Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
geschätzte Lektorin Cathy Repetti mit Rotstift ein dickes »Nein!«.
Ich kenne viele Menschen, die Miss Repettis Ablehnung wohl teilen würden.
Die Autorin Gallagher Gray war so freundlich, mir einen dreiseitigen Brief zu schreiben. Wir sind in so gut wie keinem Punkt einer Meinung, obwohl jedes ihrer Argumente eine gewisse Gültigkeit besitzt.
Der Held muss das innere Bedürfnis haben, Gerechtigkeit durchzusetzen und die Wahrheit zu finden. Andernfalls würde der Roman dem wahren Leben zu stark ähneln – und was hat es für einen Sinn, einen Krimi zu lesen, der ganz wie das wirkliche Leben ist?
Raymond Chandler schrieb in Mord ist keine Kunst :
Durch diese verrufenen Straßen muss ein Mann gehen, der selbst nicht verrufen ist, der weder befleckt noch ängstlich ist … Er muss … ein Mann von Ehre sein – von Natur aus, weil er nicht anders kann und nicht erst darüber nachdenken muss, ganz gewiss sich dessen auch nicht rühmen würde. Er muss der beste Mann dieser Welt sein und gut genug für jede beliebige andere Welt ….
Ich sage:
Chili Palmer [ Schnappt Shorty , Elmore Leonard):
Geldhai, Eintreiber, Schläger.
Eddie Coyle ( Die Freunde von Eddie Coyle ):
Waffenhändler, Kleingangster, Informant.
Parker ( Parkers Rache, Parkers Urteil, Eine Falle für Parker, Ein
Job für Parker von Donald Westlake als Richard Stark):
Bewaffneter Räuber, kaltblütiger Killer.
Don Corleone ( Der Pate , Mario Puzo):
Killer, Erpresser, Kopf einer Verbrecherorganisation, besticht Gewerkschaftler, Politiker und Richter, führt illegale
Spielhallen, bezahlt Schläger, gibt Morde in Auftrag.
Michael Corleone :
Genau wie oben, aber außerdem lässt er sowohl seinen
Schwager als auch seinen eigenen Bruder töten.
Harry Morgan ( Haben und Nichthaben , Ernest Hemingway):
Schmuggler, kaltblütiger Killer, Betrüger, Rassist.
Homeboy ( Homeboy , Seth Morgan):
Junkie, Dieb, Lügner, lässt außerdem seinen besten Freund ins Messer laufen.
Roy Dillon ( Grifters , Jim Thompson):
Schwindler mit Ödipuskomplex.
Und hier habe ich noch nicht einmal jenes breite Sortiment von Helden erwähnt, die im Namen des Gesetzes unglaublich grausige und grausame Dinge tun. Spenser tötet in jedem Buch gleich eine ganze Reihe von Menschen. Das erste Mal, dass wir Sharkey in Sharkey’s Machine von William Diehl begegnen, kauft er gerade als Undercover-Agent Koks ein. Seine Tarnung fliegt auf, der böse Bube rennt davon, Sharkey verfolgt ihn und ballert fröhlich zur Hauptgeschäftszeit in Downtwon Atlanta hinter ihm her. Als der Schurke in einen überfüllten Bus flüchtet, steigt Sharkey ebenfalls ein und erschießt ihn – mit drei Schüssen! Ich für meinen Teil möchte einem solchen Clown im wahren Leben nicht in meiner Nachbarschaft begegnen. Oder dort, wo meine Mutter einkauft. Oder im Bus, in dem meine Tochter zur Schule fährt. Es gibt keine Rechtfertigung für eine solche Tat, nicht einmal, wenn der erschossene Typ Pablo Escobar gewesen wäre und nicht dieser kleine Dealer. Doch in der Thrillerwelt sind es Cops wie Sharkey – Jungs von der Straße, mit allen Wassern gewaschen, vertraut im Umgang mit der Unterwelt –, die als aufrecht und rechtschaffen gelten. Formulargeile Bürohengste, die Sharkeys grenzenlosen Irrsinn kritisieren, werden dagegen als hasenfüßige Ignoranten und als Verräter im Krieg gegen das Verbrechen abgekanzelt.
Meine persönliche Favoritin ist die Heldin aus Nancy Taylor Rosenbergs Mildernde Umstände . Sie arbeitet im Bereich Strafrechtspflege, so wie es laut Klappentext Mrs. Rosenberg auch getan hat. Staatsanwältin, nehme ich an. Oder Bewährungshelferin. Wie auch immer – jemand bricht ins Haus der Heldin ein und vergewaltigt sie und ihre Tochter. Sie erstatten Anzeige. Als die Heldin Fotos von möglichen Tätern durchsieht, erkennt sie den Mann, sucht ihn zu Hause auf und legt ihn um. Peng!
Dann lässt die Polizei ihre Tochter zur Identifizierung kommen. Sie deutet ohne Umschweife auf einen anderen Kerl. Sind Sie sicher? Ja, ganz sicher.
Upps! Den Falschen umgelegt. So was.
Leidet die Heldin nun unter quälenden Schuldgefühlen? Macht sie sich wenigstens ein paar Gedanken? Ja, schon, aber nur im Hinblick auf die Möglichkeit, zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Und kommt man ihr auf die Spur? Nun, es gibt da einen Freund, ihren besten Freund, ein Cop, den sie von ganzem Herzen bewundert, weil er der aufrichtigste und rechtschaffenste Cop ist, dem sie je begegnet ist. (Die Autorin gibt sich
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