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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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besseren Zugang zur Leiche zu haben. Auf MacIntyres Anweisung hin hatte man sie noch nicht bewegt, und in der warmen Nachtluft war das Zimmer vom Geruch des Todes erfüllt, obwohl das Fenster weit offen stand. Beamte der örtlichen Kripo ließen die beiden Kollegen aus London die Leiche in Augenschein nehmen und warteten geduldig ab, bis sie ihnen Bericht erstatten konnten. Erst als MacIntyre und Fenwick in den Spei-sesaal gingen und sich an einen Tisch setzten, der schon fürs Frühstück eingedeckt war, wurde die Leiche der Frau endlich in einen Leichensack gepackt und abtransportiert.
    MacIntyre las laut aus dem Polizeibericht vor, den man bereits für sie geschrieben hatte.
    »Der Pathologe schätzt, dass die Frau seit höchstens vierundzwanzig und mindestens fünfzehn Stunden tot ist, aber wir haben Zeugenaussagen, mit denen sich die Tatzeit präziser bestimmen lässt, vorausgesetzt, Smith ist der Mörder.
    Zuletzt lebend gesehen wurde sie kurz nach zehn Uhr morgens, als die letzten Gäste den Frühstücksraum verließen, und der Mann mit den Pflastern und Verbänden, der sich als ihr Gatte ausgegeben hat, ist vor elf weggegangen.«
    John Oldham, der Leiter der Ermittlungen vor Ort, kam herein, setzte sich MacIntyre gegenüber und strich das rot karierte Tischtuch glatt.
    »Irgendwelche Verdachtsmomente, wohin er verschwunden sein könnte, John?«

    568

    »Nein, Superintendent. Wir haben eine Zeugenaussage, dass er einen blauen Peugeot gefahren ist, aber mehr auch nicht. Wir denken, es war der Wagen von Wendy Smith, und ich rechne jede Minute mit einer Liste der möglichen Kennzeichen. Es wäre leichter, wenn sie nicht ausgerechnet Smith hieße.«
    »Wem sagen Sie das.« MacIntyre lächelte ihn freundlich an, ein Lächeln, das unerfahrene Provinzpolizisten meistens beruhigte.
    »Ich habe noch einen Teil Ihres Gesprächs mitbekommen.
    Meinen Sie, er ist absichtlich hierhergekommen?« Die Frage richtete sich an Fenwick.
    »Ja. Ich glaube nicht, dass er sich rein zufällig für diese Gegend entschieden hat. Haben Sie in seinem Zimmer irgendwas gefunden, was uns weiterhelfen könnte?«
    »Ich lass es holen.«
    Es war eine mickrige Sammlung, schon in beschrifteten Beweismittelbeuteln. Eine billige Reisetasche aus Lederimitat, darin ein Schminktäschchen mit Lippenstift, ein Nachthemd und ein leeres Portemonnaie, ohne auch nur einen einzigen Penny darin, um den Teufel auf Abstand zu halten, wie Fenwicks Mutter gesagt hätte. Der Inhalt des Papierkorbs bestand aus einem benutzten Taschentuch, Verpackungsresten einer Rolle Pfefferminzbonbons, einer leeren Papiertüte und einem Kassenbon mit Datum vom Vortag und aufgedruckter Uhrzeit: neun Uhr drei.
    »Was haben sie gekauft?«
    »Verzeihung?« Oldham blickte ihn verwirrt an.
    »Der Kassenbon. Wofür war der? Der ist von einem Laden hier im Ort, der Name steht drauf.«
    »Die Pfefferminzbonbons, vielleicht eine Zeitung, die Smith mitgenommen hat, wer weiß.«

    569

    »Hier stehen drei Artikel, und in dem Zimmer wurde nichts gefunden, was in Frage käme. Sie ist losgegangen, hat irgendwas gekauft und wurde dann ermordet. Was sollte sie für Smith einkaufen? Das müssen wir wissen, und zwar sofort.«
    Angesichts der barschen Anweisungen von Fenwick lachte John Oldham etwas unsicher und schaute zu MacIntyre hi-nüber, der die Achseln zuckte, dann aber nickte. Nachdem Oldham hinaus zu seinen Leuten gegangen war, sagte MacIntyre leise: »Übertreiben Sie’s nicht, Andrew. Die Kollegen hier geben sich alle Mühe.«
    »Wir müssen ihn finden. Ich rufe jetzt noch mal die Nummer an, die Nightingale mir heute auf die Mailbox gesprochen hat.« Sein Mund war trocken, während er wählte, dann schüttelte er enttäuscht den Kopf, ehe er ins Telefon sprach: »Hallo Nightingale, ähm, Louise. Ich bin’s schon wieder, Andrew Fenwick. Bitte rufen Sie mich zurück, dringend, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich bin in Devon. Wir haben jetzt zwanzig vor zwölf. Wenn Sie irgendwo in der Nähe sind und diese Nachricht abhören, steigen Sie in Ihr Auto, verriegeln Sie die Türen und fahren Sie sofort zum nächsten Polizeirevier. Lassen Sie sich auf keinen Fall aufhalten, von niemandem.«
    Oldham kehrte zurück und setzte sich Fenwick gegenü-
    ber.
    »Der Laden hat rund um die Uhr geöffnet. Ich hab jemanden hingeschickt, der herausfinden soll, was Wendy Smith gekauft hat.«
    »Irgendwas übersehe ich.« Fenwick schüttelte den Kopf.
    »Ich bin sicher, ich könnte noch mehr tun.« Er tigerte

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