zu können.
    Sie lag über zwölf Meilen weit weg, nicht acht, und er konnte sich nicht vorstellen, dass Smith sich zu Fuß auf den Weg gemacht hatte. Vielleicht war er ja wirklich noch im Ort, aber darauf konnte er sich nicht verlassen. Er stapfte den Berg hinauf und ging zum Parkplatz zurück.
    MacIntyre sah ihn undurchdringlich an und zögerte.
    »… Ich habe einen Anruf aus Telford bekommen. Sie haben den See abgesucht. Constable Knots …«
    »Mein Gott.« Fenwick schnaufte, besann sich aber sofort.
    Für Knotty konnte er nichts mehr tun. »Ich weiß, wo die Farm liegt.«
    Er bekam zwei Männer und einen Streifenwagen, und sie brausten sofort los.

    Im Pub unten im Ort trank Tremayne seinen zweiten Brandy, seit der Polizist gegangen war, und atmete tief durch, um seine Nerven zu beruhigen, doch ohne Erfolg. Er hatte der Polizei nicht alles gesagt, das hatte noch kein Tremayne je getan, aber er hatte mehr als genug ausgeplaudert. Bei dem Gedanken bekam er Herzrasen.
    Auch das zweite Glas war jetzt leer, und er goss sich noch einmal ordentlich nach. Natürlich hatte er die Gesichter auf den Fotos wieder erkannt, genau wie er Lulus Bastard sofort wieder erkannt hatte, als die Frau hereinspaziert kam. Die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter war unheimlich. Jeder, der in 578

    den Siebzigerjahren hier im Ort jung gewesen war, wusste, wo die Nightingales wohnten. Manche waren sogar selbst dort gewesen, und obwohl jeder stets beteuert hatte, dass die Geschichten von angeblichen Ausschweifungen nicht mehr waren als Gerüchte, hatte das Gerede nicht aufgehört.
    Daher hatte er nicht lange gezögert, als dieser Smith einen schönen glatten Fünfzig-Pfund-Schein aus dem Portemonnaie gezogen und ihn um eine Wegbeschreibung gebeten hatte.
    Bei der Erinnerung daran stieg ihm ein galliger Geschmack in die Kehle, doch er würgte ihn herunter, spülte dann mit dem

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